Bilfinger KKR will Bilfingers Tafelsilber

Der Finanzinvestor KKR streckt die Hände nach Bilfingers Gebäudemanagementsparte aus. Für Bilfinger wäre ein Verkauf der florierenden Sparte der Anfang vom Ende.

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Bilfinger-Chefaufseher Eckhard Cordes Quelle: dpa

Als der kriselnde Mannheimer MDax-Konzern Bilfinger am vergangenen Mittwoch Gespräche über den Verkauf seiner florierenden Gebäudemanagement- und Bausparte (Facility Management, FM) bestätigte, kursierte sofort ein halbes Dutzend Namen angeblicher Interessenten. Nach WirtschaftsWoche-Informationen sind aber weder europäische Baukonzerne noch internationale Immobilienmakler oder deutsche Gebäudedienstleister aussichtsreiche Kaufinteressenten für Bilfingers Tafelsilber, sondern Finanzinvestoren.

Vor allem die Londoner Dependance des amerikanischen Private-Equity-Anbieters KKR wird in gut unterrichteten Kreisen als Topkaufkandidat genannt. KKR-Europachef Johannes Huth und Bilfinger haben auf Anfrage dazu nicht Stellung genommen. Der wahrscheinliche Verkauf der FM-Sparte mit 2,4 Milliarden Euro Umsatz und 22.000 Mitarbeitern ist die neueste Wende im Bilfinger-Drama. Noch im Oktober verkündete Vorstandschef Per Utnegaard eine Zwei-Säulen-Strategie auf Basis des kerngesunden Gebäudemanagement- und Baugeschäfts sowie der zu sanierenden Industrieservicesparte.

Bilfingers Kandidaten-Karussell

Komplett verkauft werden sollte nur der von der Energiewende total gerupfte Bereich Kraftwerks-Service. Drei Monate später ist es Utnegaard offenbar wichtiger, dass der schwedische Finanzinvestor und Großaktionär Cevian aus seinem 2011 begonnenen Fehlinvestment von inzwischen 26 Prozent der Bilfinger-Aktien noch Kapital schlagen kann. Cevian-Statthalter und Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes behauptet, die Angebote für die FM-Sparte seien „völlig überraschend“ gekommen.

Tatsächlich aber liegt der Anfang der Überlegungen ein halbes Jahr zurück. Kurz nach Utnegaards Amtsantritt schlug FM-Chef Otto Kajetan Weixler Utnegaard den Verkauf seines Bereichs vor. Weixler hatte diese 2002 selbst vom gescheiterten Baukonzern Philipp Holzmann zu Bilfinger gebracht.

14 Jahre später nun will der 57-Jährige mitsamt der Sparte runter vom sinkenden Bilfinger-Schiff. Denn unter Utnegaard drohen dem FM Kollateralschäden durch Spar- und Abbauwellen im Gesamtkonzern. Investiert wurde kaum noch. Ein Bericht über Weixlers Vorschlag (WirtschaftsWoche 27/2015) rief Interessenten auf den Plan. Als die WirtschaftsWoche am Abend des 12. Januar dazu Fragen schickte, machte Bilfinger am nächsten Morgen mit einer Ad-hoc-Meldung die Verkaufsverhandlungen publik.

Utnegaard und Cevian hatten Weixlers Vorstoß zunächst abgelehnt. Aber mit den gebotenen Preisen wuchs die Bereitschaft zum Verkauf. Rund eine Milliarde Euro soll KKR für die Sparte mit 2,6 Milliarden Euro Umsatz bieten, das 14-Fache des Jahresgewinns.

Üblich wäre das Sieben- oder Achtfache. Aber Finanzinvestoren stehen wegen der dank Niedrigzins kräftig fließenden Gelder unter Anlagedruck. Und die Betreuung von Büro- und Wohnimmobilien verspricht zuverlässige Margen. In zwei, drei Jahren könnte der Käufer die FM-Sparte – abgerundet durch internationale Zukäufe – an die Börse bringen, „mit einem Erlös zwischen zweieinhalb und drei Milliarden Euro“, spekuliert ein Topmanager aus der Branche.

Dass Cevian mit dem Verkaufserlös Bilfingers Industrieservice sanieren würde, bezweifelt der Insider: „Sie werden eine Sonderausschüttung beschließen und die Löcher in der eigenen Kasse stopfen.“

Für den einst stolzen Bilfinger-Konzern sei der FM-Verkauf „der Anfang vom Ende“.

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