Autoabsatz BMW, Audi und Daimler legen zu, Ford schwächelt

Der europäische Automarkt befindet sich in einem intensiven Rabattkampf um die wenigen Neukunden. Trotzdem können die deutschen Hersteller BMW, Audi und Daimler zulegen. Beim US-Hersteller Ford sieht es schlechter aus.

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Bei den Verkaufszahlen konnte BMW weiter zulegen. Quelle: dpa

Hamburg/Paris Der Pkw-Absatz in Deutschland ist Branchenkreisen zufolge im September kräftig gestiegen. Die Neuzulassungen seien im vergangenen Monat um gut fünf Prozent höher gewesen als vor Jahresfrist, sagte eine mit den Zahlen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag.

Ein Grund sei gewesen, dass der September einen Verkaufstag mehr hatte als vor einem Jahr. Bereinigt um diesen Effekt hätten die Neuzulassungen nur leicht über dem Vorjahreswert gelegen. Seit Jahresbeginn seien rund 2,9 Prozent mehr Fahrzeuge neu zugelassen worden.

Auch in anderen europäischen Ländern legten die Neuzulassungen im September zu. In Frankreich, wo die Hersteller ab dieser Woche auf dem Pariser Autosalon ihre Neuheiten präsentieren, kamen sechs Prozent mehr Fahrzeuge auf die Straßen. Etwas niedriger war der Anstieg mit plus drei Prozent in Italien. Am stärksten legte der Absatz mit 26 Prozent in Spanien zu, weil dort die Regierung den Autokauf mit einer Verschrottungsprämie ankurbelt.

BMW-Chef Norbert Reithofer sieht in Europa weiterhin einen intensiven Rabattkampf um die wenigen Neukunden. Das Preisniveau auf dem Heimatkontinent sei schlechter als zu Jahresbeginn erwartet, sagte er am Donnerstag auf dem Pariser Autosalon.

Allerdings sei die Entwicklung nicht so dramatisch, dass der Konzern deswegen von seinen Gewinnzielen abrücken müsste. Besonders hart sei das Geschäft im Heimatland der drei großen Premiumhersteller BMW, Audi und Daimler. „Das ist wirklicher Wettbewerb mit Konsequenzen für den Preis“, sagte er.

Bei den Verkaufszahlen konnten die Münchner im September weiter zulegen. Konzernweit sei der Absatz vergangenen Monat um rund fünf Prozent gestiegen, die Marke BMW habe um etwa sechs Prozent zugelegt. Damit sieht Reithofer für die ersten neun Monate ein Plus von rund neun Prozent bei der Marke BMW. Weil zum Jahresende noch einige neue Modelle zu den Händlern kommen, rechnet der Konzernchef für die verbleibenden drei Monate nochmal mit einem kräftigeren Wachstum.

Allerdings sei durch die politische Krise um die Ukraine der Gesamtmarkt in Russland und der Ukraine um 27 Prozent zurückgegangen. „Wir können uns diesem Markttrend nicht entziehen“, sagte BMW-Chef Norbert Reithofer am Donnerstag auf der Automesse in Paris.

Trotz des Absatzeinbruchs am Automarkt in Russland hat Daimler nach den Worten von Vorstandschef Dieter Zetsche einen Zuwachs bei den Verkaufszahlen. Mercedes-Benz habe die Monate Juli bis September in Russland besser abgeschlossen als im Vorjahr. „Wir unterscheiden uns signifikant von den Wettbewerbern“, sagte Zetsche am Donnerstag auf der Automesse in Paris.


Audi will Premiummarke Nummer eins sein

Der kriselnde Automarkt steht nach den Worten von Audi-Chef Rupert Stadler vor „riesigen Herausforderungen“. Es gebe viele Turbulenzen auf dem Markt, sagte Stadler am Donnerstag während der Automesse in Paris. Dennoch habe Audi seit Jahresbeginn mit einem weltweiten Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr beim Absatz sehr gute Zahlen hingelegt und werde 2014 wie erwartet 1,7 Millionen Autos verkaufen. Bis 2020 solle die Marke von zwei Millionen geschafft werden. „Wir haben weiter den Anspruch, die Premiummarke Nummer eins zu sein“, betonte Stadler.

Auch Toyota stemmt sich gegen den Einbruch des Automarktes in Russland. Dort erwartet der weltweite Branchenprimus 2014 für sich einen Absatz auf Vorjahresniveau, wie Europa-Chef Didier Leroy am Mittwoch auf dem Pariser Autosalon sagte. Helfen sollen dabei vor allem die Premium-Modelle Camry und Lexus. Sie hätten dazu beigetragen, dass der japanische Konzern seinen Anteil am russischen Markt in diesem Jahr um rund ein Prozent ausbaute, erläuterte Leroy.

Nach der Gewinnwarnung Anfang der Woche lässt Ford Europa den Zeitpunkt für die Rückkehr in die Gewinnzone offen. „Wir geben noch keine Prognosen für die Jahre nach 2015“, sagte der Europa-Chef des US-Herstellers, Stephen Odell, am Donnerstag auf dem Pariser Autosalon. Zum Ende des Jahrzehnts strebe Ford in Europa aber Gewinnmargen von drei bis fünf Prozent an.

Erst am Montag hatte der US-Autobauer sein Ziel begraben, von 2015 an in Europa wieder Geld zu verdienen. Stattdessen rechnet der Konzern nun mit Verlusten von 250 Millionen Dollar (198 Mio Euro) in Europa. 2013 hatte Ford in Europa noch 1,2 Milliarden Euro verloren.

Odell begründete die neue Prognose mit dem Absatzeinbruch in Russland und den Mini-Zinsen im Euroraum, die die Pensionskosten in die Höhe treiben. In Russland verkaufte Ford in den ersten acht Monaten des Jahres 43 Prozent weniger Autos als im Vorjahr - keinen anderen der großen Autobauer traf es so hart. Ford hatte kürzlich für das Werk in Köln Kurzarbeit für Oktober und November für 4000 Beschäftigte angekündigt.

Dennoch sieht Odell Ford auf dem richtigen Weg. Zum Jahresende wird nach den Werken in England auch der Standort Genk in Belgien geschlossen sein. Dann seien die Werke wieder zu über 80 Prozent ausgelastet. 2012 lag die Auslastung nach den Angaben noch unter 70 Prozent. „Wir haben getan, was nötig war“, sagte Odell. Das gelte für die Autoindustrie insgesamt allerdings nicht.

Auch im restlichen Europa lief der Markt nach dem starken Jahresstart zuletzt wieder etwas schlechter. Odell sieht aber noch keine Trendwende: „Es ist zu früh zu sagen, ob dem europäischen Automarkt schon wieder die Luft ausgeht, oder ob er sich nur eine Verschnaufpause gönnt.“

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