Bieterkampf um Alstom GE will Frankreich unabhängige Prüfung versprechen

General Electric reagiert auf das Werben von Siemens und Mitsubishi um Alstom. Der US-Konzern will offenbar eine Kontrolle seiner Versprechungen anbieten – und ist auch in der Nukleartechnik zu Kompromissen bereit.

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Alstom-Flagge Quelle: AFP

Paris/München General Electric (GE) will sein Angebot für Alstom aufhübschen. Dazu führt der US-Konzern offenbar Gespräche mit Frankreich, um sein Angebot für die Energiesparte über 12,35 Milliarden Euro besser von der Siemens-Offerte abzuheben.

Es gehe dabei um eine Präzision der Arbeitsplatzgarantien, der geplanten Investitionen und des Zugangs zur Nukleartechnik, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen am späten Dienstag zu Bloomberg News. Im Gespräch ist demnach ein Versprechen für eine unabhängige Prüfung. Diese soll gewährleisten, dass GE die Zusage einhält, als Teil der Alstom-Transaktion 1000 industrielle Arbeitsplätze in Frankreich zu schaffen. GE sei auch bereit, Verpflichtungen hinsichtlich der künftigen Investitionen in die französischen Geschäfte einzugehen, hieß es weiter.

Der US-Konzern habe zwar nicht die Absicht, den Baranteil der Offerte nachzubessern, sei aber offen für weitere Gespräche mit der Regierung über die Bedingungen in verschiedenen Bereichen, verlautete aus den Kreisen. So könne das Interesse Frankreichs durch die Sicherung des Zugangs zu nuklearer Technologie gewahrt werden – und auch eine GE-Alstom-Partnerschaft bei der Eisenbahn-Signaltechnik sei möglich.

Siemens und Mitsubishi Heavy Industries (MHI) hatten am Montag ein gemeinsames Angebot für die Energiesparte von Alstom vorgelegt. Siemens bietet 3,9 Milliarden Euro für das Gasturbinengeschäft des französischen Konzerns, während MHI und Partner Hitachi 3,1 Milliarden Euro für Anteile am Geschäft mit Dampfturbinen, Energieübertragungsnetzen und Wasserkraft zahlen würden. Außerdem offerierte Mitsubishi, bis zu zehn Prozent an Alstom zu kaufen.

Unter dem Strich kommt das Siemens-Mitsubishi-Angebot auf einen Wert von 14,2 Milliarden Euro, wie Siemens am Dienstag mitteilte. Es liegt damit über der GE-Offerte von umgerechnet rund 12,35 Milliarden Euro.


Cromme deutet europäischen Bahnchampion an

Die Chefs von Siemens und MHI standen am Dienstag unter anderem Staatschef François Hollande und Mitgliedern des Parlaments Rede und Antwort. Die bereits im April abgegebene Offerte von GE stellten sie dabei als Zerschlagungsplan dar.

Das deutsch-japanische Gemeinschaftsgebot sei sowohl in finanziellen als auch strategischen und sozialen Aspekten überlegen, erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser bei einer Pressekonferenz zwischen den politischen Terminen. Alstom werde damit als weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Energie und Mobilität gestärkt. Die beiden Partner stellten auch bis zu 2000 zusätzliche Jobs in Frankreich in Aussicht.

Rund 1000 Arbeitsplätze davon will MHI schaffen, etwa durch ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum, weitere bis zu 1000 neue Ausbildungsplätze sollen an Siemens- und Alstom-Standorten in Frankreich entstehen. Die Partner rechneten auch vor, dass ihre Offerte um knapp zwei Milliarden Euro besser sei als die von GE.

Siemens ist zudem weiter bereit, sein komplettes Bahntechnikgeschäft abzugeben. „Im Transportbereich sind wir absolut entschlossen, einen europäischen Champion zu schaffen (...)“, teilte der Aufsichtsratschef des Elektrokonzerns, Gerhard Cromme, nach dem Spitzentreffen mit Frankreichs Präsident Hollande mit. Es gehe dabei darum, die kompletten Siemens-Aktivitäten in dem Geschäftsfeld an Alstom zu geben.

Auf die Gemeinschaftsofferte von Siemens und MHI hatten die Amerikaner am Vortag zunächst nur knapp reagiert. Man werde sich nicht an einem Bieterkrieg beteiligen, ließ GE wissen. An der Börse kam die Offerte von Siemens und MHI gut an. Sie könnte eine echte Alternative für die französische Regierung sein, sagte Baader-Bank-Analyst Günther Hollfelder am Dienstag.

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