Bayer AG Warum der Griff nach Monsanto für Bayer gefährlich ist

Der Leverkusener Konzern bestätigt „vorläufige Gespräche“ mit dem US-Agrarriesen. Die Bayer-Aktie brach daraufhin um mehr als sieben Prozent ein. Warum der Monsanto-Deal für Bayer heikel ist.

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Bayer-Logo. Quelle: AP

Die Bayer AG bestätigt „vorläufige Gespräche“ mit dem US-Agrarriesen Monsanto. Die Aktie des Leverkusener Konzerns brach daraufhin um mehr als sieben Prozent ein. Drei Punkte, die den Monsanto-Deal für Bayer heikel machen.

Es wäre ein großer Coup für den neuen Bayer-Chef Werner Baumann, der gerade zum 1. Mai sein Amt angetreten hat – die Übernahme des US-Konzerns Monsanto. Gespräche zwischen beiden Unternehmen gibt es, so etwas ähnliches wie ein Angebot gibt es wohl auch. Bayer würde durch eine Übernahme zum weltweit größten Agrochemiekonzern aufsteigen. Die Leverkusener würden sich mit Monsanto  vor allem im Saatgutgeschäft verstärken – Bayer ist weltweit die Nummer sechs beim Saatgut, Monsanto  die Nummer eins. Sein  US-Geschäft würde Bayer so gleichfalls  ausbauen.

Während Bayer nach Monsanto greift, stößt der Chemiekonzern andere Geschäftsfelder ab: Das Leverkusener Unternehmen verkauft "Bayer Garten" und "Bayer Advanced" an die französische Unternehmensgruppe SBM.

Insgesamt überwiegen derzeit jedoch die Nachteile eines Deals zwischen Bayer und Monsanto. Die Übernahme würde Bayer teuer zu stehen kommen und die Reputation schädigen; zudem gibt es Zweifel am Produktportfolio Monsantos. Ein Überblick:

Finanzierung: Die Reaktion der Börse war eindeutig, um sieben Prozent rauschten die Bayer-Aktien nach unten. Der Kauf von Monsanto dürfte Bayer rund 50 Milliarden Euro kosten. Zum Vergleich: Bislang waren die 17 Milliarden Euro für Schering im Jahr 2006 die teuerste Übernahme der Firmengeschichte. Durch eine Reihe von weiteren Übernahmen in den vergangenen Jahren – unter anderem für den Kauf der rezeptfreien Mittel des US-Konzerns Merck & Co. ­– hat Bayer seine Verschuldung deutlich in die Höhe getrieben, auf rund 17 Milliarden Euro. Der neue Chef Baumann hat sich zum Ziel gesetzt, die Verschuldung abzubauen – der Kauf von Monsanto würde dem entgegenstehen. Viele Anleger fürchten nun, dass Bayer um eine Kapitalerhöhung nicht herumkommt und die Aktie Schaden nimmt – die Börse reagierte entsprechend.

Reputation: Es dürfte weltweit kaum ein anderes Unternehmen geben, das ein noch schlechteres Image hat als Monsanto. Wegen ihrer rüden Lobbyarbeit für die Gentechnik und ihre Prozesse gegen Landwirte, die angeblich Monsanto-Patente verletzen, ist das Unternehmen weltweit verhasst.  „Ich glaube kaum, dass Bayer-Chef Baumann in der Nähe seiner Werkstore Demonstrationen von Gentechnik-Gegnern haben will“, sagt ein Kenner des Unternehmens.

Portfolio: Monsanto ist der Erfinder des umstrittenen Unkraut-Wirkstoffs Glyphosat, über den EU und Bundesregierung gerade so heftig diskutieren; Ende Juni läuft die Zulassung aus.  Das Pflanzenschutzgeschäft von Monsanto fußt vor allem auf Glyphosat, den das Unternehmen unter dem Markennamen „Roundup Ready“ vermarktet. Mittlerweile wird Glyphosat auch von der Konkurrenz produziert.

Zudem sind die Amerikaner der größte Anbieter von gentechnisch verändertem Saatgut; weltweit geht die Zahl der Anbauflächen jedoch zurück. Die Probleme in den Geschäftsbereichen sind offensichtlich: Monsanto zieht gerade einen Abbau von über 2000 Stellen durch und kappte bereits die Gewinnprognose für das laufende Jahr.  Bis die ersten Übernahmegerüchte durch Bayer aufkamen, hatte die Aktie auch tendenziell eher mit einem Kursverfall zu kämpfen.

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