Demografie Alternde Gesellschaft: Wer gewinnt, wer verliert

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Facebook für Faltige

Platinnetz Quelle: Screenshot

Auch wenn sie nicht zu den Native Usern zählen, also zu denjenigen, die von Geburt an mit dem Internet aufgewachsen sind: Die künftigen Alten sind wie geschaffen für soziale Netzwerke, weil sie sich häufiger als heutige Rentner im Netz tummeln werden.

Davon ist Karl-Friedrich Fischbach aus Merzhausen nahe Freiburg überzeugt. Er gründete deshalb schon 1998 die private, nur durch Bannerwerbung finanzierte Web-Seite „Seniorentreff.de“ und baute sie zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Netzwerke für Ältere aus.

Noch sind die Nutzerzahlen überschaubar. Die rund 10 000 aktiven Mitglieder rufen im Monat rund 1,5 Millionen Seiten auf. Privatier Fischbach ist von der großen Zukunft seines Netzwerks überzeugt. „Das Internet ist optimal zur Erhaltung und Neuknüpfung sozialer Kontakte geeignet“, sagt der 63-jährige emeritierte Biologie-Professor. „Gerade ältere Menschen verlieren ihre Kontakte durch Ausscheiden aus dem Arbeitsleben, beim Wegzug der Kinder oder dem Verlust von Freunden.“

Im Platinnetz

Investoren wie Holtzbrinck Ventures oder die Samwer-Brüder mit ihrem European Founders Fund basteln daraus längst ein neues Geschäftsmodell. Sie hoffen, damit zunächst in Deutschland, später auch international viel Geld zu verdienen.

Diagramm: Mehr Ältere, die länger leben Quelle: United Nations

So sind Holtzbrinck und der Samwer-Fund zusammen mit dem Versandhaus Klingel 2011 bei platinnetz.de eingestiegen. Das Kölner Netzwerk mit seinen 170 000 Mitgliedern versteht sich als Plattform „für Junggebliebene der Generation 40 plus mit einem positiven Lebensgefühl“, sagt Geschäftsführer Stefan Vosskötter im besten Marketing-Sprech.

Tatsächlich will Platinnetz bieten, was Facebook und Co. bislang kaum schaffen: reale statt virtuelle Kontakte, regionale Gruppen organisieren statt global kommunizieren, etwa Menschen für gemeinsame Weinfeste, Kegelabende oder Reisen zusammenbringen. Solche Angebote erhöhen die emotionale Bindung der Nutzer und damit die Attraktivität der Portale gegenüber Anzeigenkunden. Denn statt auf Mitgliedsbeiträge setzen die Portale auf die Finanzierung durch maßgeschneiderte Online-Werbung für Grauhaarige.

Die Idee scheint reif für den Export. „In Österreich und der Schweiz gibt es von uns schon Regionalgruppen“, sagt Alexander Wild, Gründer der Frankfurter Feierabend Online Dienste für Senioren. Um ins fremdsprachige Ausland zu expandieren, braucht es nach Meinung der Senioren-Netzbetreiber wenig mehr als die Übersetzung des existierenden Portals.

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