Biotechnologie Internationale Investoren entdecken deutsche Biotechs

Auch wenn deutsche Biotechfirmen 2016 weniger Kapital einwerben konnten: Eine Studie zeigt, dass die Branche voran kommt und auch von ausländischen Risikokapitalgebern aufmerksam verfolgt wird.

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Die deutsche Biotechbranche hat ihre Forschungsausgaben 2016 um insgesamt sieben Prozent erhöht. Ein großer Teil der Projekte erforscht neue Therapien gegen Krebs. Quelle: obs

Frankfurt Die Biotechnologiebranche in Deutschland wächst – und zwar sowohl bei der Anzahl der Firmen, beim Umsatz und der Zahl der Beschäftigten. Nur bei den Kapitalzuflüssen ist die Branche 2016 unter dem Niveau des Vorjahres geblieben. Das zeigt der neue Biotech-Report, den die Beratungsgesellschaft EY in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Bio Deutschland erarbeitet hat.

Risikokapitalgeber investierten im vergangenen Jahr rund 213 Millionen Euro in die Branche – rund zehn Prozent weniger als im Jahr zuvor. Allerdings verteilte sich die Summe auf mehr Unternehmen, während 2015 allein 167 Millionen Euro auf ein einziges Unternehmen, den Tübinger Impfstoffhersteller Curevac, entfiel.

Alles in allem liegt das Niveau der Finanzierungen deutlich über den ersten Jahres des Jahrzehnts, was die Autoren der Studie als gutes Zeiten werten. Besonders positiv fällt für Siegfried Bialojan, Leiter des deutschen Life Science Centers von EY, ins Gewicht, dass sich zunehmend mehr ausländische Investoren bei deutschen Biotechfirmen engagieren und auch in früher Entwicklungsphasen investiert wird.

Der internationale Börsenboom der vergangenen Jahre habe die Branche wieder stärker in den Fokus der Investoren gerückt. „Deutschlands Biotechbranche hat großes Potenzial“, sagt auch Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender von Bio Deutschland. „Investoren erkennen, dass sie hier noch vergleichsweise günstig einsteigen können.“

Paradebespiel für diesen Trends ist die 40 Millionen Euro Erstrundenfinanzierung der Firma IOMX Therapeutics aus Martinsried bei München – die höchste Finanzierungsrunde des vergangenen Jahres. Das Unternehmen ist im Bereich Immunonkologie aktiv, der ein großer Hoffnungsträger für die Krebstherapie ist. MPM Capital, Wellington Partners und Sofinnova Partners sind als internationale Venture Capital Gesellschaften eingestiegen. MPM Capital unterstützt die Firma zudem, in dem sie dort Manager auf Zeit entsendet.

Positive Nachrichten gab es 2016 in punkto Börsengänge: Die Firma Brain schaffte es als erste Biotech-Firma seit 2006 an die Frankfurter Börse. Weitere Kandidaten könnten in Zukunft folgen: Bialojan sieht das Börsenfenster für Biotech-IPOs als nicht geschlossen an, auch wenn hier weltweit eine Abschwächung festzustellen ist. Durch Risikokapital, Börsengange und Kapitalerhöhungen an der Börse flossen der Biotechbranche 2016 insgesamt 459 Millionen Euro zu – sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Die Zahl der Unternehmen stieg um fünf Prozent auf 623 Firmen, der Umsatz erhöhte sich um sieben Prozent auf 3,6 Milliarden Euro Umsatz. Die Zahl der Beschäftigten stieg überproportional um 14 Prozent auf 24.770.

Wermutstropfen für Branchenverbandschef Peter Heinrich ist, dass die Biotechfirmen in Privatbesitz ihre Forschungsausgaben um zwei Prozent reduziert haben, während sie die Zahl der Beschäftigten steigerten. Das ist für ihn ein Indiz dafür, dass den Firmen Kapital fehlt, um ihre Projekte voranzubringen und sie deshalb auf Dienstleistungen ausweisen, um Geld einnahmen. „Das Wertschöpfungspotential liegt aber in der Entwicklung von Innovationen wie neuen Medikamenten“, sagt er.

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