Biotechnologie Mehr Geld für Biotech aus Deutschland

Die Biotech-Unternehmen starten mit wachsender Zuversicht ins neue Jahr. Auch die Finanzierung der Firmen hat sich deutlich verbessert. Nun stehen auch neue Börsengänge aus der Branche an.

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Deutsche Firmen aus der Branche blicken zuversichtlich ins neue Jahr. Quelle: dpa

Frankfurt Der Aufschwung im globalen Biotechsektor strahlt offenbar immer stärker auch nach Deutschland aus. Die deutsche Biotechnologiebranche sei so optimistisch wie schon lange nicht mehr ins neue Jahr gestartet, berichtet jetzt der Branchenverband BIO Deutschland. Auch die Finanzierungssituation der Branche hat sich spürbar verbessert.

Die Branche setze damit ihr Wachstum fort, so der BIO-Vorsitzende Peter Heinrich. „Sie stärkt ihre Bedeutung sowohl durch Pharma-Partnerschaften als auch durch zunehmend internationale Investoren.“

Der Branchenverband beruft sich dabei auf Umfragewerte und Daten, die in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen Biocom ermittelt wurde. Die Stimmung bei den Unternehmen hat sich danach sowohl mit Blick auf die aktuelle Geschäftslage als auch bei den Erwartungen für die weitere Entwicklung verbessert. Knapp 60 Prozent der befragten Firmen erwarten danach eine weitere Verbesserung der Geschäftslage. An der Umfrage beteiligten sich laut BIO insgesamt 127 von rund 1100 Biotechnologie-Firmen und auf den Bereich spezialisierten Dienstleistern.

Der Zufluss an Eigenkapital verbesserte sich für die deutschen Biotechfirmen um mehr als ein Drittel auf 553 Millionen Euro , den höchsten Wert seit 2010. Dazu trug vor allem ein höheres Aufkommen an Wagniskapital bei. Insgesamt haben Privatinvestoren laut Biocom 263 Millionen Euro in junge Biotechfirmen investiert, 53 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinzu kommen Kapitalerhöhungen an der Börse sowie ein weiterer Börsengang eines deutschen Biotechunternehmens an der Mehrländerbörse Euronext. Der Diagnostikspezialist Curetis sammelte dabei rund 40 Millionen Euro an frischem Kapital ein.

Und dieser Trend scheint sich fortzusetzen: Die Berliner Noxxon AG und die Darmstädter Brain AG, ein Spezialist im Bereich der weißen, industriellen Biotechnologie, haben ebenfalls Börsengänge angekündigt. Mit Brain strebt damit erstmals seit fast zehn Jahren auch wieder ein Biotechunternehmen ein Listing an der Deutschen Börse an. Die Finanzsituation für die Biotechnologie habe sich in den letzten zwei Jahren deutlich verbessert, so Sandra Wirsching, Kapitalmarktexpertin bei Biocom. „Der nun für Frankfurt angekündigte Börsengang könnte hierzulande ein Eisbrecher sein und für noch mehr Aufwind sorgen.“

Eine starke Eigenkapitalversorgung ist für Biotechfirmen vor allem aufgrund der hohen Risiken und langen Entwicklungszeiten in der Medikamentenforschung sehr wichtig. Der Mangel an Risikokapital in Deutschland gilt daher seit langem als maßgeblicher Bremsfaktor für die Branche, der nun aber offenbar nach und nach an Wirkung verliert. Auch was Partnerschaften mit etablierten Pharmakonzernen angeht, konnte die Branche einige Erfolge verbuchen. Firmen wie Phenex, Curevac und BioNtech besiegelten neue Allianzen, die im Erfolgsfall hohe dreistellige Millionensummen einbringen können.

Auf globaler Ebene erlebt der Sektor schon seit mehreren Jahren ein starkes Comeback, das Biotechwerten insbesondere in den USA, teilweise aber auch in Europa einen sehr starken Aufschwung an der Börse bescherte. Der Nasdaq-Biotechindex ist seit Jahresmitte 2015 zwar etwas unter Druck geraten, liegt mit rund 3100 Punkten aber noch immer um gut 200 Prozent über dem Niveau von Anfang 2012. Zahlreiche erfolgreiche Neuentwicklung, Fortschritte in der Genforschung und ein wachsendes Interesse etablierter Pharmafirmen an Partnerschaften und Übernahmen im Biotechsektor sorgen insgesamt weiterhin für Zuversicht.

Auch auf europäischer Ebene hat sich das Klima für die Branche im vergangenen Jahr weiter verbessert. Nach Daten von Biocom sind 2015 abermals 25 Biotechfirmen in Europa an die Börse gegangen. Insgesamt sammelte die Branche danach europaweit rund 6,3 Milliarden Euro an frischem Kapital ein, 82 Prozent mehr als im Vorjahr.

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