Bayer-Chef Dekkers mit starker Bilanz Der fliegende Holländer

Marijn Dekkers ist ein Mann der leisen Töne. Doch seine letzte Bilanz bei Bayer hat es in sich: Der Pharmariese verdient so viel wie nie zuvor. Der Niederländer gibt seinem Nachfolger weitere Gewinnziele mit auf den Weg.

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Der Bayer-Chef legt zum Abschied eine Rekordbilanz vor. Quelle: Reuters

Leverkusen Es ist seine letzte Bilanz bei Bayer – und es ist eine Rekordbilanz: Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat unter dem scheidenden Vorstandschef Marijn Dekkers im vergangenen Jahr operativ so viel verdient wie nie zuvor. Der Betriebsgewinn (Ebitda) vor Sondereinflüssen erhöhte sich um gut 18 Prozent auf ein Rekordniveau von 10,2 Milliarden Euro, wie der Leverkusener Konzern am Donnerstag mitteilte.

Analysten hatten im Schnitt mit 10,39 Milliarden Euro aber mehr erwartet. Der Umsatz kletterte um rund zwölf Prozent auf 46,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Bayer 4,1 Milliarden Euro, ein Fünftel mehr als vor Jahresfrist.

Für das laufende Jahr stellte der Vorstand um den Niederländer Dekkers weitere Zuwächse in Aussicht. Inklusive der Kunststofftochter Covestro, die Bayer im Herbst an die Börse gebracht hatte, soll der Umsatz auf über 47 Milliarden Euro steigen, der bereinigte operative Gewinn soll im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.

Wenn ein Großteil dieser Gewinne erwirtschaftet wird, wird Dekkers schon nicht mehr im Unternehmen sein. Denn der Konzernlenker verlässt Bayer Ende April. Seit Mittwoch ist auch klar, wohin den Manager sein Weg führt: Der 58-Jährige soll neuer Chairman beim britisch-niederländischen Konsumgüterriesen Unilever werden.

Dekkers soll im April Michael Treschow ablösen, der nach neun Jahren als Vorsitzender des Gremiums aufhören werde, teilte der Hersteller von Knorr-Suppen, Dove-Körperpflege und Magnum-Eis am Mittwoch mit. Die Position ähnelt der eines Aufsichtsratsvorsitzenden in Deutschland. Allerdings ist der Chairman im angelsächsischen Board-System nicht nur oberster Kontrolleur, sondern er bestimmt auch die Strategie des Unternehmens entscheidend mit. Seine Rolle geht eher über die eines Aufsichtsratschefs hinaus.

Dekkers hatte noch bis Ende des Jahres einen Vertrag bei Bayer, bat aber den Aufsichtsrat des Pharmakonzerns um eine Auflösung zum 30. April. Der Niederländer hatte im vergangenen Jahr auf der Hauptversammlung erklärt, er wolle mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und habe deshalb seinen Vertrag als Vorstandschef nur bis Ende 2016 verlängert.


Ein echtes Bayer-Gewächs folgt auf den externen Manager

Dekkers Nachfolger bei Bayer wird Werner Baumann, der bislang für die Strategie der Leverkusener verantwortlich ist. Er galt schon lange als der Kronprinz im weltumspannenden Reich des Pharma- und Pflanzenschutzkonzerns.

Hatte der Konzern bei der Berufung von Dekkers erstmals einen externen Manager an die Spitze geholt, so kehrt er nun zur lange Zeit üblichen Praxis zurück. Denn Baumann ist ein echtes Bayer-Gewächs. Der 53-Jährige hat sein gesamtes Berufsleben in dem Traditionsunternehmen verbracht und kennt es wie kaum ein anderer.

Unmittelbar nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften trat Baumann 1988 seine erste Stelle in Leverkusen an. Danach arbeitete der gebürtige Krefelder für Bayer in Spanien und den USA, bevor er nach Deutschland zurückkehrte und unter anderem bei der Eingliederung des Berliner Pharmakonzerns Schering in das Bayer-Reich mitwirkte.

Dem Konzernvorstand gehört er seit 2010 an, wo er zunächst für die Finanzen verantwortlich war. Im Oktober 2014 übernahm der Vater von vier Kindern dann das neu geschaffene Ressort für Strategie und Portfolio-Management. Von April bis Dezember 2015 leitete er mit der Gesundheitssparte den wichtigsten Geschäftsbereich des Konzerns.

Baumann dürfte deshalb denkbar gut auf sein neues Amt vorbereitet sein. Eine Einarbeitungszeit sei bei seinem Nachfolger nicht notwendig, meint Dekkers. Große Änderungen an der Bayer-Strategie dürften nicht zu erwarten sein. Schließlich spielte Baumann, der als ausgesprochen gradlinig und kontrolliert gilt, als Strategievorstand bereits eine Schlüsselrolle bei der von Dekkers vorangetriebenen Neuausrichtung des Konzerns.

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