Die Bayer-Aktie stieg um zwei Prozent auf über 95 Euro. Am Vormittag hatte Bayer-Chef Werner Baumann überraschend gute Quartalszahlen vorgelegt. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) stieg im zweiten Quartal um 5,7 Prozent auf 3,05 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einer Stagnation des Betriebsgewinns gerechnet.
Unter dem Strich machte Bayer einen Gewinn von 1,38 Milliarden Euro, ein Plus von 18,6 Prozent. Der Umsatz sank um 1,4 Prozent auf 11,83 Milliarden Euro zu, währungsbereinigt ergab sich ein Plus von 2,3 Prozent.
Dabei profitierte Bayer vor allem von einem starken Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Baumann erwartet nun, dass der bereinigte operative Gewinn 2016 im oberen einstelligen Prozentbereich zulegen wird. Bislang war ein Zuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich geplant. Der Konzernumsatz soll währungsbereinigt im unteren einstelligen Prozentbereich auf 46 bis 47 Milliarden steigen.
Stationen des Bayer-Konzerns
Bayer übernimmt vom Schweizer Pharmakonzern Roche das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln.
Trennung von der Chemie, Teil eins: Die Leverkusener spalten das Kautschukgeschäft und weitere Teile ab und bringen das Unternehmen als Lanxess an die Börse.
Bayer kauft das Berliner Pharmaunternehmen Schering für 17 Milliarden Euro.
Übernahme des deutschen Medikamentenherstellers Steigerwald, bekannt für das Magenmittel Iberogast.
Bayer zahlt umgerechnet 10 Milliarden Euro für das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln des US-Pharmakonzerns Merck & Co. Zwei Milliarden Euro ist Bayer das norwegische Pharmaunternehmen Algeta wert, ein Spezialist für Krebserkrankungen.
Trennung von der Chemie, Teil zwei: Bayer gibt die Abspaltung der Kunststoffsparte (Bayer Material Science) bekannt.
Der Börsengang von Covestro, ehemals Bayer Material Science, im Oktober 2015 war einer der größten in Deutschland seit dem Boomjahr 2000.
Die starken Zahlen könnten Baumann im Übernahmekampf mit Monsanto helfen. Zuletzt hatte Bayer sein Angebot für Monsanto nochmal auf 64 Milliarden Dollar (125 Dollar je Aktie) erhöht. Für Monsanto-Chef Hugh Grant ist das immer noch zu wenig; Bayer wird wohl noch einmal nachlegen müssen. Viele Bayer-Aktionäre sind jedoch skeptisch, was eine weitere Erhöhung des Angebots angeht; sie fürchten zu hohe finanzielle Risiken.
Die guten Quartalszahlen könnten die Aktionäre überzeugen, dass Bayer finanziell gut aufgestellt ist und für mehr Akzeptanz eines erhöhten Übernahmeangebots sorgen.
Die guten Zahlen hat Bayer vor allem seiner florierenden Medikamenten-Sparte zu verdanken. Im Agrargeschäft, in das Monsanto dann integriert werden soll, schwächelt Bayer. Der Konzern geht inzwischen von einem rückläufigen Betriebsergebnis für seine Landwirtschafts-Sparte aus. Weltweit leiden die Agrarkonzerne unter der Krise der Landwirtschaft und entsprechend rückläufigen Erträgen. Vor einigen Wochen hatte Monsanto schlechte Quartalszahlen vorgelegt.
Bayer wirbt damit, dass die Monsanto-Aktionäre doch angesichts der schlechten Zahlen des US-Konzerns bei Bayer gut aufgehoben seien.
Monsanto-Chef Hugh Grant indessen gehen langsam die Argumente gegen eine Übernahme aus. Vor Wochen hatte er noch geheimnisvoll angedeutet, auch mit „anderen“ über Kooperationen und Zusammenschlüsse zu reden, um Bayer unter Druck zu setzen. Ins Visier geriet dabei vor allem die BASF.
Deren Konzernchef Kurt Bock hat heute allerdings klipp und klar erklärt, dass die Agrarsparte nicht zum Verkauf steht. Auch könnte Grant darauf setzen, dass der chinesische Mischkonzern Chemchina die Übernahme des Schweizer Agrarkonzerns Syngenta nicht in trockene Tücher bringt. Nach allem, was derzeit aus der Branche zu hören ist, dürfte die Übernahme allerdings grundsätzlich zustande kommen.
Mit Material von Reuters