Baden-Württemberg Im Südwesten sitzen die Weltmarktführer

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Karl Storz: Nah am Kunden

Seit 1996, dem Tod ihres Vaters und Firmengründers Karl Storz, führt die heute 76-jährige Sybill Storz den Spezialisten für endoskopische Geräte. Vom Vater lernte die bescheiden auftretende gelernte Fremdsprachenkorrespondentin das Geschäft. Mit Erfolg: Die Ehrendoktorin der Universitäten Tübingen und Dundee forcierte die Internationalisierung des Unternehmens – Storz erwirtschaftet heute drei Viertel seines Umsatzes im Ausland. Von den weltweit rund 5000 Storz-Mitarbeitern arbeiten aber immer noch mehr als 2000 in Tuttlingen.

Der Umsatz des Medizintechnikspezialisten schnellte zwischen 2009 und 2012 um 50 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro hoch. 2013 liege das Wachstum noch immer "im hohen, einstelligen Bereich", heißt es bei Storz. Seit der Gründung 1945 ist das Unternehmen jedes Jahr gewachsen. Angaben zum Gewinn macht das Familienunternehmen nicht.

8000 Produkte umfasst der Katalog. "Die Systeme von Storz sind ausgereifter als bei Konkurrenten", sagt Gero Strauß, Gründer der Leipziger Acqua-Klinik und HNO-Facharzt. Dafür seien sie allerdings auch teurer – um etwa 15 Prozent.

Matriarchin Storz führt den Erfolg lieber auf die starke Kundenorientierung zurück: "Wir stehen seit über sechs Jahrzehnten im engen Austausch mit führenden Ärzten. Durch den intensiven Dialog können wir Trends früh erkennen." Auch Klinikchef Strauß lobt die Storz-Außendienstler: "Die treten bescheiden auf, machen sehr gute Schulungen und reagieren flexibel auf unsere Wünsche."

Wie lange die Grande Dame von Tuttlingen noch das Zepter schwingt, ist offen. Sohn Karl-Christian leitet seit Jahren die Forschung, aber noch mischt die Mutter munter mit. Sorgen bereitet ihr die hohe Zahl der Plagiate – nicht nur aus China, auch aus der Tuttlinger Nachbarschaft. Aus Brüssel droht mit neuen Regulierungen ein höherer Bürokratieaufwand: "Durch die strenge Regulierung werden Patienten somit erst später von medizintechnischen Innovationen profitieren können."

Wild: Revolutionäre Idee

Lange konnte über die wahre Ertrags- und Erlöskraft des weltgrößten Aromen- und Grundstoffherstellers Wild nur spekuliert werden. Das Geheimnis wird nun peu à peu gelüftet, seit sich der 72-jährige Inhaber Hans-Peter Wild, Sohn des Gründers Rudolf Wild, vor drei Jahren mit dem US-Finanzinvestor KKR verbündete und 35 Prozent seiner Anteile abgab.

Wild beliefert Lebensmittelkonzerne mit Aroma- und Zusatzstoffen, die in Getränken, Süßwaren, Eis oder Fertiggerichten verarbeitet werden. Die Kooperation mit KKR hat dem Wachstum offenbar Flügel verliehen: 2011 stiegen die Erlöse um elf Prozent auf 650 Millionen Euro. 2012 legten sie sogar um fast 30 Prozent auf 840 Millionen Euro zu. Und für 2013 rechnet Wild erneut mit einem zweistelligen Umsatzplus auf knapp über eine Milliarde Euro. Ein großer Teil der Zuwächse stammt aus Zukäufen in den USA. Das Eigenkapital liegt bei 868 Millionen Euro und damit bei komfortablen 61 Prozent der Bilanzsumme.

Gründer Wild verfiel 1931 in Heidelberg auf die damals revolutionäre Idee, alkoholfreie Getränke ohne synthetische Zusatzstoffe herzustellen. Doch erst 1951 gelang ihm der Durchbruch mit der Limonade Libella, zu der sich in den Sechzigerjahren die mittlerweile in 100 Ländern verbreitete Capri-Sonne gesellte, bis heute im Privatbesitz von Hans-Peter Wild.

Seit dem Schulterschluss mit KKR hat Wild den Sitz im Schweizer Kanton Zug. Größter Produktionsstandort bleibt jedoch der Stammsitz Eppelheim bei Heidelberg, an dem 880 der weltweit 2400 Mitarbeiter schaffen. "Hier erhielten wir die Möglichkeit zu expandieren. Von Eppelheim aus konnte sich das Unternehmen zum Global Player entwickeln", sagt Hans-Peter Wild. Dies sei nicht zuletzt auf die qualifizierten Mitarbeiter in dieser Region zurückzuführen. Und auf den Pioniergeist, die Nischenstrategie des Gründers – und den konsequenten Internationalisierungskurs seines Sohnes Hans-Peter.

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