Bosch-Geschäftsführer Werner Struth „Wir werden keine Investitionen in Mexiko kürzen“

Der designierte US-Präsident Donald Trump attackiert immer mehr Autokonzerne über Twitter. Darunter sind Kunden des Zulieferers Bosch. Werner Struth, Mitglied der Geschäftsführung, über die Rolle des Standorts Mexiko.

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„Bosch wird alle geplanten und verabschiedeten Investitionen in Mexiko 2017 durchführen“, sagt der Geschäftsführer im Bereich Industrial Technology von Bosch. Quelle: Reuters

Las Vegas Ein Roboter brüht frischen Kaffee auf und schenkt ihn an die Wartenden in der Schlange aus. Wer dachte, Barista bei Starbucks sei ein zukunftssicherer Job, gerät ins Grübeln. Der Stand der Robert Bosch GmbH auf der Technikmesse CES in Las Vegas ist am Premierentag gut besucht.

Werner Struth kämpft sich durch die Menschenmasse, die sich um Boschs selbstfahrendes Konzeptauto gebildet hat. Zwischen Gesprächen mit Kunden und anderen Terminen findet der Geschäftsführer im Bereich Industrial Technology von Bosch, Zeit für ein Interview. In Mexiko beschäftigt Bosch 13.000 Mitarbeiter in elf Fabriken, eine zwölfte ist im Bau.

Dass der designierte US-Präsident Donald Trump gegen den Standort Mexiko via Twitter wettert, verunsichert auch die Bosch-Belegschaft. Die Nachricht, Ford stoppe den Plan, am Standort Mexiko ein weiteres Werk für Kleinwagen zu bauen, sorgte für Unruhe. Und am Donnerstag nahm sich Trump über den Nachrichtendienst den nächsten Gegner vor: „Toyota Motor sagt, sie wollen eine neue Fabrik in Baja, Mexiko, bauen, um dort Corollas für die USA zu produzieren. Auf keinen Fall! Baut die Fabrik in den USA, oder zahlt einen deftigen Zoll.“

Damit nicht genug. Der President-elect hat ebenfalls angekündigt, das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta aufzukündigen. Er wolle Strafzölle auf Importe in die USA erheben und US-Konzerne zwingen, wieder in den USA zu produzieren. Das Freihandelsabkommen mit Europa, TTIP, lehnt er ab. China und Mexiko hat er zu „Wirtschaftsfeinden der USA“ erklärt. Im Wahlkampf hatte er das Verhältnis zwischen den USA und anderen Staaten wie folgt beschrieben: „Wir sind der größte Markt der Welt und alle anderen Länder sind unsere Zulieferer.“

Diese Aussage lässt auch die Führungsriege bei Bosch nicht kalt. Die Deutschen sind als Zulieferer für die Automobilindustrie, die Technologiebranche und die Haushaltsgeräte-Industrie erfolgreich. Deren Produktion, Warenbeschaffung und Produktabsatz sind auf Freihandel ausgerichtet.

Noch bleibt Bosch-Mann Struth gelassen – und verweist auf das Handelsabkommen Nafta, das „tief in die Weltorganisation integriert ist“. An der Planung für 2017 halte Struth nach wie vor fest. „Bosch wird alle geplanten und verabschiedeten Investitionen in Mexiko 2017 durchführen“, erklärt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Es gibt keine Absagen oder Verringerungen.“ Das betrifft vor allem die Investitionen, die 2017 in „vergleichbarer Höhe“ wie im Vorjahr ausfallen sollen. Dennoch steigt die Verunsicherung in der Bosch-Zentrale.


Mexiko – mehr als eine Werkbank für die USA

Seit 2012 hat Bosch rund 300 Millionen Dollar in den für den Technikkonzern so wichtigen Markt Mexiko investiert. Mit den großen Autobauern haben dort wichtige Abnehmer der Bosch-Technik ihren Sitz. Immerhin sind satte 90 Prozent der Automobilproduktion aus Mexiko für die USA und Kanada bestimmt. Doch bisher seien die Autokonzerne unter den Kunden noch nicht von sich aus auf Bosch zugegangen. Es gibt noch „keine Anfragen oder Bitten von Seiten der Hersteller, die Werke in Mexiko haben“, sagt Struth.

Der Bosch-Mann stellt klar, dass der Standort Mexiko längst mehr sei als „nur eine Werkbank für die USA“. „Wir produzieren dort Elektro-Werkzeuge für den Weltmarkt und haben dort ein signifikantes Geschäft mit Sicherheits- und Industrietechnik.“ Der Gesamtumsatz des Mexiko-Geschäfts liege bei rund einer Milliarde US-Dollar.

Nun, meint Struth, könne man nur noch hoffen, dass wirtschaftspolitisch wieder „Vernunft einkehrt“. Das Scheitern des TTIP-Abkommens habe man bei Bosch „mit Bedauern“ zur Kenntnis  genommen. „Das hätte man alles früher haben können.“ Struth fragt sich nun, „wie die Nehmerländer, die Staaten, die Waren aus den USA importieren, reagieren werden?“

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