Baschneft Verkauf von russischem Ölkonzern wird zum Politikum

Der russische Staatskonzern Baschneft soll zur Hälfte verkauft werden – das kommt in Wirtschaft und Politik nicht überall gut an. Doch die Vorbereitungen für den Verkauf schreiten weiter voran.

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Der mittelgroße Rohölproduzent in russischem Staatsbesitz soll im Jahresverlauf zu 50 Prozent verkauft werden und stößt damit auf Interesse der beiden Branchenriesen Rosneft und Lukoil. Quelle: Reuters

London/Moskau In Russland sorgt die geplante Teilprivatisierung des Ölunternehmens Baschneft für Unruhe in Wirtschaft und Politik. Der mittelgroße Rohölproduzent in Staatsbesitz soll im Jahresverlauf zu 50 Prozent verkauft werden und stößt damit auf Interesse der beiden Branchenriesen Rosneft und Lukoil. Umstritten ist jedoch, ob der ebenfalls staatlich gelenkte Konzern Rosneft überhaupt für Baschneft bieten darf. Einige Regierungsvertreter kritisieren, dass Russland mit einem Verkauf an Rosneft seinen Besitz nicht wie vorgesehen versilbern, sondern nur verlagern würde.

Doch ein Gebot des Konzerns mit guten Kontakten in den Kreml könnte nur durch ein Sonder-Dekret gestoppt werden, wie aus einem Schreiben des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Es gebe keine anderen Möglichkeiten, Rosneft von dem Bieterverfahren auszuschließen, schrieb das Ministerium an Ministerpräsident Dmitri Medwedew. Die Entscheidung liegt letztlich bei Präsident Wladimir Putin, dessen enger Vertrauter Igor Setschin an der Spitze von Rosneft steht. Der Konzern hat argumentiert, seine Teilnahme am Bieterrennen fördere den Wettbewerb und könne der Regierung höhere Verkaufserlöse bescheren.

Die Föderale Agentur für die Verwaltung von Staatsbesitz, Rosimuschtschestwo, teilte mit, bis Ende des Monats werde die Regierung die Kriterien für die geplante Privatisierung von Baschneft ausarbeiten. „Die Kriterien sind das Wichtigste“, sagte der Behörden-Chef Dmitri Pristanskow.

Rosneft wollte sich nicht äußern. Der Übernahmekampf um Baschneft könnte mit Rosneft zu einem der härtesten in Russland in den vergangenen Jahren werden. Lukoil ist im Privatbesitz und wird von Wagit Alekperow, einem der reichsten Männer Russlands, geleitet. Rosneft-Chef Setschin treibt den Ausbau seines Firmenimperiums mit Nachdruck voran.

Die Moskauer Regierung setzt Insidern zufolge dieses Jahr auf Milliardeneinnahmen aus mehreren Privatisierungen. Auch von Rosneft sollen 19 Prozent veräußert werden. Russlands Wirtschaft setzen der Ölpreisverfall und die westlichen Sanktionen im Ukraine-Konflikt schwer zu. Dies lastet auch auf den Staatsfinanzen.

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