Bilfinger Bilfinger schreibt weiter Verlust

Der krisengeplagte Industriedienstleister Bilfinger schreibt erneut Verluste. Grund dafür ist unter anderem der Verkauf der Bau- und Gebäudedienste.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Erneut lassen die Quartalszahlen von Bilfinger zu wünschen übrig. Quelle: dpa

Der kriselnde Industriedienstleister Bilfinger hat im zweiten Quartal im operativen Geschäft gerade so schwarze Zahlen geschafft. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebitda) betrug zwei Millionen Euro nach einem Verlust von 34 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Leistung in den nach dem Verkauf der Bau- und Immobiliensparte verbliebenen Geschäftsfeldern Industrie und Kraftwerksgeschäft schrumpfte um 14 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Als Grund verwies Bilfinger unter anderem auf weniger Wartungsaufträge im Öl- und Gassektor wegen des niedrigen Ölpreises.

Den Nettoverlust begrenzte Bilfinger im ersten Halbjahr auf 15 Millionen nach einem Fehlbetrag von 48 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im vergangenen Jahr hatte die defizitäre Kraftwerkssparte dem Mannheimer Konzern einen Rekordverlust von einer halben Milliarde Euro eingebrockt. Die Schritte zur Kostensenkung begännen zu greifen, erklärte das Unternehmen. Allerdings kämpft der Spezialist für Konstruktion und Wartung von Industrieanlagen und Kraftwerken weiter mit einer sinkenden Nachfrage. Der Auftragseingang schrumpfte im ersten Halbjahr um elf Prozent auf zwei Milliarden Euro.

Von Reuters befragte Analysten hatten im Mittel mit einem Umsatz von 1,08 Milliarden Euro gerechnet. Beim Ebitda lagen die Prognosen zwischen plus fünf Millionen Euro und minus 21 Millionen Euro.

Bilfinger konkretisierte den Ausblick aufs Gesamtjahr: Der Umsatz soll nach fünf Milliarden Euro 2015 deutlich zurückgehen auf 4,1 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda soll deutlich über dem Fehlbetrag von 23 Millionen Euro liegen. Aus dem Verkauf des Bau- und Immobiliengeschäfts erwartet der MDax -Konzern in diesem Jahr einen Veräußerungsgewinn von rund 500 Millionen Euro. Andererseits fallen Kosten in niedriger dreistelliger Millionenhöhe für Personalabbau, IT-Investitionen und die Aufarbeitung von Korruptionsfällen an.

Konjunktur ist fragil

Bilfinger steckt seit zwei Jahren in der Krise, die den früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch den Job des Vorstandschefs gekostet hatte. Der ehemalige Schlumberger - und Linde-Manager Tom Blades will als vierter Chef in zwei Jahren den einst als Bauunternehmen groß gewordenen Traditionskonzern wieder flott machen.

Auslöser der Talfahrt war 2014 der mit Energiewende und Ölpreisrückgang einhergehende Einbruch der Sparte Power, die Kraftwerke konstruiert, baut und wartet. Unter dem Einfluss des Großaktionärs Cevian, einem Finanzinvestor aus Schweden, wird Bilfinger zerschlagen. Das Bau- und Immobiliengeschäft verkauften die Mannheimer an den Finanzinvestor EQT, der wiederum den Hochbau weiterverkaufen will. Die geplante Abspaltung von Power als Ganzes gelang nicht, die acht darin zusammengefassten Firmen sollen nun einzeln abgestoßen werden.

Mit dem verbleibenden Industrieservicegeschäft war Bilfinger im vergangenen Jahr nach einer Übersicht der Beratung Lünendonk Marktführer in Deutschland vor Remondis aus Köln und der Frankfurter Wisag. Die Stimmung in der Branche hat sich laut Lünendonk gebessert, die Konjunktur ist aber weiterhin fragil. Die Serviceanbieter leiden unter der Investitionszurückhaltung ihrer großen Kunden im Energiesektor und der Chemieindustrie.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%