Car2go und Flinkster Die Tücken des Teilens

Die beiden Carsharing-Platzhirsche Car2go und Flinkster geben ihre Kooperation vorerst auf. Begründet wird die Pause mit technischen Problemen. Doch es könnte zum endgültigen Bruch kommen.

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Car2go und Flinkster lassen ihre Kooperation vorerst ruhen. Quelle: Reuters

Düsseldorf Die Türen bleiben vorerst geschlossen. Die Bahn-Tochter Flinkster und die Daimler-Tochter Car2go lassen ihre Carsharing-Kooperation vorerst ruhen. Das teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Seit Monaten klagen Nutzer von Flinkster, dass die Fahrzeuge von Car2go nicht mehr in der App angezeigt wurden. „Car2go setzt eine neue Zugangstechnik ein, die mit unserer App nicht kompatibel ist“, wurden die Kunden von der Bahn vertröstet. Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. Doch die ist offenbar schwerer zu finden als gedacht.

„Die Kompatibilität der Systeme können wir derzeit nicht gewährleisten“, sagte eine Daimler-Sprecherin. „Aktuell führen wir eine technische Überprüfung der Schnittstellen durch und haben daher gemeinsam entschieden, unsere Zusammenarbeit zu pausieren.“ Die Bahn begründete die Probleme damit, dass sich beide Systeme seit dem Beginn der Kooperation stark weiterentwickelt hätten. „Der Aufwand und die Komplexität, beide Systeme in einer App zu vereinen, sind deshalb stark angestiegen“, stellte das Unternehmen fest.

Bis zum Ende des Jahres wolle man überprüfen, ob und wie die Partnerschaft fortgesetzt werden kann. Flinkster gilt als Marktführer beim stationsgebundenen Carsharing, bei dem Fahrzeuge für einen vorher festgelegten Zeitraum an Stationen vermietet werden. Car2go ist dagegen führend beim sogenannten „Free-Floating-Carsharing“, bei dem Fahrzeuge in einem vorher festgelegten Geschäftsgebiet flexibel angemietet und abgestellt werden können.

Tatsächlich scheint das Tempo, das die Partner in die Weiterentwicklung ihrer Systeme investieren, sehr unterschiedlich zu sein. Beide hatten ihr Angebot um die Möglichkeit erweitert, die Fahrzeuge mit dem Smartphone zu öffnen. Offenbar hatte man dabei übersehen, dass die Systeme nicht kompatibel sind.

Schon der Start des Projekts verlief holprig. Daimler und die Deutsche Bahn hatten die Kooperation im Juni 2015 begonnen – nachdem die Zusammenarbeit anderthalb Jahre zuvor angekündigt worden war.

Mittlerweile ist unübersehbar, dass sich die beiden Partner öfter ins Gehege kommen, als beide zugeben wollen. Zuletzt musste Flinkster einige Stationen in Köln schließen, die sich nicht mehr profitabel betreiben ließen. Denn nicht nur in der Domstadt greifen viele Kunden lieber auf die flexiblen Systeme zurück als ihre Autos zu festen Zeiten zu buchen.

Damit machen Car2go, aber auch das BMW-Angebot DriveNow den stationsgebundenen Carsharern gerade ausgerechnet in den lukrativen Großstädten das Leben schwer. Sie konzentrieren sich auf das Angebot in den Metropolen, damit die Fahrzeuge immer in Bewegung bleiben. Flinkster rühmt sich dagegen für sein flächendeckendes Netz mit 1.500 Stationen, auch in kleineren Städten. Allerdings ist Zahl der verfügbaren Fahrzeuge dabei begrenzt.

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