Dieselaffäre VW erhielt früh Hinweise auf Schummelsoftware

Es ist eine wichtige Frage: Wann wusste das VW-Management von den manipulierten Abgaswerten bei Dieselmotoren? Ein Schriftsatz zeigt, dass es schon relativ früh informiert war – auch der damalige Konzernchef Winterkorn.

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Das VW-Management hatte früh Hinweise auf gefälschte Abgaswerte bei Dieselmotoren. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Volkswagen-Konzern hat früh Hinweise auf gefälschte Abgaswerte bei Dieselautos erhalten. „Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand verdichteten sich bei Volkswagen ab Ende Mai 2015 zunehmend die Hinweise darauf, dass es zum Einsatz einer gegen US-Recht verstoßenden Software gekommen sein könnte“, heißt es in einer Klageerwiderung, mit der sich das Unternehmen gegen Schadensersatzforderungen enttäuschter Aktionäre wehrt. Das berichtet das „Handelsblatt“ in seiner Montagsausgabe. Der 115-seitige Schriftsatz liegt der Zeitung vor.

Mitte Mai 2015 hatte ein Mitarbeiter der Rechtsabteilung Hinweise auf „einen möglichen Einsatz eines sogenannten Defeat Device“ erhalten, wie es in dem Dokument heißt. Volkswagen hat bei bis zu elf Millionen Dieselautos mit einer illegalen Software („Defeat Device“) die Abgaswerte gedrückt, um die Grenzwerte einhalten zu können. Mehrere Behörden ermitteln daher gegen den Konzern. Trotz dieses schwerwiegenden Verdachts unternahm der Rechtsexperte laut der Klageerwiderung nichts.

Dies war indes nicht der einzige Hinweis. Am 27. Juli 2015 trafen sich der damalige VW-Chef Martin Winterkorn und VW-Markenchef Herbert Diess mit einigen Technikern, um über Mängel an Modellen zu sprechen. Abseits des Protokolls wurde dem Dokument zufolge über die „Hintergründe der Dieselthematik“ gesprochen. „Bei dieser Besprechung teilten einzelne VW-Mitarbeiter aber möglicherweise erstmals mit, dass der Dieselthematik eine Softwareveränderung zur Beeinflussung des Abgasverhaltens auf dem Prüfstand zugrunde liegt.“

Winterkorn habe daraufhin die Mitarbeiter aufgefordert, „den Sachverhalt weiter aufzuklären“. Der Dieselbetrug wurde schließlich am 18. September von den US-Umweltbehörden EPA und Carb öffentlich gemacht. Diese werfen VW vor, die Aufarbeitung seit dem Frühjahr 2014 verschleppt zu haben.

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