Boehringer Ingelheim Die Großbaustelle

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„Wir möchten eine Industrieführerschaft weit oben anstreben“

Der Umbau ist eine Großbaustelle. Vor allem der Geschäftstausch mit Sanofi wird Boehringer noch über Monate und Jahre beschäftigen. Für den Konzern ist das eine große Herausforderung. Und ob Boehringer diese reibungslos bewältigen kann, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen.

Es ist zugleich eine Probe für Vorstandschef Hubertus von Baumbach. Der eher zurückhaltende Manager mit der hohen Stirn und schütterem Haar führt den Konzern seit nicht mal einem Jahr. Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahrzehnten sitzt mit ihm wieder ein Mitglied der Eigentümerfamilie, in dessen Besitz sich Boehringer vollständig befindet, an der Konzernspitze. Immerhin, mit Simone Menne hat sich Baumbach eine erfahrene Managerin und Finanzexpertin von der Lufthansa zur Hilfe herangeholt.

Zusammen sollen beide nun den Überblick behalten, über die insgesamt 3000 Mitarbeiter, die an dem Tauschgeschäft von Sanofi und Boehringer arbeiten. 70.000 Boxen mit Dokumenten müssen sie archivieren, acht Terabyte an Daten übertragen, rund 100 IT-Systeme zusammengeführt werden. Die Tücken liegen im Detail: Sanofi hat seine Tiermedikamente noch unter der Marke Merial verkauft, die verschwindet nun vom Markt. Deshalb muss jede Verpackung und jedes Logo verändert werden.

Hubertus von Baumbach Quelle: dpa

All diese Aufgaben sind teuer: Alleine im vergangenen Jahr musste Boehringer 300 Millionen Euro aufwenden, dieses Jahr sollen weitere Belastungen hinzukommen.

Die Mühe soll sich lohnen. Nach dem Tausch ist Boehringer nun der zweitgrößte Spieler im Markt für Tiergesundheit. „Wir möchten eine Industrieführerschaft weit oben anstreben“, sagt Menne. Für Boehringer wird die Sparte zur zweitwichtigsten Säule, mit einem Umsatzanteil von künftig etwa 20 Prozent. Doch was der Bereich zum Gewinn beisteuern soll, dazu will sich der Vorstand nicht äußern. Auch nicht dazu, wie viele Synergien abfallen könnten.

Der Konzern ist vorsichtig, auch bei dem Blick in die Zukunft. Eine genaue Prognose gibt es nicht, nur eins sagt Finanzvorstand Menne: „Wir wollen beim Umsatz weiter wachsen.“

Vorteil für Boehringer: Es ist nicht der erste Großumbau. „Stete Veränderungsbereitschaft war und ist auch immer ein großer Erfolgsfaktor von Boehringer Ingelheim“, sagt Konzernchef Hubertus von Baumbach. Das heiße auch „sich von Bedeutendem und Traditionellem zu trennen“, sagt er. Vom Back- und Nahrungsmittelgeschäft hat sich Boehringer bereits vor Jahrzehnten gelöst, auch von der Diagnostik-Sparte und selbst von den organischen Säuren, dem Geschäft, mit dem das Unternehmen nach seiner Gründung 1885 groß wurde.

Nur ein Faktor blieb für das Unternehmen immer konstant: die Eigentümerfamilie.

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