Betriebsratschef Einenkel pokert um Opel-Standort Bochum

Rainer Einenkel spielt mit dem Feuer. Der Bochumer Betriebsratschef beharrt auf seiner Forderung nach fixen Zusagen für den Opel-Standort. Damit isoliert er sich im Betriebsrat, und riskiert ein früheres Produktionsende.

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Rainer Einenkel, Betriebsratsvorsitzende des Bochumer Opel-Werkes, spricht in Bochum zu Journalisten. Quelle: dpa

Rüsselsheim/Bochum Der Schuss kann nach hinten losgehen: Verbissen kämpft Bochums Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel um die langfristige Absicherung des Standorts im Ruhrgebiet - und zwar nicht in Form „schwammiger“ Versprechen, sondern verbindlicher Verträge. Doch dazu sieht sich die Opel-Mutter General Motors (GM) angesichts der massiven Probleme der europäischen Tochter nicht in der Lage.

Das will Einenkel nicht schlucken. Zumal er bis 2016 mindestens 2500 Arbeitsplätze in Bochum gefährdet sieht. Deshalb lehnt er den Sanierungsplan für den Autobauer weiter ab - und attackiert nicht nur das Opel-Management, sondern auch Betriebsratskollegen an anderen Standorten und die IG Metall.

Einenkel wirft den Betriebsräten in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern vor, die Arbeitnehmer zu spalten. Dass die Belegschaft an jedem Standort getrennt über den Sanierungsplan abstimmen sollen, sei „wenig hilfreich“ und eine „Steilvorlage für das Management“.

Tatsächlich ist das Verfahren keine Lex Opel - im IG Metall-Bezirk Mitte ist ein Mitgliedervotum in jedem Betrieb die Regel, bevor ein Flächentarifvertrag unterboten wird. Nach dem Opel-Sanierungsplan soll die Belegschaft Tariferhöhungen stunden. Im Gegenzug bietet Opel die Verlängerung des Kündigungsschutzes um zwei Jahre bis Ende 2016.

Einenkel pokert hoch, und könnte am Ende zu viel riskieren. „Wenn es für Bochum kein Verhandlungsergebnis gibt, dann gibt es nach 2014 keine Standort- und Arbeitsplatzsicherung mehr an dem Standort“, sagt ein Insider, der von einer realen Gefahr spricht. Denn dann würde wieder der alte Standortsicherungsvertrag gelten - und der läuft 2014 aus. Davor hatte Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky gewarnt: „Die Zafira-Produktion in Bochum würde dann auch enden und zum 1. Januar 2015 würde die Fertigung in Bochum komplett eingestellt.“

Weil Opel unter der Absatzkrise in Europa und an enormen Überkapazitäten leidet, muss der Autobauer die Kosten drücken. GM erwartet zur Mitte des Jahrzehnts wieder schwarze Zahlen in Europa. Einenkel will den Vertrag trotzdem nicht mittragen: „Wir sollen abgewickelt werden und das sollen wir auch noch unterschreiben.“

Stimmen die Bochumer hingegen zu, läuft der Zafira zwei Jahre länger in Bochum vom Band. Zudem hat die Adam Opel AG versprochen, die Zeit zu nutzen, um den Standort zum Komponentenwerk umzuwandeln. „Wir wollen insgesamt rund 1200 tarifgebundene Opel-Arbeitsplätze in Bochum sichern“, sagte Girsky.


„Das ist ein Beispiel dafür, wie man Belegschaften spaltet.“

Einenkel kritisiert, dass an den anderen Opel-Standorten auch über die Zukunft von Bochum mit abgestimmt werde: „Das ist ein Beispiel dafür, wie man Belegschaften spaltet.“ Dabei hätten sich die Arbeitnehmervertreter zuvor im Prinzip darauf verständigt, einem Vertrag nur zustimmen, wenn alle Verhandlungsführer einverstanden seien. Weitere Gespräche in Bochum würden nun erheblich erschwert.

Die IG Metall in Frankfurt weist Einenkels Darstellung zurück. „Ich kann nur davor warnen, die Auseinandersetzung mit GM und der Unternehmensleitung zu einer Auseinandersetzung zwischen den Standorten zu machen“, sagte Bezirksleiter Armin Schild, der in der Tarifkommission für die Opel-Standorte Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern verantwortlich ist. Damit würde man riskieren, den größtmöglichen Schaden anzurichten.

Das Opel-Aufsichtsratsmitglied sagte der dpa, er sei der Belegschaft an den drei Standorten sehr dankbar, dass sie dem Sanierungsplan voraussichtlich zustimmen werde. Damit verzichteten die Mitarbeiter auf Tariferhöhungen, auch um Arbeitsplätze in Bochum zu sichern: „Das ist eine einzigartige Solidaritätsleistung.“

Bis Monatsende bleibt Zeit, die Kuh vom Eis zu holen. Nach der grundsätzlichen Vereinbarung zwischen Gewerkschaft, Gesamtbetriebsrat und Opel soll ein Tarifvertrag über die Sanierung bis zum 31. März stehen. Noch ist Schild überzeugt, dass das Unternehmen unter der Leitung des neuen Chefs Karl-Thomas Neumann eine Lösung sucht, die auch in Bochum akzeptiert werden kann. Dabei ist klar: Ob Bochum dem Plan zustimmt, entscheiden am Ende die IG-Metall-Mitglieder bei Opel in Bochum mit ihrem Votum - und nicht ihr Betriebsratschef.

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