Es gab Zeiten, in denen der Gewinn von Daimler vor allem vom Erfolg der S-Klasse abhing. Je neuer das Spitzenmodell, desto höher fiel der Gewinn der Premiummarke aus. Mittlerweile haben die Schwaben aber eine weitere Goldgrube gefunden. Geländewagen wie der bullige GLE verkaufen sich blendend. Jedes dritte verkaufte Fahrzeug der Schwaben ist derzeit ein SUV.
Das macht sich auch in der Flottenbilanz von Daimler bemerkbar. Erstmals seit 2009 ist der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Konzernfahrzeuge gestiegen. Mit rund 132 Gramm CO2 auf 100 Kilometern liegt man deutlich über dem 95-Gramm-Ziel, das ab dem Jahr 2021 gelten soll.
Damit schneidet Daimler besonders schlecht ab, ist aber in der Branche bei weitem nicht alleine. Insgesamt konnte die Industrie den durchschnittlichen CO2-Ausstoß im Referenzmarkt Deutschland im vergangenen Jahr nur um 1,1 Prozent auf 127,4 Gramm senken, zeigt eine neue Studie des Center of Automotive Management (CAM) der FH Bergisch-Gladbach. Geringer war der Rückgang seit sechs Jahren nicht mehr.
Neben dem SUV-Trend gibt es weitere Gründe für den geringen Abfall der Emissionen. Seit der Betrug von Volkswagen aufgedeckt worden ist, sinkt der Anteil der verkauften Diesel-Fahrzeuge. Ein Selbstzünder stößt im Schnitt 15 bis 20 Prozent weniger CO2 aus als ein Benziner. Allerdings stößt er ohne eine teure Abgasreinigung auch giftiges Stickoxid aus. Gerade diese Abgasreinigung macht den Diesel in niedrigen Fahrzeugklassen mittlerweile zu teuer. In Deutschland sank der Marktanteil zuletzt um zwei Prozentpunkte auf 46 Prozent. „Der Höhepunkt des Dieselmotors als Antriebstechnologie scheint im globalen Maßstab bereits überschritten“´, heißt es in der Studie.
Elektroautos im Kostenvergleich
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
BMW i3 | Strom | 36.150 Euro | 598 Euro | 47,8 Cent |
Mini Cooper S | Super Plus | 26.600 Euro | 542 Euro | 43,4 Cent |
Mini Cooper SD | Diesel | 28.300 Euro | 519 Euro | 41,5 Cent |
Quelle: ADAC
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Citroën C-Zero | Strom | 19.800 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Citroën C1 Vti 68 | Super | 13.900 Euro | 388 Euro | 31,0 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Ford Focus Electric | Strom | 34.900 Euro | 665 Euro | 53,2 Cent |
Ford Focus 1.5 EcoBoost | Super | 25.500 Euro | 618 Euro | 49,4 Cent |
Ford Focus 2.0 TDCi | Diesel | 28.100 Euro | 623 Euro | 49,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Hyundai IONIQ Elektro | Strom | 33.300 Euro | 587 Euro | 47,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 GDI | Super | 22.630 Euro | 562 Euro | 45,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 CRDi blue | Diesel | 24.030 Euro | 548 Euro | 43,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Kia Soul EV | Strom | 28.890 Euro | 526 Euro | 42,1 Cent |
Kia Soul 1.6 GDI | Super | 19.990 Euro | 529 Euro | 42,3 Cent |
Kia Soul 1.6 CRDi | Diesel | 23.490 Euro | 539 Euro | 43,1 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Mercedes-Benz B250e | Strom | 39.151 Euro | 713 Euro | 57,0 Cent |
Mercedes-Benz B220 4Matic | Super | 34.076 Euro | 773 Euro | 61,8 Cent |
Mercedes-Benz B220d | Diesel | 36.521 Euro | 728 Euro | 58,2 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Nissan Leaf | Strom | 34.385 Euro | 632 Euro | 50,6 Cent |
Nissan Pulsar 1.2 DIG-T | Super | 22.290 Euro | 574 Euro | 45,9 Cent |
Nissan Pulsar 1.5 dCi | Diesel | 22.690 Euro | 535 Euro | 42,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Renault Zoë | Strom | 34.700 Euro | 580 Euro | 46,4 Cent |
Renault Clio TCe 90 | Super | 16.790 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Renault Clio dCi 90 | Diesel | 20.290 Euro | 454 Euro | 36,3 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Tesla Model S 60 | Strom | 71.020 Euro | 1206 Euro | 96,5 Cent |
Mercedes-Benz CLS 400 | Super | 63.427 Euro | 1198 Euro | 95,8 Cent |
Mercedes-Benz CLS 350d | Diesel | 62.178 Euro | 1156 Euro | 92,5 Cent |
Hinweis: Da Tesla selbst keine Autos mit Diesel- oder Benzinmotor verkauft, hat der ADAC zum Vergleich den Mercedes-Benz CLS herangezogen.
