Saudi-Arabien hat im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viel für die militärische Rüstung ausgegeben wie Deutschland und damit sogar Russland klar hinter sich gelassen. Das sunnitische Königreich lag mit 87,2 Milliarden Dollar weltweit auf Platz drei vor Russland mit 66,4 und Großbritannien mit 55,5 Milliarden Dollar. Unangefochten an der Spitze blieben die USA mit 596 Milliarden Dollar vor China mit 215 Milliarden. Das teilte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Dienstag mit.
Nach vier Jahren Rückgang stiegen die weltweiten Rüstungsausgaben 2015 erstmals wieder um ein Prozent. Insgesamt wurden 1676 Milliarden Dollar (1,5 Billionen Euro) in militärische Mittel investiert. Von den Großinvestoren erhöhten vor allem Russland (+7,5%), China (+7,4%) und Saudi-Arabien (+5,7%) ihre Rüstungsausgaben deutlich.
Dass sich Saudi-Arabien trotz geringerer Steigerung in der Ausgabenliste vor Russland schob, lag an der Rubelabwertung und einer Aktualisierung der Sipri-Statistik für 2014. Der Irak gab gleich 35 Prozent mehr für Waffen aus.
Die wichtigsten Antworten zu dem künftigen Panzerriesen
Der Verbund aus Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aus München und Nexter mit Sitz im königlichen Pariser Vorort Versailles gehört mit gut 1,5 Milliarden Euro Umsatz zwar nicht zu den zehn größten Rüstungsriesen Europas. Doch Kant ist der größte reine Panzerhersteller der alten Welt. Rheinmetall, mit dem KMW fast alle Großprojekte wie den Leopard gemeinsam baut, macht zwar mehr Umsatz als künftig Kant. Doch die Düsseldorfer haben viele andere Produkte wie Feldlager-Abwehrsystem oder einen chemische erzeugten Nebel, der Schiffe und Autos in eine für Gegner undurchsichtige Hülle packt.
Nach Außen ist Kant ein Zusammenschluss unter Gleichen. Doch auch wenn der französische Staat und die verschwiegene Münchner-Industriedynastie Bode jeweils die Hälfte der Anteile halten, gilt die französische Seite als die Stärkere. Zum einen gilt in Paris fast jede Art von Rüstung – nicht zuletzt mangels vieler anderer starker Industriezweige – als eine nationale Kernkompetenz und genießt die ausdrückliche Rückendeckung des Staats bis hinauf zum Präsidenten. Dagegen sind Waffenbauer hierzulande eher ungeliebt. Dazu sind sich die Mitglieder der Bode-Familie nicht immer einig. Darum vermuten Branchen-Insider, dass die Bodes über kurz oder lang ihre Kant-Anteile schrittweise zu Geld machen könnten.
In einem Wort: Rüstungsexporte. Bei den ersten Fusionsgesprächen hatten KMW und Nexter angesichts sinkender Aufträge in Europa nur eine Hoffnung: durch Größe, ihr Wartungsgeschäft und als zumindest teil-französisches Unternehmen leichtere Exporte den damals scheinbar unvermeidlichen Schrumpfprozess zu verschleppen. Dieses eher triste Szenario hat sich spätestens seit dem Ukraine-Konflikt aufgehellt. Nun mehren sich selbst im rüstungskritischen Deutschland Stimmen, dass West-Europa mehr und neue Panzer braucht. So hat Deutschland nun nochmal 100 Leopard-Panzer bei KMW nachbestellt und gibt es Anzeichen, dass Deutschland und Frankreich gemeinsam bei Kant einen Nachfolger für ihre heutigen Streitwagen Leopard und Leclerc bestellen. Daran könnten sich andere Länder beteiligen und am Ende wird der Panzer dann auch in andere Teile der Welt exportiert. Und weil die Technik größtenteils von beiden Firmen entwickelt ist, bedeutet jeder Versuch Deutschlands, seine strengeren Exportvorschriften durchzusetzen einen europaweiten politischen Knatsch.
