Dubiose Berater, unnütze Investitionen, Bordellbesuche Der Niedergang des Mittelständlers Schumag

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Das Leid hat Tradition

  • Mehr als eine halbe Million Euro Honorar für nicht näher spezifizierte Beratung sackte eine Gesellschaft ein, die zeitweise Schumag-Aufsichtsrat Koschel und Ex-Vorstand Heinen indirekt gehörte. Heinens Nachfolger, der mittlerweile verstorben ist, führte diese Gesellschaft und erhielt überdies ein Beraterhonorar von rund 900.000 Euro. Koschel behauptet heute, dass er gegen diese Verträge gewesen sei. Heinen bleibt dabei, dass sein Nachfolger wertvolle Dienste geleistet und hierfür ein „angemessenes Honorar“ erhalten habe, das vom Aufsichtsrat genehmigt worden sei.
  • Heinens verstorbener Nachfolger war nicht gerade sparsam. Nach Informationen der WirtschaftsWoche soll er jeden Monat mehrere Tausend Euro in einem Edel-Bordell im Rheinland „mit verführerischem Ambiente im tropischen Stil“ verprasst und die Rechnung mit der Firmenkreditkarte beglichen haben.
  • Mit 3,5 Millionen Euro zu Buche schlug den internen Unterlagen zufolge eine „Geschäftslinie Russland“ nebst zugehörigem „Know-how-Paket“, das Schumag unter Heinen erwarb. Das sollte dem Unternehmen Aufträge im Umfang von 20 bis 35 Millionen Euro für Ventile einbringen, die in russischen Ölpipelines eingebaut werden sollten. Doch aus dem erhofften Geschäft wurde nichts. Es ist nicht einmal klar, ob Schumag das angebliche „Know-how“, das etwa aus Zeichnungen besteht, überhaupt nutzen darf, da die Rechte möglicherweise bei einer anderen Firma liegen. Verkäufer des „Know-how-Pakets“ war eine Gesellschaft, die zeitweise Aufsichtsrat Koschel sowie dem damaligen Schumag-Vorstand Heinen und dessen Vater gehörte.
  • Auf dubiose Weise kam Schumag auch zu einer mehr als zwei Millionen Euro teuren 5000 Quadratmeter großen Produktionshalle, die bis heute leer steht. Zwar geht aus Aufsichtsratsunterlagen hervor, dass Heinens Vorgänger allenfalls „langfristig“ eine „ausreichende Auslastung“ erwarteten und andere Maßnahmen einem Neubau vorzogen. Dennoch drängten die Betriebsräte im Aufsichtsrat auf einen zügigen Bau und kritisierten gar, dass der Vorstand mehrere Angebote einholen wollte, um Geld zu sparen. Die Arbeitnehmervertreter wollen dazu nicht Stellung nehmen.

Das Leid mit den Chefs und Eigentümern hat bei Schumag Tradition. Bis 2002 gehörte der frühere Familienbetrieb zum einstigen Babcock-Konzern, der Geld aus der Kasse der Aachener Tochter abzog. Nach der Pleite des Anlagenbauers 2002 wurde Schumag als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen weitergeführt und 2007 mehrheitlich von der Berliner Unternehmerfamilie Kazinakis übernommen. Als deren Beteiligungsgesellschaft pleiteging, war über Jahre unklar, wem Schumag mehrheitlich gehört. Das hat sich vor einigen Wochen grundlegend geändert, als die Hälfte der Aktien an die Münchner Firma Meibah ging, die zur chinesischen Meikai-Gruppe gehört. Etwas mehr als ein Viertel der Aktien hält Schumag-Aufsichtsrat Koschel, rund acht Prozent halten die Mitarbeiter.

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