Autobauer wird elektrisch Volvo lässt den Verbrenner sterben

Der Autohersteller Volvo verspricht eine radikale Wende in seiner Modellpolitik. Schon in zwei Jahren soll es kein Auto mehr ohne Elektromotor geben. Die Schweden verabschieden sich damit von Benzin- und Dieselantrieben.

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Radikaler Wandel: Schon in zwei Jahren soll es bei Volvo kein Auto mehr ohne Elektromotor geben. Quelle: Reuters

Düsseldorf Der schwedische Autohersteller Volvo nimmt Abschied vom Verbrennungsmotor und kündigt eine grundlegende Kehrtwende in der Antriebstechnik an. Volvo will Fahrzeuge mit reinem Benzin- und Dieselantrieb in wenigen Jahren komplett aus seinem Modellprogramm streichen. Von 2019 an werde jedes neue Volvo-Fahrzeug mit einem Elektromotor ausgestattet sein, kündigte der Autobauer am Mittwochmorgen in Göteborg an. Verbrennungsmotoren werde es nur noch als Zusatzaggregat geben.

Volvo spricht von einem „neuen Kapitel“ in der Geschichte des Automobils. Die Ankündigung bedeute das Ende des ausschließlich vom Verbrennungsmotor angetriebenen Autos, sagte Volvo-Chef Håkan Samuelsson, der in Deutschland viele Jahre Chef der Volkswagen-Lkw-Tochter MAN war. „Wir wollen gerüstet sein für die heutigen und zukünftigen Bedürfnisse unserer Kunden. Demnächst können sie unter den elektrifizierten Volvo-Modellen wählen, was immer sie sich wünschen“, betonte Samuelsson.

Es sei einer der bedeutendsten Schritte, den ein Automobilhersteller im Bereich Elektrifizierung unternommen habe. Volvo reagiert damit auch auf die wachsende Konkurrenz bei Elektroautos. Der schwedische Hersteller zählt wie BMW und Daimler zu den Premiumanbietern. Zum wichtigsten Konkurrenten entwickelt sich immer stärker der US-Elektroautobauer Tesla.

Volvo stützt sich bei seiner Neuausrichtung auf die Finanzkraft seines chinesischen Mutterkonzerns Geely, zu dem die Schweden seit 2010 gehören. Mit jährlich nur gut 500.000 verkauften Autos zählt Volvo zu den kleineren Premiumanbietern.

Auch in China ist der Wechsel auf den Batterieantrieb ein zentrales Thema für alle Automobilhersteller. Das erste Elektroauto von Volvo wird auch aus einer chinesischen Fabrik kommen. Geely hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass es mit Lynk & Co. eine zweite globale Premiummarke des Konzerns geben werde. Auch bei Lynk & Co. stehen neue Elektroaggregate im Mittelpunkt des Motorenangebotes.

Volvo halte an seinem Ziel fest, bis zum Jahr 2025 insgesamt eine Million elektrifizierter Fahrzeuge verkaufen zu wollen. „Was wir sagen, meinen wir auch so. Und auf diese Weise wollen wir dieses Ziel erreichen“, betonte Samuelsson. Ähnliche Verkaufsziele haben auch andere Hersteller wie Volkswagen und Daimler angekündigt.

In den Jahren 2019 bis 2021 will Volvo fünf reine E-Autos auf den Markt bringen. Diese Fahrzeuge sollten ergänzt werden durch eine Reihe von Hybrid-Modellen, die per Stecker geladen werden und als Ergänzung einen Verbrennungsmotor bekommen.

Zusätzlich wird es auch Autos mit 48-Volt-Mildhybridsystem geben, bei denen die Batterien nicht per Kabel aufgeladen werden müssen. Volvo kalkuliert damit, dass solche Autos vor allem in den Städten nachgefragt werden, wo es nicht genügend Ladestationen gibt. Die Schweden kündigten an, dass sie damit eine der umfangreichsten elektrifizierten Modellpaletten in der gesamten Automobilbranche anbieten werden.

Schon im Mai hatte Samuelsson gesagt, kein Geld mehr in die Entwicklung neuer Dieselmotoren stecken zu wollen. „Aus heutiger Sicht werden wir keine neue Generation von Dieselmotoren entwickeln“, hatte Samuelsson betont. Wegen schärferer Abgasvorgaben wird die Entwicklung neuer Dieselmotoren immer teurer.

Die meisten anderen Autohersteller wollen zunächst an Verbrennungsmotoren festhalten und auch neue Dieselaggregate entwickeln. Allenfalls bei Kleinwagen wird es Abstriche bei der Diesel-Motorisierung geben. Bei großen und schweren SUV gilt der Diesel wegen seines niedrigen Verbrauchs bei den meisten Herstellern auch jetzt noch als unverzichtbar.

Der Diesel ist wegen seiner Stickoxid-Emissionen in die Kritik geraten. Fast überall in Europa wird deshalb über Fahrverbote diskutiert. Immer neue Berichte über mögliche Abgas-Manipulationen sowie Differenzen zwischen Abgaswerten auf dem Prüfstand und im realen Verkehr haben unter den Autokunden für große Verunsicherung gesorgt. Die Diesel-Neuzulassungen sind auf Talfahrt. In Deutschland ist der Diesel-Anteil an den Pkw-Neuzulassungen binnen Jahresfrist von 46 auf 41 Prozent gesunken.

Erst vor wenigen Tagen hatte Volvo angekündigt, dass es mit „Polestar“ eine eigenständige Marke für elektrifizierte Hochleistungs-Fahrzeuge geben werde. Die Position als Chief Executive Officer (CEO) von Polestar übernimmt Volvo-Design-Chef Thomas Ingenlath. Der Deutsche hatte seine Karriere in der Automobilindustrie beim Volkswagen-Konzern und dessen tschechischer Tochter Skoda begonnen.

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