Deutsche Top-Technologie. KMW baut aus Sicht von Experten die besten Panzer der Welt. Sie gelten als besonders leistungsfähig, weil sie dank ihrer starken Dieselmotoren besonders schnell fahren und sie dank der ausgefeilten Elektronik auch bei hohem Tempo noch treffsicher schießen. Dazu schützen sie ihre Insassen besonders gut, auch dank deutschen Zulieferern wie dem Sitzhersteller Autoflug. Das macht besonders das Topmodell Leopard sehr beliebt, aber eben mit bis zu acht Millionen Euro auch für die meisten Länder zu teuer. Ähnliches gilt für die anderen Kampfwagen mit Raubtier-Namen wie der Flugabwehrpanzer Gepard oder Schützenpanzer Puma. Dazu ist KMW bei Geschützen größeren Kalibers führend.
Die Rückendeckung Frankreichs im Export und eine Stärke bei leichteren Kampfwagen sowie leichteren Geschützen. Zwar gelten auch die heutigen großen Kampfpanzer unter dem Namen Leclerc als gut. Doch angesichts der starken internationalen Konkurrenz lassen die sich trotz der Rückendeckung durch die gallische Regierung meist nur dann so richtig losschlagen, wenn sie deutsche Teile merklich aufmöbeln wie Getriebe von der MAN-Tochter Renk. Daher ist die Grundidee, für die künftigen Kant-Wagen französische Exporthilfen und je nach Geldbeutel der Kunden mehr oder weniger deutsche Technik zu kombinieren.
Beim ersten Blick in die Kataloge ergänzen sich die Partner gut. Nexter listet dort vor allem Einzelteile wie Kanonen, Sitze, Gewehre, Elektronik oder Kleingeräte zur Energieerzeugung im Feld. KMW nennt hier vor allem gepanzerte Fahrzeuge aller Größen und Systeme zur Ausbildung. Tatsächlich leben beide vorwiegend von schwerem Gerät vom geschütztem Transporter bis zum Kampfpanzer und den einträglichen Wartungsverträgen, die sie mit den Armeen ihrer Heimatländer haben. Dazu haben beide den Strukturwandel der Rüstungsbranche weitgehend verpasst. Sie haben fast keine Zivilprodukte im Angebot und fertigen fast ausschließlich im Heimatland.
Die USA investierten dagegen 2,4 Prozent weniger als 2014. Im laufenden Jahr dürften sich die Ausgaben der weltgrößten Militärmacht stabilisieren. „Es macht den Eindruck, dass die Einschnitte in den USA dem Ende entgegengehen“, sagte Sam Perlo-Freeman, der Leiter des Sipri-Projektes, der Deutschen Presse-Agentur.
Deutschland gab 2015 rund 39,4 Milliarden Doller für Rüstung aus. Es wurde dabei von Japan, das 40,9 Milliarden investierte, vom 8. auf den 9. Platz verdrängt.
„Die Militärausgaben im Jahr 2015 zeigen gegensätzliche Trends“, sagte Perlo-Freeman. Auf der einen Seite spiegelten sie die eskalierenden Konflikte und Spannungen in vielen Teilen der Welt wider. Auf der anderen Seite sei klar zu erkennen, dass wegen des gesunkenen Ölpreises weniger „Ölgeld“ in die Rüstung fließe. Diese wirtschaftlich und politisch schwankende Lage mache es schwierig, eine Prognose für die Zukunft zu erstellen.
Die Spannungen im Gefolge der Ukrainekrise haben vor allem die Nachbarländer Russlands und der Ukraine zu Ankäufen von mehr Waffen und Ausrüstung motiviert. Polen (+22%), Litauen (+33%) und die Slowakei (+17%) sorgten für einen Gesamtanstieg um 13 Prozent in Mitteleuropa. Im Gegensatz dazu gingen die Ausgaben in den westeuropäischen Ländern um 1,3 Prozent zurück.
Doch das wird sich nach Einschätzung der Stockholmer Forscher bald ändern. Großbritannien, Deutschland und Frankreich hätten angesichts des schwierigen Verhältnisses zu Russland und der Bedrohung durch Terrororganisationen wie des Islamischen Staates angekündigt, ihre Ausgaben zu erhöhen.