Cinven und Advent Möglicher Bieterwettkampf treibt Stada auf Rekordhoch

Der Finanzinvestoren Cinven und Advent bieten offenbar für den Generika-Hersteller Stada. Beide bekommen nun Einblick in die Bücher. Die Andeutung eines Bieterwettstreits trieb die Aktie am Montag an.

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Stada Quelle: dpa

Die Finanzinvestoren Cinven und Advent haben ein Auge auf den hessischen Arzneimittelhersteller Stada geworfen und bekommen nun Einblick in die Bücher. Der Vorstand habe einstimmig "ergebnisoffene Gespräche" beschlossen, in denen beide Beteiligungsgesellschaften ihre Pläne für Stada erläutern könnten, teilte Stada mit. Beide hätten angeboten, bis zu 100 Prozent an dem Unternehmen zu erwerben, das an der Börse mit mehr als 3,5 Milliarden Euro bewertet wird. Stada stellt sich aber einen höheren Preis vor: Die Interessenten sollen "weitere Wertsteigerungspotenziale im Hinblick auf einen potenziellen Angebotspreis bewerten", hieß es in der Mitteilung.

Unabhängig vom Ausgang: Die Aussicht auf einen Übernahmekampf um Stada elektrisiert die Aktionäre des Arzneimittel-Herstellers. Cinven habe den Hersteller des Erkältungsmittels Grippostad und der Sonnenmilch Ladival einen Kaufpreis von 56 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, erklärte Stada - damit würde das hessische Unternehmen mit 3,5 Milliarden Euro bewertet.

Anleger machen sich Hoffnung auf eine höhere Offerte: Stada-Aktien stiegen am Montag im Nebenwerteindex MDax um bis zu 15 Prozent auf ein Rekordhoch von 57,10 Euro. "Das ist ein sehr attraktives Angebot für Stada-Aktionäre", sagte Analyst Ulrich Huwald von Warburg Research. Auf deutlich mehr können sie aber wohl nicht hoffen. Die monatelangen Spekulationen um einen Eigentümerwechsel haben das Unternehmen im Branchenvergleich teuer gemacht. Cinven bietet einen Aufschlag von 13 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Etwas mehr sei noch drin, sagte ein Brancheninsider. "Man kann immer noch etwas drauflegen. Mehr als 60 Euro dürfte aber kein Finanzinvestor zahlen." Analyst Thomas Maul von der DZ Bank hält gleichwohl bis zu 63 Euro je Aktie für denkbar.

Stada hatte am Sonntagabend erstmals eingeräumt, dass es Interessenten gebe. Ob es am Ende zu einem oder gar mehreren Übernahmeangeboten komme, sei aber ungewiss: "Stada prüft im besten Unternehmensinteresse ihre Handlungsoptionen." Während der Vorstand um Interimschef Matthias Wiedenfels von Anfang an als offen für einen Verkauf galt, hatte der Aufsichtsrat lange auf die Unabhängigkeit von Stada gepocht. Das habe sich aber allmählich geändert. "Eigenständigkeit ist kein Selbstzweck", hatte Wiedenfels im Herbst gesagt.

Für die meisten Finanzinvestoren wäre Stada ein Kraftakt. Möglicherweise schlössen sich auch zwei Bieter zusammen, sagte ein Branchenkenner. Sie hätten auch die Fühler nach Partnern aus der Arzneimittel-Branche ausgestreckt. Cinven hatte etwa einen Schulterschluss mit der polnischen Polpharma ausgelotet, wie Reuters von einer mit der Sache vertrauten Person erfuhr. Doch der Plan habe sich als zu komplex erwiesen, so dass sich Cinven für einen Alleingang entschieden habe. Finanzinvestoren stehen derzeit unter starkem Druck, das ihnen von den Anlegern anvertraute Geld gewinnbringend zu investieren. Cinven ist in Deutschland unter anderem am Labor-Konzern Synlab und an der Lebensversicherungs-Plattform Viridium beteiligt. Die Beteiligungsgesellschaften wollte sich nicht äußern.

Eine Übernahme könnte auf eine Aufspaltung des Unternehmens hinauslaufen, das 1895 als Apotheker-Genossenschaft unter dem Namen "Standardarzneimittel Deutscher Apotheker" (Stada) in Dresden gegründet wurde. Stada ist einer von Europas größten Anbietern von Nachahmermedikamenten - ein Markt, der von hohem Wettbewerb, regulatorischen Eingriffen und Preisdruck geprägt ist. Zudem bietet das Unternehmen Markenprodukte an, mit denen sich deutliche höhere Renditen erzielen lassen.

Übernahmespekulationen um Stada gibt es seit Jahren. Durch die Generikabranche ging eine Übernahmewelle und Stada ist nicht durch einen Großaktionär geschützt. Neu entfacht wurden die Spekulationen im Frühjahr mit dem Einstieg des Investors Active Ownership Capital (AOC), der mehr als fünf Prozent hält und Stada mit der Forderung nach Veränderungen vor sich her trieb. Seitdem wurden unter anderem die vinkulierten Namensaktien abgeschafft, die einen Verkauf erschwerten. Der langjährige Vorstandschef Hartmut Retzlaff nahm im Frühsommer seinen Hut, Aufsichtsratschef Martin Abend wurde abgewählt.

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AOC wäre bei einem Verkauf der große Gewinner. Seit seinem Einstieg vor knapp einem Jahr ist die Stada-Aktie um zwei Drittel gestiegen. Mit dem Angebot von Cinven könnte der Investor seinen Einsatz in etwa verdoppeln. In seinem Schlepptau hatten sich auch andere kurzfristig orientierte Investoren wie der Amerikaner Guy Wyser-Pratte mit Stada-Aktien eingedeckt. Mediziner und Pharmazeuten, die das Unternehmen lange dominiert hatten, halten laut Stada heute nur noch rund zehn Prozent der Anteile.

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