Autozulieferer Bei Schaeffler schmilzt der Gewinn

Für die Märkte war es ein Schock: Im Juni sprach der Autozulieferer Schaeffler eine Gewinnwarnung aus, die Aktie stürzte ab. Die Quartalszahlen des Familienunternehmens zeigen nun, wo die Probleme liegen.

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Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann (mitte) und Georg Schaeffler (rechts): Die Mehrheitseigner von Schaeffler stehen trotz mauer Zahlen zu CEO Klaus Rosenfeld. Quelle: dpa

München Auf ihre zweistelligen Umsatzrenditen sind sie bei Schaeffler in Herzogenaurach seit jeher besonders stolz. Denn diese zeigen, dass der Wälzlagerspezialist zu den profitabelsten Autozulieferern der Welt gehört. Doch im zweiten Quartal war es ungewöhnlich knapp. Vor Zinsen und Steuern sowie Sondereffekten lag die Umsatzrendite in der Autosparte nur noch bei 10,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum lag sie noch bei 14,1 Prozent. Im Gesamtkonzern, also einschließlich des Industriegeschäfts, kam Schaeffler im zweiten Quartal nur noch auf 9,9 Prozent – hier wurde die 10-Prozent-Marke also sogar gerissen.

Im Juni hatte Schaeffler bereits vor einem schwachen Quartal gewarnt und die Erwartungen für das Gesamtjahr gesenkt. Die Gewinnwarnung hat auch personelle Konsequenzen: Finanzvorstand Ulrich Hauck muss vorzeitig gehen, Nachfolger wird zum 1. August Dietmar Heinrich.

Die vorläufigen Quartalszahlen, die Schaeffler nun vorzeitig vorlegte, zeigen, dass eine Reihe von Ursachen zu dem vergleichsweise schwachen Ergebnis führten. „Es war eine Mischung von operativen Themen, die sich gegenseitig verstärkt haben“, drückte es Vorstandschef Klaus Rosenfeld im Gespräch mit dem Handelsblatt aus.

Logistische Probleme führten dazu, dass Schaeffler im Ersatzteilgeschäft temporäre Lieferengpässe hatte. Hinzu kamen höhere Entwicklungskosten bei Elektromobilitätsprojekten. Zudem beklagt Schaeffler Preisdruck im Geschäft mit den Autoherstellern, der nicht durch Kostensenkungen ausgeglichen werden konnte. Als vierten Grund nennt der Autozulieferer höhere Kosten für neue Produkte.

Als Folge all dieser Probleme sank das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Konzern im ersten Halbjahr von 859 auf 793 Millionen Euro. Der Umsatz legte währungsbereinigt um 3,8 Prozent auf rund sieben Milliarden Euro zu. Damit bewegt sich Schaeffler in etwa im Rahmen der – gesenkten – Jahresprognose. Der Konzern erwartet nun im Gesamtjahr eine operative Umsatzrendite von 11 bis 12 Prozent und vier bis fünf Prozent Umsatzwachstum.

Vorstandschef Rosenfeld versuchte, die Anleger zu beruhigen. „Rund zwei Drittel des Ergebnisrückgangs sind temporärer Natur und sollen erwartungsgemäß in den Folgequartalen teilweise aufgeholt werden“, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns.

Im Gespräch mit dem Handelsblatt hatte er am Vortag aber auch Fehler eingeräumt. „Wir waren nicht schnell genug in der Lage, auf den Preisdruck und die höheren Entwicklungsausgaben mit Kostensenkungen zu reagieren“, sagte er.

Schaeffler hat derzeit an vielen Fronten zu kämpfen. Der Familienkonzern ist Spezialist für Präzisionsmechanik – und ist dabei noch stark vom Verbrennungsmotor abhängig. Rosenfeld setzt in seiner Strategie „Mobilität für morgen“ daher stark auf die Themen Elektromobilität und Digitalisierung. „Die Strategie als solche haben wir richtig gemacht“, beteuerte er.

Der Autozulieferer ist seit Herbst 2015 an der Börse notiert. Nach der Gewinnwarnung fiel der Kurs auf das Ausgangsniveau von 12,50 Euro zurück. Laut Informationen aus dem Umfeld ist die Familie Schaeffler, die 75 Prozent der Anteile hält, aber weiter von Rosenfeld als Vorstandsvorsitzenden überzeugt.

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