Badezimmer Aus der Dusche werden wahre Wellness-Tempel

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Gemütlichkeit statt Prunk in deutschen Badezimmern

So viel Prunk ist in Deutschland nicht gefragt. Die Deutschen setzen stattdessen auf höherwertige Einrichtung, die auch über Jahrzehnte Bestand hat, sagt Verbands-Geschäftsführer Jens Wischmann. Zum Beispiel auf ebenerdige und große Dusch-Kabinen, die auch im Alter praktisch sind. Aber auch hierzulande geht der Trend zur Zweit-Brause: Über dem Kopf hängt der Regenfall-Duschkopf, an der Stange eine zweite Handbrause, mit der man sich die Seifenreste vom Körper spritzen kann.

Das Badezimmer wird farbenfroher, gemütlicher. Statt weißen Kacheln setzen Inneneinrichter heute auf Naturstein-Fliesen oder Holz. Auch ganz ungewöhnliche Wandverkleidungen wie Tapete aus getrocknetem Moos seien immer häufiger zu sehen, sagt Thorsten Müller. Als Inneneinrichter sorgt er im Badezimmer für das richtige Licht und exklusive Einrichtung. Der neueste Trend bei Armaturen: Kupfer- und Roségold-Töne. „Das bringt die Wärme zurück in den Raum“, sagt Müller.

Teurer Badespaß
35.000 Euro – so viel rechnet Müller für eine gehobene Ausstattung mit Badewanne und Regendusche mindestens ein. Tebartz-van Elst, der umstrittene Limburger Bischof, hat laut Prüfungsbericht für das Badezimmer im Bischofssitz 37.000 Euro ausgegeben – die Montage der Sanitäranlagen war in diese Summe nicht eingerechnet. Das Badezimmer im Bischofssitz in Limburg allerdings dürfte auch mehr Umfang gehabt haben als das deutsche Durchschnitts-Badezimmer mit seinen 7,8 Quadratmetern.

Teuerster Kostenpunkt im privaten Spa des Bischofs war dabei die freistehende Badewanne des Designers Philippe Starck, mit den Nackenstützen an beiden Enden. Wer die Wanne gleich noch mit Whirlpool ausstatten möchte, oder sich eine in der Dusche integrierte Dampfsauna wünscht, legt für sein Badezimmer 45.000 Euro auf den Tisch – Minimum. Bei anderen Herstellern wie der italienischen Marke Antonio Lupi kriegt man für diese Summe nur eine Badewanne. Die ist dann allerdings 2,5 Meter lang und aus Naturstein.

Nicht oft sind Menschen bereit, so viel Geld auszugeben. Und da liegt das Problem der Luxushersteller: Das Geschäft zieht nur, solange gebaut wird und die Menschen bereit sind zu investieren. In vielen wichtigen Absatzmärkten – in Spanien oder auch Italien – ist das nach der Krise nicht der Fall. „Nicht nur die Geschäfte im Luxussegment sind wichtig für uns, ebenso brauchen wir das Einstiegs-Segment für das Volumen", sagt Hansgrohe-Geschäftsführer Siegfried Gänßlen deshalb.

Mit Prestige-Projekten in Hotels und Stadien versuchen die Hersteller die privaten Kunden auf sich aufmerksam zu machen. Grohe ist stolz darauf, im WM-Stadion Estádio Jornalista Mário vertreten zu sein: Das Stadion in Rio de Janeiro verwendete ein in die Wand eingebautes Gerüst mit dem Namen Rapid SL, das zum Beispiel Spülkästen und Toiletten halten kann. Hansgrohe, der Konkurrent aus dem Schwarzwald, hat die Stadien in Porto Alegre und Curitiba mit den Kopfbrausen „Crometta 85 green“ ausgestattet – das wassersparende Modell. Die allerdings sind bei deutschen Internethändlern auch schon für 20 Euro zu erhalten.

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