BASF und die Forschung Chemie aus dem Supercomputer

Der BASF-Konzern treibt mit dem Einsatz eines neuen Großrechners die Digitalisierung der Forschung voran. Ein von Hewlett Packard gebauter Supercomputer soll die Rechenleistung für die Forscher verzehnfachen.

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Der Chemiekonzern rüstet digital auf. Quelle: dpa

Ludwigshafen Glaskolben, Reagenzgläser, Bunsenbrenner – das sind klassischen Requisiten, die man mit den Wirkungsstätten der Chemieforscher verbindet. Doch inzwischen muss man sich mit einem anderen Bild von Chemieforschung vertraut machen: lange Reihen von Computerschränken im sterilen, klimatisierten Rechenzentrum. Der Grund: Auch in der Chemieforschung gewinnt die Digitalisierung immer größeres Gewicht.

Und der Chemieriese BASF will diese Entwicklung nun auf eine neue Ebene hieven – mit einem vom amerikanischen IT-Konzern HP nach Vorgaben der BASF entwickelten Supercomputer. „Quriosity“, wie der neue Rechner auf Vorschlag von BASF-Mitarbeitern genannt wird, soll noch im Laufe des Sommers im Ludwigshafener Hauptwerk des Chemieriesen in Betrieb gehen. Mit einer Rechenleistung von 1,75 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde (Petaflops) – das entspricht der Leistung von etwa 50.000 PCs – wird er laut BASF der mit Abstand größte Rechner in der Chemiebranche sein und zu den zehn leistungsfähigsten Großcomputern im Industrie-Einsatz gehören. Insgesamt rangiert er auf Position 65 unter den leistungsfähigsten Rechnern der Welt.

Wozu brauchen die BASF-Chemiker so viel Rechenleistung? Es geht für den Ludwigshafener Konzern letztendlich darum, den Vorsprung in der Produktentwicklung zu wahren. „Wir wollen das innovativste Unternehmen in der Chemie bleiben und  haben den Anspruch, Taktgeber zu sein“, sagt der Forschungschef und stellvertretende Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller. „Digitalisierung ist der größte singuläre Hebel, um das zu machen.“

Der neue Superrechner soll zum einen helfen, die großen Datenmengen, die in den Labors des Chemieriesen anfallen, effizienter auszuwerten. „Wir sitzen auf einer Goldmine von Daten und wissen nicht, wie viel darin steckt“, so Brudermüller.

Zum anderen geht es darum, Modelle und Simulationen für Chemiereaktionen oder Produktformulierungen zu rechnen. Es geht dabei um Kalkulationen, bei denen enorme Datenmengen verarbeitet werden müssen.

Brudermüller verweist auf die Entwicklung eines neuen Möbel-Lackes, der gegen Verfärbungen resistent ist. Mit Hilfe der Computersimulation konnten BASF-Forscher eine Formulierung für einen solchen Lack finden, die allen herkömmlich entwickelten Varianten überlegen war. Auch zum Beispiel in der  Entwicklung von Katalysatoren, Batteriematerialien oder Pflanzenschutzmitteln spielen rechnerbasierte Entwicklungs-Strategien eine immer größere Rolle.

Mit seinen hohen Investitionen in die Digitalisierung der Forschung zielt der Konzern zugleich darauf, seine Forschung zu beschleunigen. Das Experiment im Labor werde damit nicht obsolet, könne aber gezielter ausgewählt werden. „Beides geht Hand in Hand“, sagt  Horst Weiss, der den Bereich Digitalisierung und Data Sciences der BASF leitet. „Wir setzen datengetriebenen Simulationen ein, um Hinweise für die Experimente zu erhalten.“


Mit dem Supercomputer die Effizienz steigern

Die Investition in den neuen Superrechner ist für den Chemieriesen damit auch eine Investition in die Effizienzsteigerung seiner Produktentwicklung. „Wir können mehr mit unseren Forschungsgeldern machen, wenn wir effizienter werden“, so Brudermüller. Die F&E-Ausgaben des Konzerns, so machte er deutlich, sollen in Zukunft weniger kräftig steigen, ohne das die Innovationsleistung darunter leidet.

Im vergangenen Jahr gab die BASF knapp 1,9 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus. Das entspricht gut drei Prozent vom Umsatz  und ist das mit Abstand größte F+E-Budget der Chemiebranche. Insgesamt beschäftigt der Konzern in der Forschung rund 10.000 Mitarbeiter an 70 Standorten. Wichtigstes Forschungszentrum wird dabei auch in Zukunft das Stammwerk in Ludwigshafen bleiben. Gleichzeitig treibt die BASF aber die Globalisierung in der Forschung aber schon seit Jahren voran – zuletzt mit einem neuen Forschungszentrum in Mumbai/Indien.

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