Bilfinger Neue Strategie soll Vertrauen zurückbringen

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Strategische Herausforderungen

Wieder einmal will sich Bilfinger also neu erfinden. Zuletzt hatte der Konzern seine profitabelste Sparte abgestoßen. Mit den Bau- und Industriedienstleistungen ging ein Herzstück des einst stolzen Baukonzerns über den Tisch. Dahinter steckt die Hoffnung, dass Teile des Unternehmens mehr wert sind als das große Ganze. Gewerkschafter kritisierten den Schritt, Aktionäre beklagten eine fehlende Strategie.

Der Verkauf der Sparte war ein Punktsieg für den einflussreichen Finanzinvestor Cevian, der 2011 bei Bilfinger eingestiegen war. Die Schweden halten 26 Prozent der Anteile. Damit können sie wichtige Entscheidungen blockieren. Die Beteiligungsgesellschaft gilt als Investor, der sich aktiv in die Firmengeschicke einmischt. Das gilt wohl auch für die zahlreichen Chefwechsel in jüngster Zeit.

Der Konzern steckt seit Jahren im Umbruch. Der Wandel vom Bau- zum globalen Dienstleistungskonzern rund um Kraftwerke, Industrieanlagen und Gebäude war lange die zentrale Strategie. Doch die Abkehr vom zyklischen und mit hohen Projektrisiken verbundenen Bau und der Ausbau der Dienstleistungen durch Zukäufe brachte nicht die erhoffte Stabilität. Auch Einsparungen und Zusatzgeschäfte gingen nicht auf.

Finanzvorstand Axel Salzmann hört zum Ende des Monats beim Industriedienstleister Bilfinger auf. Der frühere Osram-CFO Klaus Patzak soll sein Nachfolger werden.

Die Zurückhaltung der Stromkonzerne nach der Energiewende in Deutschland, gekappte Investitionen in der Öl- und Gasindustrie im Zuge des Ölpreisverfalls sowie hausgemachte Probleme im Projektmanagement machten die hochfliegenden Pläne endgültig zunichte. 2015 verbuchte Bilfinger einen Rekordverlust von fast einer halben Milliarde Euro und strich die Dividende.

Der Chefsessel war ein Schleudersitz: Eine Gewinnwarnungsserie hatte Hessens Ex-Ministerpräsidenten Roland Koch 2014 den Chefposten gekostet. Viele Hoffnungen hatten auf ihm geruht. 2011 hatte er das Ruder in Mannheim übernommen und ließ kaum einen Stein auf dem anderen. Doch die Zahlen sahen schlecht aus. Sein Vorgänger und Nachfolger Herbert Bodner hatte als Interimschef nur einen Kurzauftritt. Dann kam Per Utnegaard. Doch der ging nach nicht einmal einem Jahr Ende April 2016 wieder. Nach ihm war Finanzchef Axel Salzmann übergangsweise am Ruder. Seit Juli führt nun Blades den Konzern. Die Zahlen für 2016 sind angesichts der strategischen Herausforderungen am Dienstag wohl eher eine Nebensache.

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