Drive Now, Car2go, Multicity „Ein Carsharingfahrzeug ersetzt 20 Autos“

Carsharing boomt. 2016 hat die Zahl der Nutzer mit 1,7 Millionen einen Rekordwert erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt der Branchenverband. Doch nicht jeder sieht die Entwicklung von gemeinschaftlich genutzten Autos rosig.

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Der Trend geht hin zu Carsharing-Angeboten ohne festen Abhol- und Rückgabeort. Quelle: Rodger Bosch; AFP; Getty Images; VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Berlin „Carsharing befreit die Straße vom ruhenden Blech“, prophezeit Willi Loose. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes CarSharing konnte sich den Funken missionarischen Eifers nicht verkneifen, als er in Berlin die aktuellen Branchenzahlen präsentiert hat. Und die sprechen eine eindeutige Sprache: Das Geschäft mit den gemeinschaftlich genutzten Autos boomt. So waren zu Jahresbeginn 1,7 Millionen Nutzer bei Carsharing-Anbietern in Deutschland registriert. Das sind 36 Prozent mehr als im Vorjahr.

Auch die Zahl der Städte mit Carsharing-Angeboten legte um 60 auf nunmehr fast 600 Städte und Gemeinden zu. Die Fahrzeugflotte umfasst heute über 17.000 Autos, darunter etwa ein Zehntel mit Elektroantrieb. Neben Daimler (Car2go) mischen auch Autobauer wie BMW (Drive Now) oder Citroën (Multicity) kräftig mit.

Dabei geht der Trend hin zu Carsharing-Angeboten ohne festen Abhol- und Rückgabeort. Im Fachjargon heißt das „stationsunabhängiges Carsharing“ und macht zwei Drittel des Gesamtangebots aus. Zwar stieg auch die Nachfrage an Fahrzeugen mit festem Abhol- und Rückgabeort. Doch vor allem die „free floating-Systeme“, bei denen die Autos frei von Stationen per App geortet, ausgeliehen und hinterher wieder abgestellt werden, nahmen 2016 rund 430.000 Nutzer (ein Zuwachs von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) in Anspruch.

„In innenstadtnahen Wohngebieten ersetzt ein Carsharingfahrzeug heute bis zu 20 Autos“, betonte Loose und verwies auf eine interne Studie, wonach in Köln und elf weiteren Städten die Zahl der Pkw-Eigentümer stark geschrumpft sei. Demnach bejahten 78 Prozent der Nutzer, nur dank Carsharing auf ein eigenes Auto zu verzichten.

Starken Rückhalt erhält die Branche vom Bundesumweltministerium. Staatssekretär Jochen Flasbarth zufolge symbolisiere Carsharing die „Abkehr vom selbstgenutzten Auto im Eigentum“.  Es leiste einen wichtigen „Beitrag, den Verkehr umwelt- und stadtverträglicher zu machen“, obwohl man noch am Anfang einer Entwicklung stehe. In der Diskussion stünden unter anderem reservierte Parkplätze für Carsharing-Autos und Maßnahmen zur Förderung von Elektromobilität.

Kritik an den Carsharing-Anbietern übte derweil die Deutsche Umwelthilfe. „Die Erfahrungen, die wir sehen, sind kontraproduktiv“, sagte deren Geschäftsführer Jürgen Resch der dpa. Durch Carsharing würden Busse, Bahnen und Taxen weniger genutzt, stattdessen drängten weiter Autos in die Innenstädte. „Das ist eine Verkaufsförderung für die Autoindustrie“, resümierte Resch.

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