Bayer-Offerte Das Drehbuch für den Monsanto-Deal

Monsanto hat auch das verbesserte Übernahmeangebot von Bayer abgewiesen. Beide Seiten erhöhen den Druck. Doch für Bayer-Chef Werner Baumann könnte die Lösung bereits vorliegen – in einem zehn Jahre alten BASF-Deal.

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Jürgen Hambrecht im Jahr 2011: Dem damaligen BASF-Chef gelang es, einen US-Zukauf zu erzwingen, ohne zu viel Porzellan zu zerschlagen. Quelle: dpa

Im Übernahmekampf um den amerikanischen Saatgutkonzern Monsanto arbeitet sich Bayer mühsam voran. Der Leverkusener Konzern hat sein Angebot inzwischen von 122 auf 125 Dollar je Monsanto-Aktie erhöht, was einem Gesamtvolumen von umgerechnet etwa 58 Milliarden Euro entspricht, holte sich damit aber erneut eine Abfuhr. Die Monsanto-Führung lehnt die Offerte weiter als finanziell „inadäquat“ ab und signalisiert dabei zugleich aber weitere Gesprächsbereitschaft. Bayer wiederum reagierte enttäuscht und erhöht den verbalen Druck mit dem Hinweis, auf die „zuletzt schwache Geschäftsentwicklung und einen reduzierten mittelfristigen Ausblick von Monsanto.“

Der Saatgutkonzern Monsanto

Angesichts der Patt-Situation bringen Bayer-Investoren inzwischen auch die Idee einer feindlichen Offerte ins Spiel. Grundsätzlich sei zwar ein weiteres freundliches Angebot denkbar. „Es könnte aber sinnvoller sein, sich direkt an die Monsanto-Aktionäre zu wenden, um dadurch Druck auf das Management auszuüben, die Bücher zu öffnen“, sagte Markus Manns, Portfolio-Manager von Union Investment am Mittwoch. Manns sieht dabei die Schmerzgrenze aus Bayer-Sicht bei 135 Dollar je Aktie.

Der Leverkusener Konzern ist bisher eisern bestrebt, möglichst eine friedliche Einigung mit dem Management von Monsanto zu finden. Erfahrungen aus der Vergangenheit indessen zeigen, dass in den USA auch feindliche Attacken zum Ziel führen können, ohne dass zu viel Porzellan zerschlagen wird oder übermäßige Aufschläge gezahlt werden müssen.

Bayer-Chef Werner Baumann könnte dazu zum Beispiel auf ein Drehbuch zurückgreifen, das vor zehn Jahren bereits der Konkurrent BASF geschrieben hat. Der Ludwigshafener Chemieriese hatte sich damals die Übernahme des amerikanischen Katalysatorenherstellers Engelhard zum Ziel gesetzt – ein Vorhaben, das mit einem Kaufpreis von gut fünf Milliarden Dollar zwar nur ein Zehntel so groß war wie der nun geplante Bayer/Monsanto-Deal, gemessen am Widerstand des Übernahmeziels aber mindestens genauso schwierig.

Stationen des Bayer-Konzerns

Ebenso wie jetzt Bayer hatte auch BASF damals zunächst den Versuch einer freundlichen Übernahme gestartet und das Gespräch mit dem Engelhard-Management gesucht. Doch Engelhard-Chef Barry Perry lehnte die Offerte aus Ludwigshafen ohne jegliche Kompromissbereitschaft als zu niedrig ab. Daraufhin startete der Chemiekonzern im Januar 2006 kurzerhand eine feindliche Offerte zum Preis von 37 Dollar je Engelhard-Aktie. Das entsprach einer Prämie von lediglich 23 Prozent gegenüber dem letzten Börsenkurs.


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