Capsugel Lonza übernimmt Kapselhersteller in Milliardendeal

Rund 5,5 Milliarden Dollar lässt sich der Schweizer Pharmazulieferer Lonza den amerikanischen Kapselhersteller Capsugel kosten. Lonza möchte dadurch sein Angebot im Pharma- und Nahrungsmittelbereich erweitern.

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Zusammen kommen Lonza und Capsugel auf einen Umsatz von rund 4,8 Milliarden Franken. Quelle: dpa

Zürich/Frankfurt Der Schweizer Pharmazulieferer Lonza holt zum großen Schlag aus und übernimmt die amerikanische Capsugel für 5,5 Milliarden Dollar vom Finanzinvestor KKR. Für das Baseler Unternehmen ist es der größte Zukauf in der fast 120-jährigen Firmengeschichte seit der Übernahme der US-Gruppe Arch Chemicals 2011 für 1,4 Milliarden Dollar. „Das ist eine großartige Ergänzung unserer Strategie und unseres Portfolios und kommt absolut zum richtigen Zeitpunkt“, sagte Lonza-Chef Richard Ridinger. Lonza erhofft sich durch den Zukauf eine Beschleunigung seines Wachstums und ein breiteres Angebot für die Kunden aus der Pharma- und Nahrungsergänzungsmittelbranche. „Alles, was wir mit Capsugel bekommen, wollen wir auch wirklich haben.“

Zur Finanzierung der Übernahme ist allerdings auch eine Kapitalerhöhung von bis zu 3,3 Milliarden Franken nötig, was Anlegern sauer aufstieß. Lonza-Aktien fielen an der Züricher Börse mehr als sieben Prozent auf gut 157 Euro. Analysten fürchten, dass der Zukauf Lonza schwer im Magen liegen könnte. Denn die Basler geben dafür mehr als 60 Prozent ihres eigenen Börsenwerts von rund 8,8 Milliarden Dollar aus. „Wir mögen die Logik des Deals, aber er ist kein Schnäppchen“, erklärten die Analysten von Baader Helvea. Im Kaufpreis eingeschlossen sind bestehende Schulden von Capsugel von rund zwei Milliarden Dollar. Den Abschluss der Übernahme erwartet Lonza im zweiten Quartal nächsten Jahres.

Lonza versucht seit längerem, das Geschäft mit Kunden aus der Pharma- und Biotech-Branche durch Zukäufe auszubauen. Nach mehreren kleineren Übernahmen trat der Konzern im April mit einer milliardenschweren Kaufofferte an den US-Pharmazulieferer Catalent heran, zu einer Transaktion kam es aber nicht. Das zweite Standbein der Basler sind industrielle Chemieprodukte wie Desinfektions- und Konservierungsmittel oder Holzschutzprodukte. Das Angebot von Lonza reiche nun vom pharmazeutischen Wirkstoff, über Hilfsstoffe bis zu Darreichungsformen und Verabreichungstechnologien. Die Kunden könnten nun „das ganze Menü oder a la carte bestellen“, sagte Ridinger. Capsugel stellte 2015 rund 200 Milliarden Arznei-Kapseln her und erzielte dabei einen Umsatz von eine Milliarde Dollar und einen bereinigten operativen Gewinn von 344 Millionen Dollar.

Zusammen kommen die beiden Unternehmen auf einen Umsatz von rund 4,8 Milliarden Franken und ein bereinigtes operatives Ergebnis von 1,1 Milliarden Franken. Lonza erwartet, dass sich der Deal im ersten vollen Jahr positiv auf den Gewinn auswirken wird. Ab dem dritten Jahr rechnet Ridinger mit operativen Einsparungen von 30 Millionen Franken pro Jahr. Das Unternehmen will die Übernahme durch eine Kombination aus Fremdkapital und Eigenmittel finanzieren. Trotz des finanziellen Kraftaktes wollen die Basler ihre aktuelle Dividendenpolitik beibehalten.

Der Verkäufer KKR hatte Capsugel erst 2011 für 2,4 Milliarden Dollar vom US-Pharmariesen Pfizer erworben. Das Unternehmen beliefert über 4000 Firmenkunden in gut 100 Ländern unter anderem mit kleinen Kapseln, in die medizinische Wirkstoffe eingefüllt werden können, die Patienten dann schlucken. Reuters hatte bereits am Montag berichtet, dass Lonza kurz vor einer Übernahme von Capsugel steht.

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