Dieselgate Neue Verdachtsfälle im Abgasskandal

Laut einem Ex-Mitarbeiter soll VW in den USA Beweismittel vernichtet haben. Einem Medienbericht zufolge hätten der heutige Chef und der Aufsichtsratsvorsitzende zudem die Risiken des Skandals vor Porsche „verheimlicht“.

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Der Druck aus den USA nimmt zu. Quelle: dpa

Berlin/Düsseldorf Die schlechten Nachrichten und neuen Verdachtsfälle reißen nicht ab: Laut Einer Recherche des NDR, WDR und der „Süddeutschen Zeitung“ soll Volkswagen nach dem Bekanntwerden der Abgasmanipulationen im September 2015 Beweismittel vernichtet haben. Das wirft dem Unternehmen ein ehemaliger IT-Manager vor, der bei der US-Tochter von Volkswagen gearbeitet hat. Er soll versucht haben, die Löschung von Daten zu verhindern – woraufhin er seinen Angaben zufolge fristlos entlassen wurde.

Das unternehmen wollte sich zu dem Vorwurf nicht äußern. Der Konzern äußere sich „zu arbeitsrechtlichen Differenzen grundsätzlich nicht“, zitiert die ARD einen Sprecher.

Die neuen Vorwürfe kommen in einer turbulenten Zeit für die US-Tochter der Wolfsburger. Vor wenigen Tagen ist der Volkswagenchef in den Vereinigten Staaten, Michael Horn, zurückgetreten.

Doch damit nicht genug. Einem Bericht der „Bild am Sonntag“ (BamS) zufolge sollen Vorstandschef Matthias Müller und der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch den Abgasskandal bis zuletzt „verheimlicht“ haben. Das Blatt beruft sich auf das Protokoll einer Vorstandssitzung vom 18. September 2015. Am Abend dieses Tages machte die US-Umweltbehörde EPA die Affäre um manipulierte Abgaswerte publik und kündigte Strafzahlungen in Milliardenhöhe an.

Wenige Stunden zuvor waren laut BamS Müller, damals Porsche-Chef, und Pötsch, damals VW-Finanzvorstand, mit dem damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn bei der Vorstandssitzung der Porsche Holding SE zusammengekommen, die mit Abstand größter VW-Aktionär ist. Bei dem Treffen habe Johannes Lattwein, Leiter Finanzen, zunächst über die Lage der Holding referiert. Dann stehe im Protokoll ein Satz, der der Zeitung zufolge Müller und Pötsch in die Bredouille bringt: „Dr. Lattwein erkundigt sich sodann bei Prof. Winterkorn, Herrn Pötsch und Herrn Müller, ob ihnen für die Porsche SE wesentliche Risiken des Volkswagen-Konzerns bekannt sind, (...) was die Herren verneinen.“

Der Sprecher der Porsche SE, Albrecht Bamler, erklärte zu dem Bericht, die Vorstände der Volkswagen AG hätten zu diesem Zeitpunkt der Vorstandssitzung der Porsche SE am 18. September 2015 keine Kenntnis von der EPA-Erklärung. „Sie standen zu diesem Zeitpunkt unter dem Eindruck, dass die Problematik in den USA im Rahmen üblicher Gespräche und einer Zahlung, die im niedrigen 3-stelligen Millionen Bereich (US-Dollar) liegen würde, gelöst werden kann.“ Eine solche Zahlung sei durch die erheblichen Gewährleistungsrückstellungen bei Volkswagen ohne weiteres und ohne Ergebnisbelastungen gedeckt gewesen. Von VW war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

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