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
VW e-up! | Strom | 26.900 Euro | 472 Euro | 37,8 Cent |
VW up! 1.0 | Super | 14.255 Euro | 375 Euro | 30,0 Cent |
Darüber hinaus erreichen alternative Antriebe noch keine marktrelevanten Verkaufszahlen und tragen daher kaum zum Flottenschnitt bei. „Die insgesamt ernüchternde CO2-Bilanz ist auch auf die mangelnde Akzeptanz der Elektromobilität zurückzuführen“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des CAM.
Zwischen den Herstellern gibt es aus Bratzels Sicht ohnehin große Unterschiede. „Eine unterdurchschnittliche CO2-Bilanz deutet auf einen im Wettbewerbsvergleich ungünstigen Produktmix, sowie Defizite im Bereich effizienter Antriebe und Leichtbau hin“, sagt er. Kurzum: Es gibt Hersteller, die den Umweltschutz bislang vernachlässigen.
Ausstoß wie ein Sportwagen
Wie bei Daimler stieg der durchschnittliche CO2-Ausstoß auch bei den Volumenherstellern Ford (+3,5 Gramm) und Kia (+3,8 Gramm). Besonders hoch fällt der durchschnittliche Ausstoß beim italienischen Autobauer Fiat aus, der mit einem Flottenschnitt von rund 138 Gramm immer noch deutlich mehr CO2 ausstößt als die meisten Konkurrenten. Das liegt vor allem an den steigenden Verkäufen der Fiat-Marke Jeep, die mit 177 Gramm CO2 pro 100 Kilometern schon fast Sportwagen-Werte erreicht. „Ohne drastische Verbesserungen der CO2-Emissionen könnte man die EU-Grenzwerte 2021 verfehlen“, sagt Bratzel.
Dass es anders geht, zeigt unter anderem der schwedische Autobauer Volvo. Obwohl auch die Schweden immer mehr Geländewagen verkaufen, konnten sie ihren Flottenschnitt auf mittlerweile 126,8 Gramm CO2 senken. Ein bemerkenswerter Erfolg, denn innerhalb von sechs Jahren könnten die Schweden den Schnitt damit um mehr als 50 Gramm senken – und ziehen damit auch an den deutschen Premiummarken vorbei. Die Schweden haben ihre gesamte Modellpalette ausschließlich auf Vierzylinder-Motoren mit maximal zwei Litern Hubraum umgestellt.
Was den Deutschen an Elektroautos besonders gefällt
Ein Drittel der Befragten freut sich besonders über die geringen Emissionen.
Die gleichmäßige Beschleunigung der Konstruktionen spricht mehr als jeden Fünften besonders an.
Weniger Kosten für die Fortbewegung Die Energiepreise finden fast ebenso viel Zuspruch wie die gleichmäßige Beschleunigung.
Von der Laufruhe sind rund 20 Prozent der Probanden besonders überzeugt.
Imageprobleme? Vielleicht. Denn das ist für nur 3 Prozent der Befragten ein besonderer Aspekt bei Elektrofahrzeugen.
Einem von hundert Befragten gefällt das Design an Elektroautos am besten.
Quelle: Statista
Zwei Volumenhersteller kommen den gesetzlichen Vorgaben schon heute sehr nah. Den niedrigsten Flottenschnitt im Branchenvergleich (105,8 Gramm) weist der französische Hersteller PSA (Peugeot-Citroën) aus. Die Franzosen verkaufen besonders viele Kleinwagen. Knapp dahinter landet Toyota. Die Japaner kommen durch einen hohen Anteil an verkauften Hybriden auf einen Flottenschnitt von 108 Gramm.
Den größten Rückgang innerhalb eines Jahres kann der britische Autobauer Jaguar Land Rover (JLR) vorweisen. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß um satte 12 Gramm auf 149,4 Gramm pro 100 Kilometer. Damit stoßen die Sport- und Geländewagen der Briten immer noch mehr aus als die meisten Konkurrenten. Allerdings profitiert JLR von einer Ausnahmeregelung. Wegen der geringen Zahl der verkauften Fahrzeuge gelten für die Briten nur abgeschwächte Grenzwerte, die spätestens mit der Einführung des vollelektrischen I-Pace erreicht werden dürften.
Doch die Wissenschaftler geben der Industrie insgesamt keine Entwarnung. Denn die Ersparnisse des Diesels seien bei der CO2-Bilanz fest eingeplant worden – und fallen jetzt weg. „Sollte der Dieselanteil weiter sinken, müssten die Hersteller zum Ausgleich ihre Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität weiter verstärken, um hohe Strafzahlungen zu verhindern“, sagt Bratzel. Nicht umsonst kündigte auch Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche zuletzt an, eine Elektrooffensive starten zu wollen.