CO2-Ausstoß Warum Geländewagen zum Klimakiller werden

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Ausstoß wie ein Sportwagen


Wie bei Daimler stieg der durchschnittliche CO2-Ausstoß auch bei den Volumenherstellern Ford (+3,5 Gramm) und Kia (+3,8 Gramm). Besonders hoch fällt der durchschnittliche Ausstoß beim italienischen Autobauer Fiat aus, der mit einem Flottenschnitt von rund 138 Gramm immer noch deutlich mehr CO2 ausstößt als die meisten Konkurrenten. Das liegt vor allem an den steigenden Verkäufen der Fiat-Marke Jeep, die mit 177 Gramm CO2 pro 100 Kilometern schon fast Sportwagen-Werte erreicht. „Ohne drastische Verbesserungen der CO2-Emissionen könnte man die EU-Grenzwerte 2021 verfehlen“, sagt Bratzel.

Dass es anders geht, zeigt unter anderem der schwedische Autobauer Volvo. Obwohl auch die Schweden immer mehr Geländewagen verkaufen, konnten sie ihren Flottenschnitt auf mittlerweile 126,8 Gramm CO2 senken. Ein bemerkenswerter Erfolg, denn innerhalb von sechs Jahren könnten die Schweden den Schnitt damit um mehr als 50 Gramm senken – und ziehen damit auch an den deutschen Premiummarken vorbei. Die Schweden haben ihre gesamte Modellpalette ausschließlich auf Vierzylinder-Motoren mit maximal zwei Litern Hubraum umgestellt.

Was den Deutschen an Elektroautos besonders gefällt

Zwei Volumenhersteller kommen den gesetzlichen Vorgaben schon heute sehr nah. Den niedrigsten Flottenschnitt im Branchenvergleich (105,8 Gramm) weist der französische Hersteller PSA (Peugeot-Citroën) aus. Die Franzosen verkaufen besonders viele Kleinwagen. Knapp dahinter landet Toyota. Die Japaner kommen durch einen hohen Anteil an verkauften Hybriden auf einen Flottenschnitt von 108 Gramm.

Den größten Rückgang innerhalb eines Jahres kann der britische Autobauer Jaguar Land Rover (JLR) vorweisen. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß um satte 12 Gramm auf 149,4 Gramm pro 100 Kilometer. Damit stoßen die Sport- und Geländewagen der Briten immer noch mehr aus als die meisten Konkurrenten. Allerdings profitiert JLR von einer Ausnahmeregelung. Wegen der geringen Zahl der verkauften Fahrzeuge gelten für die Briten nur abgeschwächte Grenzwerte, die spätestens mit der Einführung des vollelektrischen I-Pace erreicht werden dürften.

Doch die Wissenschaftler geben der Industrie insgesamt keine Entwarnung. Denn die Ersparnisse des Diesels seien bei der CO2-Bilanz fest eingeplant worden – und fallen jetzt weg. „Sollte der Dieselanteil weiter sinken, müssten die Hersteller zum Ausgleich ihre Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität weiter verstärken, um hohe Strafzahlungen zu verhindern“, sagt Bratzel. Nicht umsonst kündigte auch Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche zuletzt an, eine Elektrooffensive starten zu wollen.

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