Blackstone verkauft „Meerwind“ Chinesen kaufen deutschen Windpark

Die Einkaufstour chinesischer Firmen in Deutschland setzt sich fort und macht vor keiner Branche halt: Jetzt hat Chinas größter Wasserkraftproduzent einen Windpark in der Nordsee erworben. Der Kaufpreis lässt aufhorchen.

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Die chinesische Einkaufstour in Deutschland geht weiter. Quelle: obs

Düsseldorf Deutschland entwickelt sich für Firmen aus China zum Einkaufsparadies. Im Mittelstand sind die Unternehmen aus Fernost schon seit Jahren unterwegs und haben bereits zahlreiche Maschinenbauer gekauft. Jetzt übernimmt ein chinesischer Konzern sogar ein Leuchtturmprojekt der deutschen Energiewende: Der größte Wasserkraftproduzent China Three Gorges übernimmt die Mehrheit am Offshore-Windpark „Meerwind“. Das teilte der bisherige Eigentümer, der Finanzinvestor Blackstone, am Montag mit. Die entsprechenden Verträge waren zuvor in Peking in Gegenwart von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem chinesischen Premierminister Li feierlich besiegelt worden.

In Branchenkreisen hieß es, der Windpark sei bei der Transaktion mit 1,6 Milliarden Euro bewertet worden. Da Blackstone bisher 80 Prozent der Anteile an der Betreibergesellschaft Wind MW hielt, dürften die Chinesen also mehr als eine Milliarde Euro bezahlen. Die restlichen 20 Prozent gehören dem deutschen Windkraftpionier Windland Energieerzeugungs GmbH.

Meerwind ist seit April 2014 am Netz und war damit einer der ersten kommerziell betrieben Offshore-Windparks in Deutschland. Das Projekt besteht aus zwei Teilen, Meerwind Süd und Meerwind Ost. Sie befinden sich rund 23 Kilometer nördlich der Insel Helgoland in der Nordsee. Dort stehen 80 Windenergieanlagen im Meer mit einer Leistung von jeweils 3,6 Megawatt. Insgesamt kommt Meerwind damit auf eine Leistung von 288 Megawatt und liefert genug Strom, um rund 360.000 Haushalte mit Strom zu versorgen.

Der CEO von WindMW, Jens Assheuer, begrüßte den Verkauf an China Three Gorges. Gemeinsam wolle man Projekte mit erneuerbare Energien „weltweit entwickeln und betreiben”.

China Three Gorges produziert an der Drei-Schluchten-Talsperre am chinesischen Fluss Yangtse mit einem riesigen Wasserkraftwerke Strom, will aber im Ausland mit Investitionen in Wind- und Solarprojekte investieren. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters setzten sich die Chinesen gegen die Allianz und die Anlagesparte der Münchener Rück, MEAG, sowie den australischen Infrastruktur-Investor Macquarie durch.

Chinesische Unternehmen versuchen schon länger in der europäischen Offshore-Windenergie stärker Fuß zu fassen. In Wilhelmshaven wollte sich etwa mit den Jade Werken vor einigen Jahren ein chinesischer Hersteller bei der Herstellung von Meerwind-Fundamenten etablieren. Doch der Versuch scheiterte. Beim Offshore-Windpark London Array vor der Ostküste Englands wurden sogar Gründungsstrukturen aus riesigen Stahlrohren, auf denen die Windturbinen ruhen, von einem chinesischen Anbieter geliefert. Doch alle Fundamente mussten wegen Qualitätsmängeln nachbearbeitet werden.

Der Windturbinenriese Goldwind sucht in Europa nach konkreten Übernahmezielen. Three Gorges dürfte mit dem Kauf von Meerwind auch strategische Interessen verfolgen und das Know-How aus Europa in den boomenden chinesischen Heimatmarkt mitnehmen.

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