Elektroauto vs. Verbrenner Ein Auslaufmodell

Volvo will schon in zwei Jahren nur noch Autos mit Elektromotor produzieren. Benziner und Diesel haben bei den Schweden lediglich im Hybrid für eine Übergangszeit eine gewisse Existenzberechtigung. Ein Kommentar.

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Auch ein Bobbycar von Audi lässt sich per Kabel aufladen. In wenigen Jahren werden Elektroautos zum gewöhnlichen Straßenbild gehören. Quelle: dpa

Millionen von alten Diesel-Fahrzeugen sind auf Deutschlands Straßen unterwegs. Ihre Abgaswerte im Realbetrieb sind deutlich höher, als die vermeintlich zuverlässigen Verbrauchstests vor der Erstzulassung ausgewiesen haben. Eine unheimliche Allianz aus Automobilindustrie und staatlicher Aufsicht hat diesen umweltpolitischen Sündenfall erst möglich gemacht. Die Behörden haben nicht so genau hingesehen und die Hersteller haben das rechtlich Mögliche sehr weitgehend interpretiert.

Dem stehen die berechtigten Interessen der Städte gegenüber. Sie müssen einschreiten, wenn die Stickoxid-Grenzwerte an den Ausfallstraßen um ein Mehrfaches überschritten werden. Kein Oberbürgermeister möchte sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, er würde mit der Gesundheit seiner Einwohner spielen. Fahrverbote sind aus Sicht der Kommunen ein logischer Schritt, um die Umweltprobleme zumindest ansatzweise in den Griff zu bekommen.

Doch die dreckigen Diesel besitzen eine amtliche Straßenzulassung. Die Autofahrer haben sie in dem guten Glauben gekauft, dass sie damit nicht nur auf den Autobahnen, sondern auch in den Städten unterwegs sein dürfen. Fahrverbote bedeuten einen Eingriff in ihre Eigentumsrechte, eine heikle rechtliche Angelegenheit also.

In dieser verworrenen Lage hilft eine offene Konfrontation nicht mehr weiter. Ein Kompromiss ist vielmehr gefragt. Jeder der Beteiligten muss seinen Anteil dazu beitragen, dass die Straßen sauberer werden und die Autos trotzdem noch in den Städten etwa auf dem Weg zur Arbeit benutzt werden dürfen.

Auf dem bayerischen Autogipfel in der vergangenen Woche ist immerhin ein Anfang gemacht worden. Zwischen Politik und Industrie gibt es eine erste Verständigung darüber, dass ältere Diesel-Fahrzeuge ein Software-Update zur Verbesserung der Abgaswerte bekommen sollen. Jetzt hat sich noch einmal der Verband der Automobilindustrie (VDA) eingeschaltet und schlägt die Umrüstung von drei Millionen älteren Diesel-Fahrzeugen vor. Das ist die schnellste und einfachste Lösung, gerade auch im Hinblick auf die Kosten.

Selbst ein Software-Update bei Millionen Fahrzeugen ist alles andere als einfach, wie das Beispiel Volkswagen gezeigt hat. 2,6 Millionen Fahrzeuge mit manipulierter Motorsteuerung hat der VW-Konzern in Deutschland in die Werkstätten gerufen. Auch nach knapp zwei Jahren ist die Umrüstung der Autos noch immer nicht abgeschlossen. Eingriffe in das Abgassystem und der Austausch von Teilen würde alles noch komplizierter und teurer machen. Eine solche Umrüstung würde auch viel länger dauern als das vergleichsweise einfache Aufspielen einer neuen Motorsteuerung.


Die Verantwortung der Autobauer

Volkswagen hat die Kosten seines Software-Updates übernommen. Das sollte auch die Maßgabe für die anderen Hersteller sein. Die Autokonzerne tragen eine Mitverantwortung dafür, dass Millionen von Diesel-Modellen mit überhöhten Abgaswerten auf den Straßen fahren dürfen.

Nicht allein der Staat ist für die Abgas-Gesetzgebung verantwortlich. Die Autohersteller haben ihre Einflussmöglichkeiten nach Kräften ausgenutzt und die Gesetze letztlich auch mitgeschrieben. Deshalb wäre es nur recht und billig, dass sie die Umrüstkosten in der Werkstatt übernähmen. Zumal die meisten Hersteller immer noch gut verdienen und sich eine Kostenübernahme deshalb leisten könnten.

Genauso wenig darf sich der Staat aus der Verantwortung stehlen. Auch die öffentliche Seite kann ihren Beitrag dazu leisten, die alten Diesel schneller von den Straßen verschwinden zu lassen. Eine Abwrackprämie für ältere Autos wäre ein bewährtes Mittel, das der Staat in der Vergangenheit schon mehrfach eingesetzt hat. Wenn die Prämien so ausgestaltet werden, dass der Staat zusätzlich noch den Kauf von Elektroautos fördert, dann wäre am Ende wirklich etwas für die Umwelt herausgekommen.

Das aktuelle Beispiel Volvo zeigt, wie sich die Branche wandelt. Die Schweden werden schon in zwei Jahren nur noch Autos mit Elektromotor verkaufen. Während einer Übergangszeit besitzen Benzin- und Dieselaggregat bei Volvo lediglich im Hybrid noch eine gewisse Bedeutung. Dem Elektromotor gehört die Zukunft, nicht dem Verbrenner. Wer das als Autohersteller nicht versteht, der wird schon in kurzer Zeit große Probleme haben.

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