Denkfabrik Die Stahlbranche - kein altes Eisen

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Die Bedeutung von Stahl steigt

Ein Mitarbeiter von Thyssenkrupp schaut sich im Stahlwerk Rohstahlrollen an. Quelle: dpa

Noch wichtiger als die Transportkosten ist, dass die Stahlindustrie in einem engen Innovationsverbund mit ihren Kunden steht. Stahl ist kein homogenes Produkt, sondern wird entsprechend den Bedürfnissen der Kunden legiert, gewalzt und verformt. Dieser Verbund ist keine Einbahnstraße: Die Stahlverwender verlangen von den Herstellern immer wieder neue Problemlösungen, und die Stahlerzeuger erschließen ihren Kunden durch innovative Produkte neue Märkte.

Was es bedeutet, diesem Verbund die Grundlage zu entziehen, zeigt das Beispiel Großbritannien. Dort ist wegen des Bedeutungsverlustes von Stahlsektor, Maschinen- und Fahrzeugbau die Deindustrialisierung weit vorangeschritten. Dies geht einher mit einer rückläufigen Rohstahlerzeugung und einem Rückzug der Branche aus dem Segment qualitativ hochwertiger Stähle.

Die Energiewende braucht Stahl

Die Bedeutung von Stahl zeigt sich auch im Kontext der Energiewende: Wenn neue Kraftwerke oder Stromnetze gebaut werden, geht es nicht ohne Stahl. Das gilt auch für das Ziel, die Emissionen im Straßenverkehr zu vermindern. Der entscheidende Ansatz ist, das Gewicht der Fahrzeuge zu reduzieren, mithin weniger Stahl zu verwenden. Soll dies nicht zulasten der Sicherheit gehen, muss Stahl künftig noch intelligenter erzeugt, gewalzt und verformt werden.

Die Beispiele zeigen, wie wichtig es auch bei der Formulierung energie- und umweltpolitischer Ziele ist, die gesamte Wertschöpfungskette im Auge zu behalten. So geht die durch weniger Stahl im Auto erzielte Energieersparnis beim Fahren mit einem höheren Energieverbrauch bei der aufwendigeren Stahlerzeugung einher – jeder zusätzliche Prozessschritt kostet Energie.

Und den geringeren CO2-Emissionen von regenerativen Energien stehen zusätzliche Emissionen gegenüber, die durch die Stahlproduktion für weitere Windräder und Strommasten entstehen. Und auch das Ende der Wertschöpfungskette muss berücksichtigt werden: Stahl kann im Gegensatz zu den meisten Kunststoffen nahezu beliebig oft recycelt werden.

Den Herausforderungen einer durch das Postulat der Nachhaltigkeit geprägten Zukunft kann Stahl also gerecht werden. Für die deutsche Wirtschaft dürfte daher auch künftig gelten, dass ihr Fundament zu guten Teilen aus Stahl besteht.

Die vier stahlintensiven Sektoren in Deutschland beschäftigen 3,5 Millionen Menschen

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