Seit den fünfziger Jahren arbeitet die BASF wieder selbstständig. Die erste große Erfindung nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Dämmstoff Styropor. Den meisten Menschen dürfte aber eher in Erinnerung sein, dass das BASF-Logo auf Tonbandgeräten und Musik-Kassetten zu finden war – lang, lang ist es her. „Die BASF macht die Musik“ lautet ein Werbeslogan der Nachkriegszeit.
Angeblich plante die BASF gar, stärker ins Musikgeschäft einzusteigen. Es gab sogar ein BASF Plattenlabel, das kurzzeitig die Schlagersängerin Manuela („Schuld war nur der Bossa Nova“) unter Vertrag hatte. Doch dann wurde aus den Plänen doch nichts; um die Jahrtausendwende trennte sich die BASF von ihren musikalischen Aktivitäten.
Auch BASF-Medikamente gab es bis vor etwa zehn Jahren zu kaufen. Um den Rohstoff für ein Schlaganfallmittel zu gewinnen, betrieb der weltgrößte Chemiekonzern in der Nähe des Ludwigshafener Hauptbahnhofs eine Schlangenfarm mit Tausenden malaiischer Grubenottern. Das Präparat floppte jedoch später.
Weil die BASF-Oberen jedoch befanden, das Pharmageschäft sei im internationalen Vergleich zu klein, verkauften sie die Sparte an den US-Konzern Abbott. Mit dem noch von BASF-Forschern mitentwickelten Rheumamedikament Humira feiern die Amerikaner inzwischen große Erfolge. Zehn Milliarden Dollar setzt das Präparat mittlerweile um. Pro Jahr.
Das haben die einzelnen BASF-Sparten 2014 erwirtschaftet
Mit der Chemikalien-Sparte hat der Industriekonzern in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 23 % des Gesamtumsatzes von 56,3 Milliarden Euro erzielt. Das macht 28 % des operativen Ergebnisses aus, welches im gleichen Zeitraum bei 8,2 Milliarden Euro lag.
Die folgenden Angaben beziehen sich jeweils auf die ersten drei Quartale 2014.
Katalysatoren, Lacke und andere Industrieprodukte haben 2014 23 % des Umsatzes ausgemacht. Der Anteil am operativen Ergebnis lag allerdings nur bei 16 %.
Durch Performance Products aus der Spezialchemie wurden im vergangenen Jahr 21 % des Gesamtumsatzes erzielt. Der Anteil am operativen Ergebnis lag bei 22 %.
20 % des Umsatzes von BASF gehen auf die Sparte Öl und Gas zurück. Das macht 25 % des operativen Ergebnisses aus.
Immerhin 8 % des Umsatzes des Industrieriesen gehen auf die Sparte Pflanzenschutz zurück. Der Anteil am operativen Ergebnis liegt damit bei 14 %.
Sonstige Sparten von BASF erzielten 5 % des Gesamtumsatzes für das Unternehmen. Daduruch ging das operative Ergebnis 2014 um 5 % zurück.
Die BASF konzentriert sich seither nur noch auf die Chemie, inklusive der Gewinnung von Öl und Gas. Ein wenig leiden die BASF-Mitarbeiter nun schon darunter, dass ihre Produkte – nachdem der Konzern nun keine Tonbänder und Medikamente mehr produziert – so wenig sichtbar sind. Acetyl und Essigsäure reißen außerhalb der Fachwelt niemanden so richtig vom Hocker. Seit den Zeiten von Vorstandschef Jürgen Hambrecht bekennt sich die BASF allerdings wieder offensiver zur Chemie. Hambrecht positionierte die BASF als „The Chemical Company“. Sein Nachfolger Kurt Bock, seit 2011 im Amt, setzte noch einen drauf und forcierte einen neuen Slogan für das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter: „We create chemistry“.
Bock hat noch viel zu tun. Der niedrige Ölpreis sorgt für geringere Margen im Öl- und Gasgeschäft. Etliche Chemiegeschäfte stehen unter Restrukturierung. Und auch die Pflanzenschutz-Sparte ist insbesondere, was Innovationen anbelangt, noch verbesserungsfähig.
Vielleicht wagt Bock auch mal einen größeren Zukauf, um noch mehr in Chemie-Spezialitäten zu investieren und die Abhängigkeit von der Massenchemie weiter zu verringern. Das Russland-Geschäft bereitet Sorge, das Verhältnis zum Partner Gazprom ist aufgrund der politischen Turbulenzen einer starken Belastungsprobe ausgesetzt. Zudem hadert die BASF mit der Energiewende, klagt über das weitgehende Fracking-Verbot in Deutschland und die geringe Akzeptanz von Schlüsseltechnologien wie der grünen Gentechnik. Sicher ist: Es wird auch in Zukunft bei der BASF alles andere als langweilig werden.