Bayer AG Monsanto liefert sich einen Nervenkrieg mit Bayer

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Monsanto wird einen weiteren Aufschlag fordern

Baumann operiert in der Nähe der Schmerzgrenze. Er wird deshalb kaum nachlegen, solange Monsanto ihm den tiefen Einblick in die eigenen Bücher verwehrt. Nur so kann sich Bayer ein detailliertes Bild über Risiken, Patente und interne Bewertungen machen. Inzwischen scheint eine Annäherung möglich. Angeblich arbeiten beide Konzerne an einer Vereinbarung zur Geheimhaltung, um die Buchprüfung vorzubereiten.

Gegenläufige Entwicklung: Aktienkurs von Bayer und Monasanto. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Insider gehen jedoch davon aus, dass der Prozess den Deal für Bayer abermals teurer macht. „Monsanto hat ein höheres Angebot verlangt, damit Bayer in die Bücher schauen kann. Und nach Abschluss der Prüfung werden sie einen weiteren Zuschlag fordern, weil sie so innovativ sind“, sagt ein an der Transaktion beteiligter Banker.

Die Innovationsstärke ist schon jetzt Grants bestes Argument. Analysten pflichten ihm bei. Die Schweizer UBS bewertet das Umsatzpotenzial neuen Monsanto-Saatguts, das bis zu 25 Milliarden Dollar erreichen könnte, als Wachstumstreiber für den Konzern. Der aktuelle Jahresumsatz von Monsanto liegt gerade mal bei 15 Milliarden Dollar. Die Deutsche Bank sieht Monsanto bei Innovationen klar vor Konkurrenten wie DuPont und Syngenta. Zu den größten Hoffnungsträgern zählt das Pflanzenschutzmittel Dicamba, das gegen besonders widerstandsfähiges Unkraut wirken soll.

Beleg ihrer Innovationskraft ist für Monsanto-Manager auch ihre Tochter Climate Corporation. Über Sensoren und Computersysteme liefert diese Landwirten in den USA Datenanalysen und Wetterprognosen, damit sie Aussaat, Düngung, Bewässerung und Ernte besser planen können. Nach Angaben von Monsanto kommt die Technologie in den USA bereits auf einer Ackerfläche von fünf Millionen Hektar zum Einsatz. Bis zum nächsten Jahr soll sich das Einsatzgebiet noch einmal verdoppeln. Trotzdem steht die Technologie noch am Anfang. Analysten der UBS rechnen damit, dass sie in drei Jahren bereits einen Ertrag von etwa 300 Millionen Dollar erwirtschaftet.

Allerdings mischen auch IT-Konzerne wie IBM und SAP sowie die Landmaschinenhersteller John Deere, Claas und Agco beim sogenannten „Precision Farming“ mit. „Die Datenanalyse, die Monsanto den Bauern anbietet, schlägt am Ende das Saatgut von Monsanto vor“, sagt Martin Richenhagen, deutscher Chef des US-Konzerns Agco. „Die Bauern beziehen die Daten deshalb lieber von uns, da sie mit Recht davon ausgehen, dass wir neutraler beraten.“

Ertragsrisiko Glyphosat

Es ist offen, welche Hoffnungen sich tatsächlich erfüllen. Im Agrargeschäft sind massive Schwankungen normal, die Erträge hängen vom Wetter, von Ernährungstrends, von der Nachfrage in Schwellenländern ab. Die zuletzt veröffentlichten Monsanto-Quartalszahlen haben das eindrucksvoll gezeigt. Der Nettogewinn brach um mehr als ein Drittel ein, der Umsatz um mehr als acht Prozent. Die derzeitige Flaute am Agrarmarkt schlägt bei dem Konzern aus St. Louis noch stärker durch als bei der Konkurrenz.

Die schlechten Zahlen nutzt Bayer gleich, um die Monsanto-Aktionäre von den Vorteilen seines verbesserten Angebots zu überzeugen. Das angepasste Angebot sei doch „eine überzeugende Gelegenheit für eine sofortige und sichere Wertsteigerung für Monsanto-Aktionäre, insbesondere vor dem Hintergrund der zuletzt schwachen Geschäftsentwicklung und des reduzierten mittelfristigen Ausblicks von Monsanto“, erklärt der Konzern.

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