Bilanzzahlen Merck wächst zweistellig – und will bei Pharma liefern

Nach jahrzehntelanger Flaute möchte der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern nun wieder mit neuen Medikamenten punkten. Die Zahlen für 2016 sorgen für den notwendigen Schub.

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Schriftzug von Merck vor dem Innovationszentrum in Darmstadt. Quelle: dpa

2016 will Merck einen Umsatz zwischen 14,9 und 15,1 Milliarden Euro erreichen, der um Sondereinflüsse bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) soll zwischen 4,45 und 4,6 Milliarden Euro liegen. Mit dieser relativ konkreten Prognose wagte sich Merck-Chef Stefan Oschmann Ende vergangenen Jahres vor. Die ganz genauen Zahlen will er zur Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag vorlegen. Wie auch immer: Merck ist damit bei Umsatz und Ergebnis im Jahr 2016 im zweistelligen Prozentbereich gewachsen.

Für den Schub sorgte vor allem die Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma Aldrich, die 2016 wirksam wurde. Hinzu kamen günstige Umstände im Medikamenten-Geschäft: So konnte Merck nicht benötigte Rückstellungen für Altprojekte auflösen, Produktionsprobleme von Konkurrenten ließen die Nachfrage nach Merck-Präparaten steigen, das Ende einer Vertriebskooperation mit Pfizer sparte Kosten.

So viel Glück wird Merck nicht immer haben. Zumal einige wichtige Merck-Medikamente schwächeln: Rebif, das gegen Multiple Sklerose gespritzt wird,  verliert Marktanteile  - mittlerweile haben Konkurrenten wie Novartis auch Tabletten gegen die Krankheit auf den Markt gebracht. Auch beim Darmkrebsmedikament Erbitux steigt mittelfristig der Wettbewerbsdruck, unter anderem durch ein Mittel des US-Unternehmens Amgen. Das Fruchtbarkeitsmittel Gonal-F soll laut Merck-Prognose 2017 im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen.

von Jacqueline Goebel, Jürgen Salz

Für Merck wird es Zeit, neue Medikamente zu lancieren; in der hauseigenen Pipeline herrscht seit Jahrzehnten Flaute. Die Hoffnungen ruhen dabei besonders auf Avelumab – einem Krebsmittel, das die Abwehrzellen des Körpers aktiviert. Eine erste Anwendung gegen einen schwarzen Hautkrebs, das sogenannte Merkelzellkarzinom, soll in diesem Jahr auf den Markt kommen. Die US-Zulassungsbehörde hat eine beschleunigte Prüfung zugesagt – ebenso für eine weitere Indikation, bestimmte Formen von Harnblasenkrebs. Weitere Anwendungen etwa gegen Lungen-, Blasen- Magen oder Eierstockkrebs sollen in den kommenden Jahren folgen. Im dritten Quartal, so hoffen die Merck-Manager, werde die europäische Arzneibehörde über die Zulassung einer Tablette gegen Multiple Sklerose entscheiden; mit dem Mittel ist Merck allerdings schon mal gescheitert.

Der neue Merck-Chef Stefan Oschmann, seit 2016 im Amt, hat dazu bereits ein Versprechen abgegeben: Von 2017 an wollen die Darmstädter jedes Jahr ein neues Präparat – oder zumindest eine neue Anwendung – auf den Markt bringen. Oschmann wird künftig daran gemessen werden. Die Zeit  läuft.

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