Bill Ford und Donald Trump Eine schwierige Männerfreundschaft

Bill Ford gibt sich als Freund des neuen US-Präsidenten Trump. Doch der Einreisestopp für Menschen aus sieben muslimischen Ländern belastet nun das Verhältnis der mächtigen Männer – wieder einmal.

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Der Autoboss und der US-Präsident telefonieren regelmäßig miteinander. Quelle: Reuters/AP

New York Kleine Geschenke erhalten die Männerfreundschaft. Bereits vor seinem Amtsantritt hatte der bereits gewählte, aber noch nicht vereidigte US-Präsident Donald Trump den großen US-Autohersteller Ford für seine Produktion in Mexiko kritisiert. Statt für eine Konfrontation entschied sich Bill Ford – Urenkel des Firmengründers Henry Ford – dafür, den Forderungen nachzugeben.

Öffentlich erklärte der US-Autohersteller, den Bau eines neuen Werks in Mexiko für 1,6 Milliarden Dollar zu stoppen. Trump konnte den ersten Erfolg seiner „America-first”-Politik verkünden – und der Konzern schien aus dem Schussfeld zu sein. Trump bezeichnete den 59-jährigen Ford-Erben daraufhin gar als seinen Freund.

Aber eine Beziehung mit Trump kann sich schnell als kompliziert erweisen. Und auch die neue Freundschaft zwischen Trump und Ford steuert derzeit auf einen weiteren Konflikt zu. Auslöser war eine Exekutivanordnung Trumps vom vergangenen Freitag. Darin hatte Trump angeordnet, einen Einreisestopp für sieben, mehrheitlich muslimische Länder zu erwirken.

Bei Ford sorgte das Dekret für Aufregung. Bill Ford und Ford-Chef Mark Fields telefonierten, schrieben sich E-Mails - und entschieden am Ende gemeinschaftlich, dass der Konzern keine Politik unterstützen könne, die von einigen als Generalverdacht gegen Muslime ausgelegt werden könnte. Immerhin hatte Firmengründer Henry Ford sein Autowerk einst in Dearborn, Michigan gegründet. Einer Stadt, die bekannt ist für den hohen Anteil an Muslimen in der Bevölkerung. Fast ein Drittel der Einwohner hat arabische Wurzeln – viele arbeiten für Ford.

„Respekt gegenüber allen Menschen ist einer der Grundwerte der Ford Motor Company”, teilten die beiden führenden Männer von Ford in einem gemeinsamen Statement mit. „Wir sind stolz auf die Diversität unseres Unternehmens – sowohl in unserem Heimatmarkt, als auch weltweit”. Um dann zwischen den Zeilen auch gegen Trump zu schießen: „Darum können wir keine Politik unterstützen, die gegen unsere Unternehmenswerte verstößt.”

Die Spitze gilt angesichts der engen Beziehung von Ford zum Weißen Haus als ungewöhnlich. Bislang hat der zweitgrößte Autobauer der USA einen guten Draht ins Oval Office. Ford-Chef Fields war der einzige amerikanische Firmenchef, der den US-Präsidenten schon in seiner ersten Arbeitswoche gleich zweimal treffen durfte. Fields hatte dem Präsidenten in einem Gespräch mit Analysten danach ein gutes Zeugnis ausgestellt. Trump arbeite „sehr fokussiert an Gesetzesvorhaben, um Investition und neue Arbeitsplätze zu fördern.“ Er selbst wolle „eine verlässliche Quelle für Informationen“ für den neuen Präsidenten sein.


„Das ist eine Schande”

Nach Ansicht von Yale-Professor Jeffrey Sonnenfeld fährt Ford eine zweigleisige Strategie: „Ford und Fields sind vorsichtig genug, das Weiße Haus nicht zu kritisieren – aber gleichzeitig ihre Unternehmenswerte zu verteidigen, um das Vertrauen ihrer Angestellten, Kunden und Anteilseigner nicht zu verlieren”, sagt er.

Dabei ist der aktuelle Konflikt um den Einreisestopp nicht die erste Differenz. Bereits im vergangenen Sommer fühlte sich Ford ungerecht behandelt, weil Trump im Wahlkampf immer wieder die Produktion in Mexiko kritisiert – und Ford als schlechtes Beispiel hervorgehoben hatte. Dabei ist Ford gerade einmal der fünftgrößte Autobauer in Mexiko. Zudem habe man keine Jobs verlagert, sondern seit 2011 rund 12 Milliarden Dollar in die amerikanischen Werke investiert und so 28.000 neue Jobs geschaffen, betonte der Konzern stets.

