Bewaffnete Drohne für Europa Fünf Lektionen für eine brauchbare Euro-Drohne

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Anforderungen und Nachbesserungen

Schon die bereits bekannten Anforderungen an die neue Drohne dürften ihre Bauer zudem ins Schwitzen bringen. So muss der unbemannte Flieger selbstständig und problemlos Kollisionen ausweichen können, wenn er die dringend erforderliche Zulassung für den zivilen Luftraum erhalten soll. Die Entwicklung dieser „Sense and Avoid“ genannten Fähigkeit ist für das Projekt entscheidend, aber auch hoch komplex. Zumindest einfacher wäre es, auf Technik aus dem Ausland zurückzugreifen: In den USA wird sie bereits seit Längerem in der Reaper-Drohne getestet.

2.      Überlegt, was die Drohne können soll

Zumindest im Kern ist die eigentliche Aufgabe für die neue Europa-Drohne klar: Sie soll aufklären. Das neue Fluggerät wird zur sogenannten MALE-Klasse (kurz für Medium Altitude, Long Endurance) gehören. Mehr als 24 Stunden soll die Drohne in der Luft bleiben und aus einer Höhe von 5000 bis 15.000 Metern Daten eines überwachten Gebiets an die Bodenstation senden. Im Idealfall ist sie gleichermaßen im Kampf gegen Terroristen wie auch in Katastrophengebieten und bei der Überwachung von Grenzen und Küsten einsetzbar.

Armee mit Schrott
Helme der Bundeswehr Quelle: dpa
Der Puma-Panzer ist nicht zu bremsen Quelle: dpa
Eine Rekrutin der Bundeswehr sichert auf einem Truppenübungsplatz eine Patrouille. Quelle: dpa
Mitte September 2014 sorgte diese Panne für Aufsehen und lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit nach längerer Zeit wieder auf die Ausrüstungsmängel bei der deutschen Bundeswehr: Weil die Transall-Maschinen der Bundeswehr technische Defekte aufwiesen, konnten die Ausbilder, die kurdische Peschmerga-Kämpfer bei ihrer Arbeit gegen den radikal islamischen IS im Irak vorerst nicht zu ihrer Mission aufbrechen. Sie mussten die Maschinen auf dem Militärflugplatz Hohn wieder verlassen. Es ist die jüngste, aber bei weitem nicht die erste Blamage in Sachen Bundeswehrausrüstung. Quelle: AP
Wie jetzt durch einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bekannt wurde, gab es auch bei den Bordhubschraubern vom Typ Sea Lynx der Marine erhebliche Ausfälle. Von 22 Maschinen sei keine einzige einsatzbereit, so das Blatt, was sich nach dem der „SZ“ vorliegenden internen Dokument 2014 auch nicht mehr ändern werde. Im Juni wurde demnach in einem Modell einer Fregatte ein 20 Zentimeter langer Riss entdeckt, woraufhin der komplette Betrieb mit dem Modell zunächst eingestellt wurde. Wohl zu Recht: Danach wurden an drei weiteren Hubschraubern ähnliche Schäden gefunden. Quelle: dpa
Bereits im August gab es Berichte über nur bedingt einsatzfähiges Bundeswehrmaterial. So meldete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf ein internes Dokument des Verteidigungsministeriums, von den hier Schau fliegenden Kampfjets des Typs Eurofighter seien nur acht von 109 Maschinen voll einsatzbereit. Von 67 CH-53-Transporthubschraubern konnten demnach im August ebenfalls nur sieben in die Lüfte gehen. Quelle: dpa
Und auch die Bundeswehrhubschrauber vom Typ NH-90 glänzten nicht gerade mit Bereitschaft: Laut „Spiegel“ waren im Sommer nur fünf von 33 voll intakt, während unter den Transall-Maschinen des Typs C-160 auch damals nur 21 flugtüchtig waren. Quelle: dpa

Zudem soll die Drohne aber auch Raketen abschießen können. Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder beschrieb das Projekt zuletzt als Aufklärungsdrohne, "die optional bewaffnet werden kann". Der Satz zeichnet nicht nur den Kritikern von Kampfdrohnen Sorgenfalten ins Gesicht, die einen „militärischen Tabubruch“ befürchten.

Die bislang noch wenig konkreten Anforderungen wecken auch die Sorge, dass die neue Europa-Drohne eine Art eierlegende Wollmilchsau sein soll. Die extrem hohen Anforderungen und unterschiedlichste Einsatzszenarien hatten unter anderem die Entwicklung des Transportfliegers A400M zum Millionengrab werden lassen. Trotzdem erfüllen die ersten ausgelieferten Flieger bis heute nicht alle früheren Versprechungen.

Schon jetzt ist immerhin klar, dass die Europa-Drohne mit hochgerüsteten Kampfdrohnen, die etwa in den USA entwickelt werden und die selbst schwere Bomben mit großer Zerstörungskraft transportieren können, gar nicht erst mithalten muss. Eine solche Killermaschine wäre politisch kaum durchsetzbar.

Die Drohnen-Projekte der Bundeswehr

Welche Art von Bewaffnung für die Europa-Drohnen möglich – oder überhaupt ratsam ist, ist nicht ganz klar. Fest steht: zusätzliche Bewaffnung wird zu Lasten von Reichweite, Flugzeiten und vermutlich auch der Bewegungsfähigkeit gehen. Allein die Option, Raketen anzubringen, wird die Konstrukteure vor Herausforderungen stellen und zu Kompromissen zwingen.

Um die richtig einordnen zu können, ist entscheidend, wie die Drohne eingesetzt werden soll: Die Einsatzszenarien müssen deshalb schon während der Entwicklung der ersten Studie bis Ende 2017 so weit nur irgend möglich definiert werden. Nicht nur für aktuelle Konflikte, sondern insbesondere mit Blick auf die Zeit nach 2025.

3.      Verzichtet auf permanente Nachbesserungswünsche

Eine klare Definition der Leistungsforderungen könnte auch eindämmen, was die Rüstungsindustrie seit Langem zur Verzweiflung bringt: Regierungen bestellen ein Projekt  - und schrauben im Nachhinein an den Anforderungen.

Das kann gute Gründe haben: Im Laufe der jahrelangen Entwicklung ändert sich die Weltlage, die Technik entwickelt sich weiter. Also müssten bestellte Fahrzeuge, Flieger und eben auch Drohnen den Neuerungen entsprechend angepasst werden. Das ist alles andere als leicht. Die Systeme sind nicht modular aufgebaut, müssen aber perfekt zusammenspielen. Schon eine kleinere Änderung wie ein neuer Adapter, ein neuer Anschluss oder eine verbesserte Software kann große Probleme nach sich ziehen. Das kostet Zeit und Geld.

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