Bayer-Offerte Schwieriger Poker um Monsanto

Der Übernahmekampf um den amerikanischen Saatgut-Riesen Monsanto  ist in der entscheidenden Phase. Eine Einigung scheint möglich. Doch für beide Seiten dürfte es nicht leicht werden, einen Kompromiss zu finden.

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Die angestrebte Übernahme des US-Saatgutkonzerns dürfte für Bayer noch teurer werden. Quelle: AFP

Frankfurt Der US-Saatgutriese Monsanto hat die Bayer-Offerte von 122 Dollar je Aktie oder insgesamt 62 Milliarden Dollar (inklusive zu übernehmender Schulden) als „finanziell inadäquat“ zurückgewiesen, zugleich aber auch Gesprächsbereitschaft signalisiert. Bayer nahm den Ball umgehend auf und bekräftigte das Ziel, die Transaktion zum Abschluss zu bringen. Man freue sich, dass Monsanto die Überzeugung von den Vorteilen einer integrierten Strategie teile und man sei  zuversichtlich, „dass wir alle Fragen zur Finanzierung und zu regulatorischen Aspekten im Zusammenhang mit der Transaktion klären können“, erklärte Bayer-Chef Werner Baumann.

Beobachter  sehen das als klares Signal, dass Bayer bereit ist, beim Preis noch nachzulegen. Die Verhandlungen zwischen beiden Firmen, so die Erwartung, dürften schon in den nächsten Tagen mit Hochdruck weitergeführt werden. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass Monsanto eine Bewertung von mindestens 135 bis 140 Dollar je Aktie einfordern wird.  Das würde bedeuten, dass die Transaktion für Bayer mehr als zehn Prozent teurer werden könnte.

Ob der Leverkusener Konzern bereit ist, tatsächlich so hoch zu pokern, bleibt indessen offen.  Viele Experten sehen den Spielraum von Bayer als eher begrenzt an, nachdem die Börse bisher bereits kritisch auf die Offerte für Monsanto reagiert hatte.  Nach einer Erholung am Mittwoch stand die Bayer-Aktie am Donnerstag wieder leicht unter Druck.

Fondsmanager sehen den Leverkusener Konzern vor diesem Hintergrund in einer nicht ganz einfachen Verhandlungsposition. Einen Preis von 140 Dollar je Monsanto-Aktie, glaubt zum Beispiel Klaudius Sobczyk, Leiter Asset-Management beim unabhängigen Vermögensverwalter PEH Wertpapier, würden die Bayer-Aktionäre kaum akzeptieren. „Schon die 122 Dollar waren kritisch.“


Begrenzter Spielraum für ein höheres Angebot

Ein noch höherer Preis sei unvorteilhaft für die Bayer-Aktionäre, argumentiert auch Christian von Engelbrechten, Fondsmanager bei Fidelity. Schon der bisher gebotene Preis verspreche für Bayer eine Kapitalverzinsung von lediglich sieben bis acht Prozent und liege damit deutlich unter der bisher erzielten zweistelligen Kapitalrendite. „Diese Verwässerung ist negativ für Bayer-Aktionäre“, so Engelbrechten. Sie sei im Kurs von Bayer schon eingepreist, eine weitere Anhebung des Kaufpreises für Monsanto dagegen nicht.  Der Fidelity-Manager sieht die bisher gebotenen 122 Dollar je Aktie schon als sehr attraktiven Preis aus Sicht der Monsanto-Aktionäre.

Experten von HSBC bewerten die geplante Übernahme als „teuren strategischen Deal“, der die langfristigen Returns für Bayer limitiere. Sie verweisen darauf, dass Monsanto mit dem Angebot höher bewertet werde als europäische Pharmawerte Ihr Kursziel für Bayer  hat die Bank von 117 auf 92 heruntergenommen.

Auch die Rating-Agenturen bewerten die geplante Übernahme als eher kritisch, auch wenn sie davon ausgehen, das der Leverkusener Konzern ein Investmentgrade-Rating halten kann.  Die Akquisition könne sich auf eine solide strategische Logik stützen, bedeute aber auch einen gravierenden Kurswechsel in der Finanzpolitik von Bayer, schrieb die Agentur Moodys am Donnerstag in einer Stellungnahme.

Obwohl Bayer rund ein Viertel des Transaktionsvolumens mit einer Kapitalerhöhung finanzieren will, dürfte die Verschuldung des Konzerns nach Erwartung von Moody’s  auf das 4,5-fache des Ebitda steigen. Die Übernahme berge zudem erhebliche Integrations- und Reputationsrisiken.

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