Automarkt Deutschland Starker September verspricht goldenen Oktober

Die deutschen Autohersteller üben sich in Optimismus. Im September ist die Zahl der Neuwagenverkäufe weiter nach oben gegangen. Nur bei einer Marke ist von der Aufwärtsentwicklung nicht unbedingt etwas zu spüren.

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Ein VW Tiguan wird in einem Autohaus in Leipzig mit hohem Rabatt angeboten. Quelle: dpa

Düsseldorf Auf dem deutschen Automarkt herrscht neuer Optimismus. Nach der Sommerpause haben die Neuzulassungen im September kräftig zugelegt. Nach der am Mittwoch vom Kraftfahrtbundesamt vorgelegten Zulassungsstatistik beträgt das Plus zum Vorjahresmonat 9,4 Prozent. In den ersten drei Quartalen ist die Zahl der Pkw-Neuzulassungen um gut sechs Prozent auf 2,56 Millionen gestiegen. Wegen der guten Entwicklung können die Händler auch einen Teil ihrer Rabatte zurücknehmen.

Im September sind 298.000 neue Autos auf die Straßen gekommen. Im August war die Zahl der Neuzulassungen bereits um mehr als acht Prozent gestiegen. Alle deutschen Marken haben im September von der guten Marktentwicklung profitiert. Die höchsten Zuwachsraten weisen Mini mit plus 35 Prozent und Mercedes (26 Prozent) aus.

Die Marke Volkswagen verkauft in Deutschland zwar immer noch die meisten Autos. Doch die Dieselaffäre hinterlässt bei den Neuzulassungen ihre deutlichen Spuren. VW hat seine Verkäufe im September gerade einmal um 1,7 Prozent steigern können, der Wolfsburger Hersteller liegt damit deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurück. Bezogen auf den bisherigen Jahresverlauf hat Volkswagen sogar weniger Autos als 2015 verkauft: 510.000 Neuzulassungen stehen für ein Minus von einem Prozent.

Elektrofahrzeuge spielen in Deutschland noch eine ziemlich kleine Rolle. Trotzdem taucht der Name des neuen US-Elektroherstellers Tesla jetzt immer deutlichen in der deutschen Zulassungsstatistik auf. Gut 1400 Käufer von Neuwagen haben die Amerikaner in diesem Jahr bisher finden können. Gegenüber den ersten drei Quartalen von 2015 entspricht das einem Zuwachs von fast 30 Prozent.

Insgesamt sind in diesem Jahr in Deutschland bis Ende September nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes knapp 7.700 Elektro-Fahrzeuge neu zugelassen worden. In diesem kleinen E-Segment kommt Tesla auf einen Anteil von mehr als 18 Prozent. Das unterstreicht die vergleichsweise große Bedeutung, die die Amerikaner bei Elektro-Fahrzeugen besitzen. Gerade das Angebot der deutschen Hersteller nimmt sich dazu im Vergleich bescheiden aus.

Tesla kann nicht einmal die im Sommer von der Bundesregierung eingeführte Elektroprämie in Anspruch nehmen. Der Bund fördert nur den Kauf von Elektro-Modellen, die bis zu 60.000 Euro kosten. Tesla liegt mit seinen Modellen oberhalb dieser Obergrenze.


Mehr Zurückhaltung bei den Rabatten

Eine gewisse Zuversicht für den deutschen Automobilmarkt verbreitet auch der Essener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. In seiner jüngsten Untersuchung zur Preisentwicklung spricht der Hochschullehrer von einer Entspannung für die Autohersteller. In der Branche ist es üblich, dass die großen Konzerne den Fahrzeugabsatz mit Rabatten und anderen Nachlässen zusätzlich ankurbeln. Dudenhöffer kommt zu dem Schluss, dass die Hersteller im Durchschnitt weniger Verkaufshilfen in die Hand nehmen. Diese jüngste Entwicklung dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass sich die Verkaufszahlen in Deutschland im September sehr gut entwickelt haben.

Nach Angaben Dudenhöffers gibt es in Deutschland für einen Neuwagen durchschnittlich 4625 Euro Rabatt. Vor einem Jahr hätten die Hersteller noch 150 Euro mehr gegeben. „Das ist zwar immer noch hoch“, sagt Ferdinand Dudenhöffer. Doch in den ersten neun Monaten des Jahres habe sich bei den Neuwagen-Rabatten eine „leichte Entspannung“ bemerkbar gemacht.

Dudenhöffer hat noch eine zweite Größe parat, die diese Entspannung ebenfalls unterstreichen soll. Hersteller kurbeln den Absatz auch mit den sogenannten Eigen- oder Tageszulassungen an. Solche Fahrzeuge werden vom Händler oder vom Hersteller angemeldet und schon nach kurzer Zeit als Gebrauchtwagen mit entsprechenden Abschlägen weiterverkauft. Hier sind sogar bis zu 25 Prozent Rabatt möglich.

Dudenhöffer stellt auch bei den Tageszulassungen für den bisherigen Jahresverlauf eine „leichte Beruhigung“ fest. Der Anteil am gesamten Neuzulassungsgeschäft sei im Vergleich zu 2015 von 29,4 auf 29,0 Prozent zurückgegangen. Im vergleichsweise starken Monat September liege der Anteil sogar bei recht niedrigen 27,8 Prozent. Der Autoprofessor spricht von einer Trendwende, die sich jetzt bei Rabatten und anderen Nachlässen abzeichne.

Die Aussichten sind gut, dass sich der deutsche Automarkt auch bis zum Jahresende weiter positiv entwickeln wird. „Auch künftig zeigt der Trend nach oben“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, bereits in der vergangenen Woche.

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