Bilfinger im Umbruch Die Agenda des Eckhard Cordes

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Cevian erwartet drastische Veränderungen

Ein weiterer Rohrkrepierer aus der Koch-Ära ist nach Einschätzung eines ehemaligen Top-Managers die Einführung von Repräsentanten für Weltregionen. Die bringen wenig, weil Dienstleister wie Bilfinger eher den Auftraggebern in neue Länder folgen und ihre Präsenz weiterentwickeln, als dass sie strategisch Weltregionen definieren, um dort Marktpositionen zu erobern. Die ungeliebte Auftragsdatenbank und die Regionalrepräsentanten sind Module des Koch-Programms BEST und haben „im Unternehmen keine Akzeptanz“, sagt der Ex-Manager: „Davon sollte sich die neue Führung verabschieden.“

Und eine Menge Verunsicherung in der Belegschaft muss sie ausräumen. 1250 Arbeitsplätze wollte Koch abbauen, um den zu hohen Anteil der Verwaltungskosten am Umsatz zu senken. Angesichts gesunkener Umsätze, unkt ein Betriebsrat, müsste das Verhältnis trotz des Abbaus prozentual immer noch relativ hoch sein: „Wird nun wieder mit dem Rasenmäher gespart?“

Die Fülle von Problemen muss Cordes kurzfristig und gleichzeitig angehen und wird dabei vom Erfolgsdruck getrieben, unter dem sein eigener Auftraggeber steht.

Cevian bangt um sein Geschäftsmodell

Der Finanzinvestor Cevian zählt zu den aktivistischen Aktionären. Die kaufen sich bei unterbewerteten Unternehmen ein, forcieren drastische Veränderungen und wollen so in relativ kurzer Zeit Wertsteigerungen erzielen. Normalerweise erwarten ihre Geldgeber nach 18 Monaten Resultate. Cevian ist zwar etwas längerfristiger ausgerichtet, doch nach spätestens fünf Jahren müssen sich die Investments rentieren. „Cevian steht enorm unter Druck“, heißt es in Finanzkreisen.

Mit einem Misserfolg würde Cevian nicht nur Geld verbrennen, sondern auch seinen Ruf lädieren – und sein Geschäftsmodell. Aktivisten leben davon, dass sich ihnen andere Investoren anschließen, weil die ihnen zutrauen, Unterbewertungen besser zu erkennen. Meist löst schon ihr Einstieg einen Kursanstieg aus. Ein Flop nimmt ihnen leicht die Überzeugungskraft.

Dabei gilt der ursprüngliche Plan in Finanzkreisen weiter als schlau. Die Bilfinger-Aktie galt beim Cevian-Einstieg 2011 als günstig. Schon der Verkauf der Bausparte sollte Wert schaffen. Der Deal dürfte in den nächsten Wochen abgeschlossen sein. Aber der Ertrag daraus reicht wegen des operativen Totalabsturzes nicht mehr aus.

„Mit Cordes’ Berufung hat Cevian die Macht bei Bilfinger übernommen“, heißt es in Finanzkreisen. Die Personalwechsel an der Spitze seien nur der Anfang eines größeren Umbaus. Cevian werde alles versuchen, um sein Engagement noch zu drehen – wie Jürgen Klopps Borussia bei einem fast schon verlorenen Spiel.

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