Continental und das Autonome Fahren Ohne Künstliche Intelligenz geht wenig voran

Unternehmen aus der Automobilbranche setzen verstärkt auf das Autonome Fahren. Unverzichtbar ist dabei die Künstliche Intelligenz, die die neuen Systeme sicherer macht. Continental verspricht sich viel davon.

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Continental-Versuchsfahrzeug in Hannover: Auch für die Zulieferer gewinnt das Autonome Fahren zunehmend an Bedeutung. Quelle: Reuters

Hannover Künstliche Intelligenz ist ein Hoffnungsträger für die gesamte Automobilindustrie, auch für den Continental-Konzern aus Hannover. Selbstlernende Systeme sind vor allem unverzichtbar für die Einführung des Autonomen Fahrens. Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz müssen vor allem die Sicherheitsfragen rund um das Autonome Fahren gelöst werden.

„Künstliche Intelligenz gehört in den nächsten Jahren zu unseren wichtigsten Investitionsbereichen“, erläutert Kurt Lehmann, Corporate Technology Officer bei Continental. Wie viel der hannoversche Zulieferer dafür schon heute investiert, will er nicht sagen. Nur eine Zahl nennt Lehmann: Rund 100 Ingenieure arbeiten bei Continental aktuell im Bereich Künstliche Intelligenz – und es dürften wahrscheinlich noch viel mehr werden. In der Autobranche würden sich die Investitionen in die Künstliche Intelligenz künftig alle zwei Jahre verdoppeln.

Künstliche Intelligenz wird vor allem dafür gebraucht, um die vielen Informationen im Straßenverkehr verarbeiten zu können. Systeme und Maschinen, die beim Autonomen Fahren vielleicht in zehn Jahren eingesetzt werden, müssen ähnlich intelligent sein wie ein Mensch. Deshalb wird auch der Begriff Künstliche Intelligenz verwendet. Er steht für selbstlernende Algorithmen, die wie ein Mensch neue und zusätzliche Informationen verarbeiten und beurteilen können.

Automobilzulieferer wie Continental sind davon überzeugt, dass Systeme mit Künstlicher Intelligenz dem Autonomen Fahren zum Durchbruch verhelfen können. Sie sorgen für das unverzichtbare Maß an Sicherheit. Wenn sich die Unfälle häuften, würde das Autonome Fahren niemals die volle gesellschaftliche Akzeptanz erfahren. Die Technik müsse deshalb zu ihrer Einführung wahrscheinlich noch zuverlässiger als der Mensch sein. „Ein Kind lernt erst im Laufe seines Leben, dass es keinen heißen Ofen anfassen darf“, sagt Lehmann. Beim Autonomen Fahren werde den Unternehmen eine solche Lernphase nicht gestattet sein.

Wenn sich die selbstständig fahrenden Autos aber erst einmal durchgesetzt haben, wird es weniger Unfälle als heute geben, davon sind die Entwickler bei Continental überzeugt. Denn die Technik wird niemals müde, wird auch nicht abgelenkt und unterliegt im Unterschied zum Menschen keinen Stimmungsschwankungen. Am Ende sollte die Sicherheit klar zugenommen haben, mit weniger Unfällen und mit weniger Opfern im Straßenverkehr.

Continental erwartet, dass es weltweit einheitliche Mindeststandards für das Autonome Fahren geben wird, allerdings auch immer gepaart mit regionalen Besonderheiten. Große Unterschiede zwischen nationalen Aufsichtsbehörden gebe es heute nur noch sehr bedingt, auf diesem Feld hätten sich die Standards in den vergangenen Jahren stärker angepasst.

Die Autobranche profitiert davon, dass die Algorithmen immer zuverlässiger werden. Damit erhöht sich die Sicherheit – und die Zahl der möglichen Einsatzfelder. Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz lässt sich beispielsweise das menschliche Fahrverhalten am Steuer eines Autos nachmodellieren. Wichtig wird dabei, dass die im Auto künftig eingesetzten Kameras extrem leistungsfähig sind und etwa Fußgänger oder Radfahrer erkennen können, und das unter allen möglichen Wetterbedingungen. Die Kameras müssen genauso gut Verkehrszeichen erkennen können, ganz wie ein Mensch. Das Auto wandelt sich dadurch zum rollenden Computer: In jedem Fahrzeug wird es künftig schätzungsweise 100 Millionen Programmiercodes geben, mehr als in jedem Smartphone.

„Wir müssen ganz vorne mit dabei sein“, fasst Kurt Lehmann die Erwartungen bei Continental zusammen. Das heißt auch, dass der Zulieferer aus Hannover Fachleute mit dem entsprechenden Know-how für sich gewinnen kann. „Aber das wird nicht unbedingt einfach, diese Talente zu Continental zu holen“, gesteht Lehmann ein. Nicht nur in der Autobranche wachse die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz, sondern auch in vielen anderen Industrien.

Die Künstliche Intelligenz hat in den vergangenen 60 Jahren ein Wechselbad der Geschichte hinter sich. So mancher hatte sie schon völlig abgeschrieben. Aber nach einem Auf und Ab über Jahrzehnte scheint heute klar zu sein, wohin die Reise geht: Die Künstliche Intelligenz wird aus den Entwicklungslabors der Automobilhersteller nicht mehr wegzudenken sein. Ohne sie geht es mit dem Autonomen Fahren nicht entscheidend voran.

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