Dieselaffäre bei Porsche SE Führungsriege steht im Fokus der Ermittler

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat bestätigt, dass sie gegen führende Manager der VW-Muttergesellschaft Porsche SE ermittelt. Beschuldigt sind Matthias Müller, Hans Dieter Pötsch und Ex-Vorstand Martin Winterkorn.

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Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen die beiden hochrangigen Manager des Volkswagen-Mutterkonzerns Porsche SE. Quelle: dpa

Düsseldorf, Berlin Seit ein paar Tagen schon gab es Spekulationen, dass die Affäre um die manipulierten Abgaswerte von VW-Dieselautos auch Konzernchef Matthias Müller persönlich erreicht. Es geht um den Verdacht, Aktionäre der Muttergesellschaft Porsche SE verspätet über die finanziellen Folgen des Skandals informiert zu haben. Neben Müller werde auch gegen Hans Dieter Pötsch und den damals noch amtierenden Porsche-SE-Vorstand Martin Winterkorn ermittelt, bestätigte die Staatsanwaltschaft Stuttgart, die das Verfahren eingeleitet hat. Über den Fall hatte zuerst die „Wirtschaftswoche“ in der vergangenen Woche berichtet.

Auslöser hierfür ist eine Strafanzeige der Finanzaufsicht Bafin von Sommer 2016. Die Finanzaufseher hatten die Kursstürze der Volkswagen- und Porsche-Aktien nach Bekanntwerden der Dieselaffäre im September 2015 zum Anlass genommen, um die Informationspolitik der Konzerne zu hinterfragen. Offenbar kam die Bafin zu dem Ergebnis, die Vorgänge sowohl bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig als auch bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart anzuzeigen. Braunschweig leitete zügig Ermittlungsverfahren ein. Auch dort wird gegen Pötsch und Winterkorn ermittelt, dritter Beschuldigter ist Finanzvorstand Herbert Diess.

Im Frühjahr zog dann die Staatsanwaltschaft Stuttgart nach. „Gegen die Beschuldigten besteht der Anfangsverdacht, den Anlegern die sich aus den Software-Manipulationen bei Dieselfahrzeugen der Volkswagen AG ergebenden, insbesondere finanziellen Konsequenzen für die Porsche SE bewusst verspätet mitgeteilt zu haben“, sagte ein Behördensprecher. Die Porsche SE ist im Wesentlichen eine Beteiligungsholding der Familien Porsche/Piëch, nur ein kleiner Anteil wird am Kapitalmarkt gehandelt. Die Porsche SE hält die Mehrheit der Aktien der Volkswagen AG.

Die Anwälte von Winterkorn und Pötsch sowie Volkswagen lehnten einen Kommentar dazu ab. Das Unternehmen hatte indes schon die Anschuldigung der Staatsanwaltschaft Braunschweig zurückgewiesen. Die Aktionäre wären fristgerecht über die Dieselkrise informiert worden, hatte VW mitgeteilt.

Eine unverzügliche Veröffentlichungspflicht (Ad-hoc) ergibt sich bei börsennotierten Unternehmen für konkrete Informationen über bis dahin nicht öffentlich bekannte Umstände, die den Aktienkurs erheblich beeinflussen könnten. Für Aktionäre wären solche Informationen bei kauf- oder Verkaufsentscheidungen relevant. Sowohl VW- als auch Porsche-Aktionäre – darunter mächtige institutionelle Investoren – haben inzwischen Klagen eingereicht. Sie fordern wegen der möglichen Verletzungen von Ad-hoc-Pflichten Schadensersatz in Milliardenhöhe. VW weist die Forderungen zurück.

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