Bayer verkauft Tiermedizin Ein tierisch profitables Geschäft

Bayer Tier-Medizin Quelle: dpa

Für 7,6 Milliarden Dollar verkauft Bayer seine Tiermedizin-Sparte an den US-Konkurrenten Elanco. Dabei lassen sich mit Medikamenten für Haus- und Nutztiere exzellente Gewinne erzielen. Doch Bayer war zu klein – und ein anderes deutsches Unternehmen hat dem Leverkusener Konzern längst den Rang abgelaufen.

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Bayer-Chef Werner Baumann hat Wort gehalten: Schneller als erwartet hat sich der Konzern von seinem Tiermedizin-Geschäft getrennt. Ende 2018 hatte Baumann den Verkauf angekündigt, knapp ein Dreivierteljahr später meldet er Vollzug: Das Geschäft mit Floh- und Zeckenhalsbändern für Hunde oder Mitteln zur Stärkung der Abwehrkräfte bei Rindern geht an das US-Unternehmen Elanco. So richtig passte die Tiermedizin nicht mehr zur Pharma- und Agrar-Ausrichtung bei Bayer.

Und die 7,6 Milliarden Euro kann Bayer gut zum Schuldenabbau nach dem Monsanto-Kauf oder gar für einen möglichen Klage-Vergleich einsetzen – gegen das Monsanto-Mittel Roundup sind in den USA wegen angeblicher Krebsgefahr (die Bayer klar bestreitet) mehr als 18.000 Klagen anhängig. 5,3 Milliarden Dollar fließen in bar; für den Rest erhält Bayer Elanco-Aktien. Die Aktie, seit Tagen schon im Aufwind, zog leicht an.

So klar die Gründe für die Trennung von der Tiermedizin sind – andererseits trennt sich Bayer von einem profitablen Geschäft. Renditen zwischen 20 und 30 Prozent vom Umsatz sind in der Tiermedizin allemal drin: Die meisten Medikamente sind schon mal für Menschen entwickelt worden, auf diesen Erfahrungen können die Tiermediziner aufsetzen, die zusätzlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung halten sich im Rahmen. Die Risiken wegen möglicher Nebenwirkungen sind überschaubar, ständige Gesundheitsreformen sind auch nicht zu erwarten.

Andererseits können die Unternehmen für Tierarzneien hohe Preise verlangen, gerade bei Haustieren: Bei Hunden und Katzen geht die Zahlungsbereitschaft der Halter auch schon mal bis an die Grenzen des verfügbaren Einkommens, sagt ein Top-Manager eines Konkurrenzunternehmens. Auch das Geschäft mit Rindern und Schweinen läuft gut: Denn allen Beteuerungen zum Klimaschutz zum Trotz, steigt in den Entwicklungs- und Schwellenländern der Fleischbedarf an. Und die Prognosen sind günstig: Nach Schätzungen von Analysten soll sich der weltweite Umsatz von aktuell 25 Milliarden bis 2030 auf 53 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln.

Das Problem ist nur: Für dieses schöne, profitable Geschäft ist Bayer zu klein. Zuletzt erwirtschafteten die Leverkusener mit „Animal Health“, wie die Sparte in der Konzernsprache heißt, einen Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar. Marktführer ist das US-Unternehmen Zoetis mit mehr als fünf Milliarden, gefolgt von der deutschen Boehringer Ingelheim sowie den US-Unternehmen Merck & Co. und Elanco. Insbesondere Boehringer, bis vor wenigen Jahren eher ein Nischenplayer, hat an Bedeutung gewonnen: Durch ein Tauschgeschäft mit dem französischen Unternehmen Sanofi, das dafür die rezeptfreien Präparate von Boehringer erhielt, hat sich das rheinland-pfälzische Unternehmen seit 2017 zur weltweiten Nummer zwei aufgeschwungen.

Seither plant der zuständige Vorstand Joachim Hasenmaier dort eine Produktoffensive – von Mitteln gegen Lahmheit bei Pferden bis hin zu besseren Diagnoseverfahren bei Schweine-Krankheiten. Die hauseigenen Entwickler von Impfstoffen gegen Krebs beim Menschen sollen künftig sogar von den Erkenntnissen der Kollegen aus der Tierforschung profitieren, die bereits über mehr Know-how bei Impfstoffen verfügen.

Nun hat allerdings auch Boehringer ein Problem: Durch den Kauf der Tiermedizin-Sparte von Bayer hat sich nun Konkurrent Elanco enorm verstärkt und macht den Ingelheimern nun Rang zwei streitig.

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