Bain Capital und Cinven Die Stada-Übernahme ist gescheitert

Die milliardenschwere Übernahme des Pharmakonzerns Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven ist gescheitert. Die Mindestannahmeschwelle wurde zum Ende der verlängerten Annahmefrist nicht erreicht.

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Eine Mitarbeiterin überprüft die Dicke einer Tablette der Firma Stada Quelle: dpa

Die Übernahme des hessischen Arzneimittelherstellers Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven ist gescheitert. Die Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent der Aktien wurde nicht erreicht, wie die Beteiligten am Dienstagabend mitteilten. Angedient wurden lediglich 65,52 Prozent der Aktien. Damit ist eine Übernahme durch die beiden Finanzinvestoren zumindest vorerst vom Tisch.

Die Aktie von Stada rauschte nachbörslich über neun Prozent in den Keller auf unter 58 Euro.

Bain und Cinven hatten sich nach einem monatelangen Poker um Stada gegen die Konkurrenten Advent und Permira durchgesetzt und mit 66 Euro je Aktie dabei nach Einschätzung von Analysten einen attraktiven Preis geboten. Insgesamt wurde Stada inklusive Schulden damit mit 5,3 Milliarden Euro bewertet.

Dass die Übernahme nicht ganz einfach werden würde, zeichnete sich bereits Anfang Juni ab. Weil weniger Aktionäre als erwartet ihre Aktien angedient hatten, setzten Bain und Cinven am 7. Juni – einen Tag vor Ablauf der ersten Annahmefrist – die ursprünglich gesetzte Annahmequote von 75 Prozent auf 67,5 Prozent herunter und verlängerten die Offerte um weitere zwei Wochen. In den folgenden Tagen dienten die Aktionäre auch weiterhin nur sehr zögerlich an. Am Donnerstagmittag vergangener Woche, 12 Stunden vor Ablauf der Frist, hatten 45,3 Prozent ihre Aktien angedient.

Das Scheitern der Übernahme wird in Bankenkreisen zu einem großen Teil auf den Einstieg von Hedgefonds zurückgeführt. Sie waren verstärkt bei Stada eingestiegen, nachdem Mitte Mai Spekulationen aufkamen, dass Shanghai Pharmaceuticals aus China auch noch eine Übernahme von Stada erwäge. Dazu kam es allerdings nicht. Schätzungen gehen davon aus, dass die Hedgefonds im Nachgang zu den Spekulationen um eine Übernahme durch Shanghai Pharmaceuticals mehr als 18 Prozent der Stada-Aktien erworben haben. Sie dürften darauf spekuliert haben, nach dem Gelingen der Übernahme zu einem höheren Preis ausgekauft zu werden und damit ihre Verluste zu begrenzen, da sie zu hohen Preisen eingestiegen waren. Nun haben sie sich verzockt.

Aber auch die Privatanleger, die 27 Prozent der Aktien halten, haben weniger als erwartet gezeichnet, war aus Bankenkreisen zu hören. Auf Seiten der institutionellen Investoren durften Indexfonds, die etwa 12 Prozent der Aktien halten, laut ihren Stauten erst verkaufen, wenn eine bestimmte Annahmequote (etwa 50 Prozent oder mehr) erreicht wird.

Als schlechtes Zeichen war an den Märkten bereits gewertet worden, dass der größte Einzelaktionär, der aktivistische Investor AOC, eine Woche vor Ablauf der Angebotsfrist seine mehr als fünf Prozent Stada-Aktien abgestoßen hatte. An wen wurde nicht bekannt gegeben. AOC hatte im vergangenen Jahr mit seinem Einstieg den jahrelangen Stillstand bei Stada aufgebrochen und damit den Verkauf ausgelöst. Stada will sich nun wieder eigenständig auf seine Wachstumsstrategie konzentrieren.

„Wir respektieren das knappe Votum unserer Aktionärinnen und Aktionäre und verstehen es als Auftrag, unsere erfolgreiche Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben“, sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Wiedenfels. Die für das laufende Geschäftsjahr 2017 ausgegebenen Ziele bleiben von der Beendigung des Übernahmeangebots unberührt. Der Vorstand geht unverändert von einem um Währungs- und Portfolioeffekte bereinigten Konzernumsatz zwischen 2,28 und 2,35 Milliarden Euro aus.

Der bereinigte Konzerngewinn soll zwischen 195 und 205 Millionen Euro betragen. Auch die im März bekanntgegebenen mittelfristigen Wachstumsziele für 2019 bleiben bestehen. In dem Jahr will Stada weiterhin einen bereinigten Konzernumsatz zwischen 2,65 und 2,7 Milliarden Euro erreichen und einen bereinigten Konzerngewinn zwischen 250 und 270 Millionen Euro.

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