Boeing 747 Der Jumbo-Jet ist im Sinkflug

Der Abstieg des Jumbo-Jets geht weiter. Wegen der Flaute im Luftfrachtgeschäft drosselt der Hersteller Boeing die Produktion seiner 747. Nun droht dem Riesen-Jet ein Tod auf Raten – wie auch dem Konkurrenten A380.

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Boeing fährt die Produktion seiner 747 zurück. Quelle: dpa

Chicago Dem Jumbo droht der Tod auf Raten: Der Flugzeugbauer Boeing streicht wegen ausbleibender Neuaufträge die Produktion seines größten Flugzeugtyps 747-8 kräftig zusammen. Ab September sollen nur noch sechs Maschinen pro Jahr die Werkshallen verlassen, teilte der Airbus-Rivale aus den USA am Donnerstagabend in Chicago mit.

Derzeit werden jährlich noch mehr als 15 Stück gefertigt. Doch für die jüngste Generation des seit den 1960er-Jahren gebauten, einst größten Verkehrsjets der Welt findet Boeing kaum noch Interessenten.

Die mangelnde Nachfrage kommt den Konzern teuer zu stehen. Wegen der Produktionskürzung verbucht Boeing in der Bilanz für 2015 jetzt eine Sonderbelastung, die das Ergebnis nach Steuern im vierten Quartal um 569 Millionen US-Dollar nach unten zieht. Weitere Details dürfte es am nächsten Mittwoch (27. Januar) geben. Dann will Boeing seine kompletten Jahreszahlen und eine Prognose für 2016 vorlegen.

Die Auftragslage für den Jumbo-Jet wurde zuletzt immer dünner. Zum Jahreswechsel hatte Boeing nur noch Bestellungen für 20 Jets in den Büchern, davon 13 Passagier- und 7 Frachtmaschinen. Mit der Kappung der Produktion stelle sich der Hersteller nun auf die Marktlage ein, sagte der Chef der Verkehrsflugzeug-Sparte, Ray Conner.

Boeing fuhr die Produktion der neuesten Jumbo-Generation seit dem Start 2011 schrittweise herunter. Anfangs wurden zwei Maschinen pro Monat gebaut, derzeit sind es noch 1,3 Stück. Ab März soll es eine monatlich sein, ab September nur noch eine alle zwei Monate.


Fehlende Nachfrage macht aus Airbus zu schaffen.

Eigentlich wollte Boeing mit der 747-8 dem Airbus A380 Paroli bieten, der 2007 in den Linienbetrieb ging und dem Jumbo den Titel des weltgrößten Passagierjets abjagte. 2011 hob der modernisierte und sparsamere Jumbo erstmals ab, die Lufthansa war der erste Kunde der Passagierversion. Von den 121 Bestellungen, die Boeing für die neue Generation einsammelte, entfiel allerdings der Großteil auf die Frachtvariante.

Ausgerechnet im Luftfrachtmarkt macht Boeing nun ernste Probleme aus. Während die Zahl der Flugpassagiere weltweit steige, sei die Erholung im Frachtgeschäft zum Stillstand gekommen, berichtete Conner. Boeing versuche weiterhin, Aufträge für den Fracht-Jumbo zu gewinnen, um die Produktion des Fliegers aufrechtzuerhalten.

Die fehlende Nachfrage nach vierstrahligen Riesenjets macht auch Airbus zu schaffen. In den kommenden Jahren dürfte die Produktionsmenge von zuletzt 27 ausgelieferten Maschinen pro Jahr in Richtung 20 Flugzeuge sinken, kündigte Airbus-Verkehrsflugzeugchef Fabrice Brégier an. Mit einem Auftragsbestand von 140 Maschinen zum Jahreswechsel hat Airbus aber einen größeren Puffer als Boeing.

Ende 2014 hatte Konzern-Finanzchef Harald Wilhelm sogar ein mögliches Aus für den Flieger ins Spiel gebracht. Inzwischen hofft die Airbus-Spitze, dass mit der zunehmenden Konzentration der Bevölkerung in großen Städten auch die Nachfrage nach Flugzeugen mit mehr als 500 Sitzplätzen wächst.

Insgesamt können sich die Flugzeugbauer über fehlende Bestellungen jedoch nicht beklagen: Die modernisierten Mittelstreckenjets Airbus A320neo und Boeing 737-MAX sowie die neuen zweistrahligen Langstreckenjets Boeing 787-8 und Airbus 350 verkaufen sich glänzend.

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