Bill Ford traf sich mit dem damaligen Präsidentschaftskandidaten zum klärenden Gespräch im Trump Tower in New York. Er erklärte seine US-Investments, aber auch, warum der Konzern seit mittlerweile 90 Jahren in Mexiko investiere. Trump gab sich herzlich und interessiert. Beide schienen ihren Frieden miteinander gemacht zu haben.

Doch bereits im September 2016 flammte der nächste Streit auf. Ford-Chef Fields verkündete damals formell den Plan, die Kleinwagenproduktion von den USA nach Mexiko zu verlagern. Das nutzte Trump für die nächste Attacke auf den Autobauer: „Das ist eine Schande”, sagt er dem New Yorker Wirtschaftsclub einen Tag später. „Und es ist schändlich, dass unsere Politiker ihnen erlauben, damit davonzukommen.”

Zitate, deren Heftigkeit auch Bill Ford so nicht erwartet hatte. In einem Interview machte er seinem Ärger Luft. „Wir stehen für alles, was Trump an diesem Land mögen sollte”, sagte er. „Wir investieren massiv in den USA. Er weiß das. Aber ich habe keinen Einfluss darauf, was er sagt.”

Doch auch nach der neuerlichen Konfrontation im Spätsommer war das Tischtuch zwischen dem Industrieerben und dem neuen Präsidenten nicht zerschnitten. Bill Ford war einer der ersten, die Trump zu seinem Wahlsieg gratulierten. Und nur wenige Tage später überbrachte er das erste Geschenk: Die Geländewagen der Ford-Marke Lincoln sollten künftig in Kentucky statt in Mexiko gebaut werden.

Trump tweetete die Nachricht, bevor Ford die Chance hatte, seinen eigenen Gewerkschaftern in Kentucky Bescheid zu sagen. Darüber hinaus teilte Trump seinen Followern mit, dass die Fabrik in Kentucky damit gerettet sei. Dabei hatte Ford nie geplant, die Fabrik zu schließen, in der mit dem Escape ein Modell produziert wird, das im vergangenen Jahr einen Rekordabsatz auf dem US-Markt einfahren konnte.


Ford baut eine neue Fabrik in Detroit

Bislang hat die Männerfreundschaft trotz dieser kommunikativen Dissonanzen gehalten. Trump und Bill Ford teilten beispielsweise früh die Ablehnung des pazifischen Freihandelsabkommens TPP. Mittlerweile haben sich die USA auf Initiative von Trump aus den Verhandlungen zurückgezogen. Außerdem sollen sich Ford und Trump eng über Unternehmenssteuern und Emissionsvorgaben ausgetauscht haben.

Trump ließ sich von Ford über die Unternehmensziele informieren – um daraus auch im Wahlkampf Kapital zu schlagen. „Ford hat mir ein Versprechen gegeben”, erzählte Trump noch im Dezember einer jubelnde Menschenmenge bei einer Veranstaltung in Grand Rapids (Michigan) in seinem ganz eigenen Duktus. „Anfang des Jahres wird Ford etwas sehr Großes starten. Und sie werden es in Michigan starten, nicht in Mexiko. Und es wird großartig werden.”

Kurz darauf verkündete Ford, dass man 700 Millionen Euro in eine Fabrik im Süden von Detroit investieren wolle – nicht in Mexiko. Trump bedankte sich über Twitter: „Danke an Ford, dass die Pläne für eine neue Fabrik in Mexiko eingestampft wurden”, erklärte der Präsident. „Das ist erst der Anfang.“ Es schien, als sei die Männerfreundschaft endgültig besiegelt. Doch Trump bleibt unberechenbar - wie der jüngste Konflikt um den Einreisestopp zeigt.

In den vergangenen Wochen hatte er über den Kurznachrichtendienst Twitter immer wieder gegen Amerikas Industrieriesen ausgeteilt. Neben Ford erwischte es auch den Flugzeugbauer Boeing, den Rüstungskonzern Lockheed Martin und den Autobauer General Motors.

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