Der Turiner Autokonzern will überdies Autos jeder Marke aus dem VW-Konzern in Zahlung nehmen. Der Rabatt für einen Fiat wird zusätzlich zu anderen Anreizen gewährt. Das geht aus einer internen Mitteilung hervor, die von der Zeitung Il Giornale am Dienstag veröffentlicht wurde – Autohändler haben die Mitteilung bestätigt. Ein Sprecher von Fiat in Turin wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
Rabatte beim Umstieg auf eine andere Automarke sind in der Branche zwar nicht unüblich – doch Angebote, die speziell einen konkurrierenden Hersteller ins Visier nehmen, sind selten. Fiat unternimmt seinen Vorstoß just zu dem Zeitpunkt, in dem VW tief in der größten Krise seiner Firmengeschichte steckt.
Die Anreize, die Fiat Chrysler im Oktober VW-Kunden beim Umstieg anbietet, reichen von 500 Euro bei einem Fiat Panda bis zu 1500 Euro beim Kauf eines Jeep Grand Cherokee. Hinter Fiat hat VW in Italien die zweitgrößten Absatzzahlen. Die Verkaufszahlen von VW in Italien sind im September um 1,4 Prozent gefallen, während der Verkauf bei Fiat um 24 Prozent zunahm. Fiat schickte in der vergangenen Woche eine weitere Mitteilung an die Händler: Darin wurde den Kunden versichert, dass der Autobauer alle Vorschriften erfülle und die Fahrzeuge nicht mit betrügerischen Vorrichtungen ausgestattet seien.
Automotive News Europe hatte zuletzt berichtet, dass der US-Autokonzern Ford ebenfalls einen Bonus für Umsteiger biete. Hier soll der Rabatt bei 750 Euro für alle Modelle liegen und sich auch an VW-Fahrer in Italien richten. Von Ford in Europa war nach den üblichen Geschäftszeiten keine Stellungnahme zu erhalten.
VW und das „Blutbad“
Damit wird in der seit längerem eher feindseligen Beziehung zwischen den beiden Autobauern eine neue Marke gesetzt. Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne hatte VW im Jahr 2012 beschuldigt, mit seiner Preispolitik in Europa ein „Blutbad“ anzurichten. Damals steckte die Autobranche in einer tiefen Absatzflaute. VW reagierte mit der Drohung, den wichtigsten Herstellerverband ACEA zu verlassen, der damals unter dem Vorsitz von Marchionne stand.
ACEA, dem VW noch immer angehört, ist nun aktiver Teil der zunehmenden Isolierung von Europas größtem Autokonzern. VW hatte am 18. September zugegeben, Dieselmotoren mit einer Software ausgestattet zu haben, die Dieselabgase bei Tests gezielt manipuliert.
Der Verband erklärte am 23. September, es gebe „keine Belege“, dass auch andere Autohersteller absichtlich die Prüfverfahren getäuscht hätten. Die Volkswagen-Aktie ist seit der Aufdeckung des Skandals auf Talfahrt, während sich die Börsenkurse der europäischen Wettbewerber langsam wieder erholen.
Die Volkswagen-Aktie ist seit dem 18. September um 42 Prozent eingebrochen. In der vergangenen Woche fiel der Kurs um 13 Prozent, während die Aktie von Fiat Chrysler acht Prozent gewann. Bei PSA Peugeot Citroen stieg der Kurs um 2,9 Prozent und bei BMW um 2,9 Prozent.