Autozulieferer ZF Elektroautos könnten über 100.000 Stellen vernichten

Der Autozulieferer ZF rechnet mit massivem Jobverlust durch die Umstellung auf Elektroautos. In der Autoindustrie seien künftig hunderttausende Arbeitsplätze bedroht. Fraglich sei nur, wann die Veränderungen kommen.

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An der Getriebeproduktion bei ZF hängen weltweit mehr als 100.000 Stellen. Quelle: Felix Kädpa

Frankfurt Der Umschwung zur Elektromobilität wird nach Einschätzung des Autozulieferers ZF Friedrichshafen zu einem deutlichen Schwund von Arbeitsplätzen in der Autoindustrie führen. Allein an der dann nicht mehr benötigten Getriebeproduktion bei ZF hingen weltweit einschließlich Zulieferern grob geschätzt mehr als 100.000 Stellen, sagte ZF-Chef Stefan Sommer am Dienstagabend im Wirtschaftspresseclub Stuttgart. Neue Aufgaben in der Produktion von Elektromotoren könnten das nicht annähernd ersetzen. „Wir sehen das aber nicht als Bedrohung an, weil der Weg dahin noch ein langer ist.“

Die Autobauer treiben die Entwicklung von Elektroautos nach langem Zögern voran. Bisher sind Stromer wegen geringer Reichweite und hoher Preise unattraktiv. Aber ein erwarteter Qualitätssprung bei Batterien soll diese Nachteile bald abstellen. Zudem zwingen schärfere Klimaschutzregeln in Europa und im smoggeplagten, weltweit größten Automarkt China die Industrie zur Umstellung. Doch da die technisch simpleren Elektroautos mit weniger Beschäftigten gebaut werden können, wächst die Angst vor Arbeitsplatzverlust. Nach Plänen von Volkswagen und Daimler werden in zehn Jahren bis zu 25 Prozent des Absatzes mit Elektroautos gemacht. Zum Teil ist das der Grund für den geplanten Abbau von bis zu 30.000 Stellen weltweit bei der Marke Volkswagen.

Ganz verschwinden werden Benzin- oder Dieselmotoren aber erst später – wann, ist noch nicht absehbar. Der Getriebebauer ZF investiert deshalb Sommer zufolge auch weiter in effiziente Verbrennungstechnik. Den Jobschwund abfedern soll die Demografie: Wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren in Rente gehen, werden immer weniger durch junge Arbeitnehmer ersetzt.

Für den Stiftungskonzern vom Bodensee bedeutet der Elektroantrieb auch Wachstumschancen – nicht nur bei Pkw und Lkw, sondern auch bei Stadtbussen sei der emissionsfreie Batteriebetrieb auf dem Vormarsch. China sei derzeit der größte Markt dafür, da die Städte gegen die hohe Luftverschmutzung kämpfen. Auch in Europa sei ein Durchbruch bis Anfang des kommenden Jahrzehnts zu erwarten, sagte Sommer. „Es herrscht immenser Druck, dass Europa folgt – vermutlich werden wir im nächsten Jahr erste elektrische Stadtbusse in Deutschland sehen.“

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