Bewaffnete Drohne für Europa Fünf Lektionen für eine brauchbare Euro-Drohne

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Extrawünsche und Verhandlungen

Problematisch wird es besonders dann, wenn die nachträglichen Änderungen durch bessere Planung vermeidbar gewesen wären. „Die Ursachen für die aktuellen Rüstungsprobleme stammen aus einer Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges, in der es offenbar egal war, wie lange etwas dauert“, sagte SPD-Sicherheitsexperte und Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels im Interview mit WirtschaftsWoche Online. Das wird sich in Zukunft keine Regierung Europas mehr leisten können – gerade nicht auf dem sich schnell entwickelnden Drohnen-Markt.

4.      Verzichtet auf nationale Extrawünsche

Mit Airbus, Dassault und Alenia werden nicht nur voraussichtlich drei europäische Unternehmen an dem Drohnen-Projekt beteiligt sein. Die Auftraggeber-Nationen sind nach derzeitigem Stand auch zu dritt. Deutschland, Italien und Frankreich machen sich für das Projekt stark.

Braucht die Bundeswehr mehr Geld?

Alle großen Rüstungsaufträge der vergangenen Jahre waren europäische Gemeinschaftsprojekte. Das ist sinnvoll: Entwicklungskosten können geteilt werden, für das fertige Gerät stehen gleich mehrere Abnehmer parat. Häufig haben die Regierungen aber eigene Interessen. Sie wollen die Gerätschaften für ein bestimmtes Einsatzszenario aufrüsten oder verlangen Nachbesserung, die für die Partnerländer wenig relevant sind. So unterscheiden sich etwa die deutsche und die französische Variante des Eurocopter Tiger bei der Bewaffnung.

Sicherheitsexperten empfehlen daher, sich bei einem Gemeinschaftsprojekt von vornherein auf eine Basis-Variante zu einigen und deren Entwicklung gemeinsam voranzutreiben. Anpassungen an nationale Anforderungen müsste der jeweilige Staat dann aus eigener Tasche zahlen.

5.      Lasst Leute verhandeln, die etwas von der Materie verstehen

Was klingt wie eine Binsenweisheit, ist die vielleicht bitterste Lektion aus den vergangenen Rüstungsdebakeln. Als externe Prüfer der Unternehmensberatung KPMG im vergangenen Jahr ihren Prüfbericht zu den großen Rüstungsprojekten der Bundeswehr vorlegten, stellten sie der Industrie, aber vor allem den Bundeswehroberen und der Regierung ein vernichtendes Urteil aus.

„Dem Bund gelingt es häufig nicht, seine Kosten‐, Termin‐ und Leistungsziele gegenüber dem Auftragnehmer durchzusetzen“, heißt es wörtlich in dem Bericht. Diese würden häufig bereits bei Vertragsschluss nicht ausreichend verankert. Und weiter:  „Der derzeitige Vertragsgestaltungsprozess lässt die parallele Verwendung zahlreicher, nur geringfügig angepasster, hierarchisch aufgebauter und aufeinander bezogener Musterverträge selbst bei großvolumigen und hochkomplexen Großprojekten zu. Dazu kommt der Verzicht auf die von Beginn an kontinuierliche Begleitung solcher Projekte durch erfahrene Juristen.“

Im Klartext: Die mächtige Rüstungsindustrie übervorteilt die staatlichen Auftraggeber, weil deren Vertreter unerfahren und in Detailfragen nicht sattelfest genug sind.

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